Success! Ich habe mein erstes Projekt als Freelancer gestartet! Wow, wie sich das anfühlt – ganz wunderbar! Mit diesem Job habe ich das Gefühl, langsam tatsächlich ein Teil dieser Stadt werden zu können. Mein bisheriges Leben hier in der “Arbeitslosigkeit” war zwar keine Sekunde von Langeweile oder Untätigkeit geprägt, im Gegenteil. Aber all meine Aktivitäten (Wohnungssuche, Jobsuche, Bewerbungen schreiben, Jobinterviews führen, Behördengänge abarbeiten…) gaben mir weder das Gefühl, produktiv zu sein, noch irgendwo dazuzugehören. Somit steht man am Rand…das fühlt sich nicht gut an.
Aber ja, jetzt ist der erste Schritt getan. Am Dienstag nachmittag habe ich einen Anruf aus Vancouver erhalten für eine schnelle Einführung in das Projekt: die Webseite der amerikanischen Nationalparks soll neu gestaltet werden. Und ich soll mithelfen, hierfür neue Ideen zusammen zu tragen. Jippieh!
Am Mittwoch gings los. Das Projektteam sitzt fast ausschliesslich in Vancouver. Hier in Toronto arbeitet noch eine weitere Interaction Designerin an diesem Projekt, wir sind also zu zweit. Cami, meine Kollegin in diesem Projekt, ist ebenfalls Freelancerin. Wir sind also beide nicht fest bei dieser Firma angestellt und arbeiten auf Stundenbasis.
Und dass ich Cami getroffen habe, ist wieder so ein Glücksstern, der vom Himmel gefallen ist: sie ist Brasilianerin, lebt aber seit fast 10 Jahren hier in Kanada. Sie ist super, herzlich, organisiert, kreativ und effizient. Es ist herrlich, mit ihr zusammen zu arbeiten. Wir haben uns von Anfang an sehr gut verstanden – und sie hat mir bereits viele Tipps für das Freelancer-Leben gegeben. Zudem hat sie auch viele Kontakte in der Stadt und ist froh, jemanden zu kennen, dem sie auch mal einen Auftrag weiterleiten kann. Juche!
Das Projekt selbst ist eine rechte Herausforderung. Nicht unbedingt wegen der Aufgabe, vielmehr wegen der Kommunikation. Es besteht ein rechter Zeitdruck in diesem Projekt. Wir haben tägliche telefonische Meetings mit den Leuten aus Vancouver und übermitteln unseren Status. Wir müssen beide sehr schnell arbeiten und unsere Ideen an die Designer weiterleiten – wir sprechen aber nie mit den Designern selbst, sondern nur mit dem Projektleiter und dem “Creative Director”. Zudem lässt sich am Telefon nicht immer alles so gut vermitteln. Hinzu kommt die Zeitverschiebung (Vancouver ist 3 Stunden “hintendrein”) und die etwas chaotische Organisation.
Aber alles in allem bin ich sehr happy. Es ist toll, endlich wieder den Arbeitsdruck zu spüren. Und es ist auch interessant, dieses Freelancer-Leben auszutesten. Ich arbeite vor allem zu Hause, treffe Cami ab und zu für einen kurzen Austausch und dann sind da eben die telefonischen Besprechungen. Da ist eine strenge Selbstorganisation gefragt, gleichzeitig ist man flexibel in seiner Zeiteinteilung. Das hat positive und negative Seiten – so entsteht nämlich quasi nie das Gefühl, “Feierabend” zu haben.
Nebenbei laufen weitere Bewerbungsgespräche. Ich hatte ein sehr interessantes Zweitgespräch bei einer grossen Agentur am Freitag, am Montag folgt das 3. Gespräch. Mal sehen, wie es weiter geht – aber eigentlich würde mich ein Leben als Freelancer fast stärker reizen momentan als eine Festanstellung. Zum einen würde ich dadurch einen breiteren Eindruck von unterschiedlichen Firmen erhalten, ich könnte die Inhalte meiner Arbeit etwas besser steuern, ich würde auch mehr in Sachen Zeitmanagement und Organisation lernen (würde mir gut tun :-)) und: ich bin flexibler in meiner Zeiteinteilung. Und da denke ich vor allem an die Urlaubstage: als Festangestellter hat man in Kanada genau 10 Tage Urlaub im Jahr.
Es bleibt also spannend. Dieses Projekt wird mich 2 Wochen lang beschäftigen, ich muss also bereits Pläne für die Zeit danach schmieden…Updates folgen 🙂
Und nun: Happy Thanksgiving! (Montag ist hier ein Feiertag – aber als Nicht-Angestellter tangiert einen das ja nicht so sehr :-))