Happiness! Ich bin gerade von meinem Kurztrip nach Ottawa zurückgekommen – und habe verdammt viel gelernt in den letzten 48 Stunden. Und hier ist die Story dazu:

Dienstag Morgen: I feel excited! Da soll es also für fast 2 Tage nach Ottawa gehen für ein Vorstellungsgespräch. Das Gespräch ist am Donnerstag vormittag, meine Anreise mit dem Zug (4.5 Stunden von Toronto aus) habe ich daher einen Tag vorher gebucht. Ãœbernachten werde ich super günstig in einer Jugendherberge – und zwar nicht in irgendeiner, sondern in einem ehemaligen Gefängnis 😉 Und plötzlichen setzen sich auch die ersten Puzzleteile zusammen: von Unic (mein ehemaliger Arbeitgeber in der Schweiz) habe ich einen kleinen Auftrag erhalten, bei dem es um einen Vorschlag für einen neuen Webauftritt der Schweizer Jugendherbergen geht. Passt ja! Da werde ich mir viel Inspiration in Ottawa holen können.


So dachte ich zumindest. Bis Dienstag Abend um 21 Uhr. In meinem Kalender stand ganz klar: Interview am Donnerstag, Abreise am Mittwoch. Als ich am Dienstag dann meine Sachen zusammenpackte und das Zugticket raussuchte, kam dann der Schock: das Ticket war für eine Abreise am Dienstag Morgen ausgestellt! Und…tatsächlich, auch meine Ãœbernachtung hatte ich für Dienstag gebucht. Schnell noch die Email mit der Bestätigung für das Jobinterview rausgesucht: ja, wie befürchtet. Das Interview war für Mittwoch, 11 Uhr und nicht für Donnerstag angesetzt. Verdammt, und um die Zeit erreiche ich auch keinen mehr im Büro. That is so me! (Ha, und wer sich jetzt an meine Anfangszeit in Vancouver erinnert, wird vielleicht eine kleine Parallele entdecken; das Interview, das mir schliesslich dann einen Job eingebracht hatte, lief beinahe genauso nervenzerreibend ab).
Also schnell handeln: eine E-Mail an Macadamian, die Firma in Ottawa, rausgeschickt mit einer kurzen Erklärung und der Bitte, den Termin auf den Nachmittag zu verschieben. Ein neues Zugticket für den nächsten Tag buchen. Und dann noch das Hostel anrufen und die Übernachtung auf den nächsten Tag verschieben.

Zugticket: check!

Hostel: check!

E-Mail bzgl. Interviewtermin: Da kam prompt die Rückmeldung “I am out of office and back on Tuesday Oct 8.”

Verdammt. Ich hatte nur die Adresse dieser einen Kontaktperson, dem Personalverantwortlichen. Aber zum Glück wurde in der E-Mail eine Stellvertretung genannt. hatte Also: erneute Email an die Stellvertretung. Und dann hiess es abwarten.

Am nächsten Morgen schaute ich als erstes in meine EMail. Keine News aus Ottawa. Dafür aus der Schweiz: das Projekt für die Jugendherberge ist gestoppt. Na toll. Kann der Tag eigentlich noch besser starten?

Aber jetzt schnell zum Bahnhof (den Zug darf ich nun wirklich nicht verpassen).
Und Bahn fahren in Kanada, das ist ja ein Erlebnis für sich. Ich kenne das ja bereits aus Vancouver, aber da dachte ich, die sind dort einfach ab von der Welt. Der Bahnhof  in Vancouver ist klein und es gibt nur einige wenige Züge dort.
Im Vergleich dazu ist der Bahnhof in Toronto riesig. Zug fahren funktioniert aber genauso amüsant, nämlich folgendermassen:

Zunächst muss man im “Untergeschoss” in die richtige “Warteschlange” für seine Verbindung finden (nicht einfach, weil die Beschilderung eine Katastrophe ist). Anders als in Europa betritt man also nicht so einfach den Bahnsteig. Nein, man wartet mit ganz vielen Menschen brav in dieser Warteschlange, bis “Boardingtime” ist.

Warteschlange am Bahnhof
Warteschlange am Bahnhof

Wer schweres Gepäck dabei hat, muss dieses zunächst noch wiegen lassen und je nach Grösse “aufgeben lassen” (die Gepäckmenge ist begrenzt ;-)) Dazu läuft dann ein Mensch mit einer rollenden Waage die Warteschlange auf und ab und kontrolliert das Gepäck.
Geht es dann los zum Einstieg, dürfen alle brav nacheinander die Rolltreppe hochfahren zu den Gleisen. An der Rolltreppe: die erste Ticketkontrolle.

Dann geht es in den Zug – das Ticket kommt mit Sitzplatzreservierung, man wird also zum richtigen Wagon gelotst. Die Züge selbst sind im Inneren äusserst geräumig und bequem, man hat viiieeel Platz.

Zug innen
Zug innen
Zug innen
Zug innen – viel Platz!

Eine Minute vor Abfahrt kommt dann noch der “Zugbegleiter” in jedes Abteil und erklärt die Sicherheitshinweise: wo sich die Notausgänge befinden und wie die Fenster einzuschlagen sind. Haha, hab mich innerlich halb kringelig gelacht: Bahnfahren ist in Kanada definitiv nicht das am häufigsten genutzte Fortbewegungsmittel (bei den Distanzen auch nicht sehr praktisch), daher ist es eben sehr…reglementiert. Kam mir vor, wie am Flughafen!

Safety instructions
Safety instructions

 

Und weiter gehts im Frauke-Krimi: Abfahrt war pünktlich um 9.25 Uhr. Noch immer keine Antwort aus Ottawa. Es gab zwar eine Telefonnummer auf der Webseite dieser Firma, aber unter dieser Nummer erreichte ich nur ein automatisches Anrufsystem, was mich überhaupt nicht weitergebrachte. Daher blieb mir nur der schriftliche Weg. Und meine Versuche, anhand des Namen meiner Gesprächspartnerin ihre Email-Adresse zu erraten, schlugen ebenfalls alle fehl.

Spätestens dann hat es geknallt bei mir. Und zwar im positiven Sinn.

In meinem Kopf gab es folgende Gedanken: Das Interview, auf das ich wirklich sehr gespannt war, wird vermutlich nicht stattfinden. Mein Trip nach Ottawa, auf den ich mich seit Tagen gefreut hatte, hat sich in ein chaotisches Wirrwarr verwandelt. Und mein kleines Projekt für meinen Schweizer Arbeitgeber, für dass ich in den letzten 2 Tagen bereits viel investiert hatte, was mich auch motivierte, ist geplatzt (damit auch das Gefühl, zumindest ein bisschen Geld zu verdienen).

Aber: c’est la vie. So ist das eben. Nichts davon ist in meiner Kontrolle – und der fehlerhafte Eintrag im Kalender ist nun mal passiert und lässt sich nicht rückgängig machen. Sich jetzt noch zu stressen ist doch absolut sinnlos.
Und überhaupt: mir geht es ja verdammt gut. Da sitz ich nun im Zug nach Ottawa und geniesse eine wunderschöne Herbstlandschaft, die an mir vorbeizieht. Und ob das Interview nun noch stattfinden wird oder nicht, diese Reise wird bestimmt ein Erlebnis (ist es ja schon).

Ja, da kam es dann langsam. Das Gefühl, “loszulassen”. Sich auf die positiven Aspekte zu besinnen und solche Geschichten mit einem Lachen hinzunehmen. Und vor allem: den Druck rauszunehmen.
Momentan erlebe ich so viel und in den letzten Tagen kamen auch zahlreiche tolle und weniger tolle Begegnungen mit ganz unterschiedlichen Menschen dazu – das ist mal wieder eine riesige Bereicherung, die ich in dieser kurzen Zeit bereits erfahren durfte. Also: Augen zu, entspannen, nach Ottawa fahren – und dann weiterschauen.

Und so verliefen dann auch die nächsten Stunden: sehr positiv.

In Ottawa angekommen, machte ich mich direkt auf den Weg zur der Firma (wunderschön im französischen Viertel, dem mir noch unbekannten Teil dieser Stadt, gelegen – ein Traum!). Zum Glück war Jennifer, mit der ich das Gespräch um 11 Uhr haben sollte, tatsächlich im Büro – und kam mit einem Lachen auf dem Gesicht auf mich zu. SIE entschuldigte sich sofort, dass ich so einen hässlichen Start in den Tag hatte. Leider musste sie sofort wieder weiter – aber ich könne um 17 Uhr nochmals wiederkommen für eine kurze Unterhaltung. Jippieh!

Na dann, auf zur Jugendherberge, um meine Tasche schon mal abzustellen. Und tatsächlich: diese Jugendherberge war ein Erlebnis- wunderschön renoviert in einem alten Gefängnis. Ich war in einer 6er-Zelle untergebracht – glücklicherweise musste ich diese Zelle mit niemandem teilen! Luxus!

Hostel-Zelle
Hostel-Zelle
Meine Zelle
Meine Zelle
Das Gefängnis
Das Gefängnis
Das Treppenhaus
Das Treppenhaus

Dann ging es auch schon wieder zurück, um Jennifer zu treffen. Ich muss von dieser Begegnung an einer anderen Stelle nochmals ausführlicher berichten, aber kurz gesagt: das Gespräch war toll, ich habe mich sofort wohl gefühlt, die Firma wirkte sympathisch, die Mitarbeiter…wow! Und ja, sie haben seit kurzem auch ein Office (bzw. bisher genau eine Person) in Toronto, deshalb sind wir ja überhaupt erst in  Kontakt gekommen. Doch wie bei allen Gesprächen, die ich bisher hatte: es ist ein toller erster Schritt – und die nächsten Schritte bleiben abzuwarten.

Für mich hat sich dieser Kurztrip auf jeden Fall gelohnt – alleine schon, um neue Erkenntnisse über mich und meine Denkweise zu erlangen 🙂

Und: weil ich in die bezaubernde Herbstwelt von Ottawa eintauchen durfte. Was für eine wunderschöne Stadt. Ja, hier könnte ich mich wohlfühlen…

Indian Summer in Ottawa
Indian Summer in Ottawa
Indian Summer in Ottawa
Indian Summer in Ottawa
Oktoberfest en francais
Oktoberfest en francais
Museum of Civilization
Museum of Civilization
Ottawa
Ottawa – beautiful
Ottawa
Ottawa

 

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