11. November, Tag der Mohnblumen. Ein Feiertag in Kanada (auch wenn das Wort “Feier” hier wohl nicht sehr angebracht ist?), ähnlich dem deutschen Volkstrauertag. Er dient als Gedenktag and die Kriegsgefallenen und wurde nach dem 1. Weltkrieg eingeführt.

Hier in Kanada wird dieser Tag sehr prominent zelebriert: eine Parade mit uniformierten “königlichen” Mitgliedern (hier ist ja alles noch sehr britisch-königlich geprägt: Royal Canadian Navy, Royal Canadian Air Force, Royal Canadian Legion) zieht durch die Stadt, begleitet durch eine Blaskapelle, die Trauermärsche spielt. An einem öffentlichen Platz findet dann die offizielle Versammlung statt, wo Kränze niedergelegt werden und nach einem Kanonenschuss (den gibt es zumindest in Ottawa noch) 2 Schweigeminuten folgen.

RD in Ottawa
RD in Ottawa mit Premierminister Stephen Harper
Quelle: canada.com

RD in Toronto
RD in Toronto – crackhead R.Ford ist auch dabei (Moooohn =))
Quelle: canada.com


Mindestens einer der Kränze besteht aus roten Mohnblumen, dem Symbol für die Kriegsgefallenen (in Anlehnung an ein Gedicht eines kanadischen Dichters, “In Flanders Fields”).

Red Poppies
Red Poppies als Symbol
Quelle: canada.com


Diese Mohnblumen werden hier bereits Wochen vor dem eigentlichen Remembrance Day an Mänteln und Jacken getragen. Und hiermit beginnt auch mein Zweifel.

Traditionen sind etwas Schönes. Gedenktage auch. Innehalten, nachdenken, Menschen “gedenken”. Aber irgendwie…da wird ein riesiger Aufwand betrieben für Menschen, die im Krieg gefallen sind. Sollte man in dieser Zeit nicht lieber darüber nachdenken, wie genau dies verhindert werden kann? Wie Konflikte gelöst werden können? Sollte man nicht derer gedenken, die jetzt gerade in einem Krieg leiden – und nicht nur derer, dessen Leid bereits vorbei ist?

Ich bezweifle, dass die Mehrheit dieser “Mohnblumenträger” tatsächlich weiss, was Krieg bedeutet – und dieses Symbol mit einem wochenlangen Bewusstsein trägt. Irgendwie wirkt ziemlich vieles an diesem Tag sehr aufgesetzt.

Und dies scheint nicht nur mir so zu gehen. In diesem Jahr gab es zum ersten Mal eine “Gegenbewegung”: eine Gruppe verteilten weisse Blumen statt der roten Mohnblume mit dem Aufruf “Remember Peace”. Natürlich führt das wiederum zu grossen Diskussionen und Gegenbewegungen (da die kanadische Politik ja nur selten Anlass zu spannenden Diskussionen hat :-)).

Ohne selbst sonderlich pazifistisch zu sein, aber mir sagt die Idee von “Remember Peace” doch etwas mehr zu als “Remember “Victims”. Aber das könnte man vermutlich nicht so pompös feiern…

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