Wie angekündigt, mein kurzer Trip nach New York enthält einige Geschichten, die ich hier Stück für Stück festhalten möchte.

Und wie bei jeder guten Reise beginnt alles VOR dem eigentlichen Trip.

Mein Kurztrip nach New York hat sich relativ spontan ergeben. Ich habe mir vorgenommen, die Zeit, die ich hier in Toronto verbringe, ebenfalls zu nutzen, um die Gegend drumherum zu entdecken. Dazu zählen auch Städtereisen. In einem Umkreis von 1-2 Flugstunden kann ich von Toronto aus Ottawa, Montreal und Quebec in Kanada, sowie New York, Philadelphia und Chicago in den USA erreichen. Ottawa und Montreal kenne ich bereits – daher stehen auf meiner Liste ganz weit oben die amerikanischen Städte.

Und so schön das auch klingt mit 1-2 Flugstunden: Reisen in Kanada ist verdammt teuer. Die Flugpreise haben mich vom Hocker gehauen – für nen kurzen Wochenendtrip dann doch zu teuer. Es gibt hier aber für alles auch Billig-Lösungen – schön unbequem und massentauglich, wie zum Beispiel die berühmten Greyhound Busfahrten. Das sind keine organisierten Reisen oder so etwas, sondern schlichtweg der Transport von Punkt A zu B, quasi eine Ergänzung zu den öffentlichen Verkehrsmitteln.

Greyhound Bus

Diese Busse fahren meist über Nacht, da man in Kanada ja schnell 5-8 Stunden Autofahrt in Kauf nehmen muss, um von einem grösseren Ort zum nächsten zu gelangen. Warum also nicht mit dem Bus nach New York?

Etwas Recherche hat mir schnell gezeigt: die Busfahrt ist eine super günstige Reise-Alternative und für ein verlängertes Wochenende würde sich so ein Trip sogar lohnen: Freitag nachts los, Samstag morgen ankommen, Sonntag nacht zurück und Montag früh wieder in Toronto sein. Bringt volle 2 Tage New York!

Allerdings…Nachtfahrten in einem vollgepackten Bus bedeutet ebenfalls: no sleep. Jedenfalls für mich, die ich nur äusserst schwer in Flugzeugen, Bussen oder Autos schlafen kann.

Ich hab ein wenig in meinem Bekanntenkreis nach Erlebnisberichten herumgefragt – und auch prompt die tollsten Horrorstories zu hören bekommen von der jugendlichen Partyszene im Bus, die einen die gesamte Nacht auf Trab hält bis hin zur Familienfeiern, verrückten Sitznachbarn und wenig geruchsneutralen Mitreisenden. Hmmm…will ich mir das wirklich antun?

I PrentedToLike People

 

Am Mittwoch habe ich dann meiner Arbeitskollegin von meiner Idee erzählt. Und die war sofort völlig begeistert und wollte unbedingt mitkommen. Na gut, dachte ich mir, wenn wir zu zweit reisen, kann auch so eine Bustour lustig werden, let’s do it!

Und damit öffnete ich die Tür zum Chaos – und zu einer mir bis dahin unbekannten Seite meiner Arbeitskollegin.

Direkt nach unserem kurzen Kaffee-Gespräch fing meine liebe Kollegin an zu recherchieren (sie ist übrigens Office Managerin bzw. “Empfangsdame” bei uns…und da wir hier in Toronto noch keine Kunden haben, hat sie nicht viel zu empfangen und langweilt sich scheinbar öfters). Und dann ging es los: via Skype und per Email bombardierte sie mich mit ihren neusten Rechercheergebnissen: welcher Busanbieter der beste ist (es gibt scheinbar 3 grosse Busunternehmen in Toronto, die solche Touren nach New York durchführen), wann man wo ein Ticket kaufen kann, wo man in New York übernachten könnte…

LeaveMeAlone

Ich habe ihr dann schnell meine bisher gefundenen Ideen gezeigt: günstiges Bus-Ticket und Ãœbernachtung in einer Jugendherberge. Ha, so schnell bekommt man aber keinen Kanadier rum: das Hostel lag ihr viel zu weit weg und das Bus-Ticket war ja schon ein wenig teuer…so viel Geld habe sie dann auch nicht zur Verfügung.

Dazu muss gesagt werden, dass sie mir seit Wochen vorjammert, wie sehr sie sich nun um ihre Finanzen kümmern muss, weil sie endliche ihre Schulden von den Studiengebühren abbezahlen möchte. Fokus also: so wenig Geld wie möglich ausgeben (aha, und wieso willst du dann mit nach New York??).

Also: Mittwoch Abend habe ich weiter recherchiert nach billigen Unterkünften. Wir haben nochmals telefoniert – aber meine Vorschläge waren für Madame jeweils nicht die Richtigen. Gleichzeitig erzählte sie mir, dass sie sich am nächsten Tag ein gebrauchtes Fahrrad kaufen möchte (hm, wenig Geld…und dann Fahrrad UND New York? Geht das?).

buystuff

Da die Bustickets kurz vor der Abreise jeweils teurer werden, wollte ich allerdings schnell Nägel mit Köpfen machen. Und zack: Ticket am Mittwoch Abend online bestellt. Das war meiner Kollegin dann aber doch zu abenteuerlich: ohne Unterkunft wollte sie sich kein Busticket kaufen. Sie machte sich erneut auf die Suche nach einer Unterkunft – was in weiteren nächtlichen Emails endete, die ich von ihr erhielt. Diese enthielten zwar mehr und mehr Optionen – aber keine Entscheidung.

Donnerstag morgen: ich werde geweckt von einer SMS von meiner Kollegin. Sie sei krank, ob ich mich um die Unterkunft kümmern kann. Mittlerweile haben wir unsere Suche auf Airbnb ausgedehnt (Webseite, auf der Zimmer von Privatpersonen vermietet werden). Hm, die Reise soll morgen starten, meine Kollegin ist krank – weiss nun nicht, ob ich eine Unterkunft für 1 oder 2 Personen suchen soll?

Ich hab dann schnell das nächstbeste günstigste Zimmer gebucht (für 2 Personen), zack, fertig.

Am nachmittag kam meine Kollegin dann ins Büro. Und juhu, meine Entscheidung für die Unterkunft wurde abgenickt 🙂 Blieb also noch der Kauf IHRES Bustickets.

Nur welch Ãœberraschung: die Preise waren mittlerweile angestiegen. Um 30 CAD. Grosses Drama – und noch mehr Skype- und Email-Nachrichten von ihr, während ich versuchte, zu arbeiten. Himmel, wenn diese 30 CAD einen bedeutenden Weltunterschied machen, dann frage ich mich ernsthaft, ob das die beste Voraussetzung zum reisen ist!

You drive me crazy!

Nach langem hin und her entschied sich meine Kollegin, das Abenteuer dennoch einzugehen und klickte auf “Ticket buchen” auf der Webseite. Aber: oh weh, ihre Kreditkarte wurde nicht akzeptiert. Also nächste Email von ihr: ob ich ihr Ticket kaufen könne, sie zahlt es mir auch ganz sicher von ihrem nächsten Gehalt zurück.

Auch dazu gibt es eine Vorgeschichte: ich habe ihr bereits ein Ticket für ein Konzert vorgestreckt – das Geld habe ich bisher noch nicht erhalten (das Konzert ist erst im Sommer). So langsam frage ich mich: wie sehr kann ich dieser Person vertrauen?

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Da hilft nur eins: reden. Ich bin zu ihr gegangen und habe ihr gesagt, dass mir das Hin und Her mittlerweile ein ungutes Gefühl bereitet und dass ich ebenfalls auf meine finanziellen Ausgaben achten muss. Vielleicht ist es ja nicht der beste Zeitpunkt für sie, um zu verreisen? Ein kurzes Nicken, Nachdenken – und dann ein: ich renn schnell zur Bank und hol Geld und kaufe mir das Ticket direkt am Busterminal.

Ok.

Und damit verschwand sie.

Am nächsten Tag war sie krank. Erneut.

Und ich erhielt eine kurze SMS: konnte das Busticket leider nicht kaufen.

Da sass ich nun – mit einem Busticket, einer bereits gebuchten Unterkunft für 2 Personen  – und plötzlich sah der Plan ganz anders aus.

Und ich war erleichtert.

Denn was mir bei all diesem Trubel erneut bewusst wurde ist, dass meine Art zu reisen nicht unbedingt die jedermanns ist.

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Was ich am reisen hasse: zu viel Planung. Reisen ist für mich einerseits Entspannung, andererseits Entdeckung und Abenteuer. Ich will keinen Plan – weder einen zeitlichen, der mich einengt und mir Stress vermittelt noch einen örtlichen, der mir Vorschreibungen macht und vorgaukelt, die “wichtigsten” Ort “nicht zu verpassen”.

 

Wenn ich reise, dann verpasse ich nichts, überhaupt nicht. Ich bin einfach. Und überall, wo ich bin, gibt es etwas zu entdecken – manchmal ist es schön, manchmal weniger schön, aber immer neu, aufregend und frisch.

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Ich will auch keine Wahlmöglichkeiten und Optionen – jedenfalls nicht zu viele. Ich will keine Zeit investieren in zu viel Suchen und überlegen. Ich will einfach das mitnehmen, was kommt.

Meine Vorbereitung auf meinen New York Trip hätte mich keine 2 Stunden gekostet: das Busticket bestellt, ein wenig nach Unterkünften gesucht, etwas verglichen, dann rasch eine Entscheidung gefällt – und vielleicht kurz in WikiTravel einen Artikel über New York durchgelesen. Fertig.

Ich weiss, es ist nicht jedermanns Sache – ich bin meistens ziemlich planlos. Aber bisher sind dadurch immer tolle interessante Situationen entstanden 🙂

An einem neuen Ort angekommen laufe ich auch meistens einfach darauf los. Ich komme dadurch nicht immer an allen touristischen Ecken vorbei – aber ich entdecke “Echtheit”, das Leben hinter der Tourismus-Fassade, und oftmals überraschend schöne Plätze.

Ich habe bisher nur sehr wenige Leute kennen gelernt, mit denen ich meine Art des Reisens geniessen kann. Daher reise ich auch gerne alleine.

Und so kam alles für mich zu einem guten Ende. Und zu weiteren interessanten Geschichten und Erlebnissen – aber davon mehr im nächsten Beitrag 🙂

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