Und nun beginnt der zweite Teil meines Chinas Aufenthalts: ab in den Westen von China! Juhu, denn damit beginnt auch der Trekking-Part meiner Reise!

Samstag in der Frühe ging es los, ab mit Coco zum Flughafen und nach 4 Stunden Flug unsere Ankunft in Lijiang, eine 1.5 Millionen-Stadt in der Provinz Yunnan. Schon am Flughafen sah man den Kontrast zu Shanghai: endlich, Wälder, Berge, so viel Grün! Einmal tiiiiieeef durchatmen.

Für unsere bevorstehende Trekking Tour hatten wir eine geführte Tour gebucht, so dass wir einen privaten Guide hatten. Eigentlich stehe ich geführten Touren skeptisch gegenüber, aber ohne die chinesische Sprache zu beherrschen, kann man sich in China nur schwer durchkämpfen. Und wie sich später auch herausstellen sollte: es war eine absolute Bereicherung, eine einheimische Person an der Seite zu haben, die einem so vieles erklären konnte, was uns ansonsten verschlossen geblieben wäre.

Und so wurden wir am Flughafen auch direkt von unserem Guide in Empfang genommen und zum Hotel geführt.

Unseren Ankunftstag haben wir dann damit verbracht, uns zu akklimatisieren (Lijiang liegt auf 2400m Höhe), und den Ort zu erkunden. Die Altstadt von Lijiang gehört zum UNESCO Weltkulturerbe und entpuppte sich als allerliebstes, malerisches Bergstädtchen.  Der Tourismus spielt hier eine sehr grosse Rolle, was man an den liebevoll gepflegten Pflastersteinstrassen und traditionellen Gebäuden erkennen konnte.

Lijiang
Lijiang – Old City

Lijiang ist einer der wenigen Orte in China, wo ethnische Minderheiten friedlich zusammenleben. Die hier hauptsächlich angesiedelte Gruppe sind die Naxi-People, eine der 56 offiziell anerkannten ethnischen Gruppen in China. Früher haben sie hier Handel mit Tibet und Indien betrieben (Pferde und Tee waren die wichtigsten Handelsgüter). Sie haben ihre eigene Religion (Dongba) und ihre eigene Schrift, eine piktographische Glyphenform, die heute aber kaum noch gelehrt wird.

Dongba-Schrift
Dongba-Schrift
Dongba-Schrift
Mauer mit Dongba-Schrift

Im Vergleich zu den in Shanghai lebenden Chinesen erinnerten mich die Naxi-People sehr Thailänder: sie haben feinere Gesichtszüge und sind in der Regel grösser.

Webfrauen in Lijiang
Webfrauen in Lijiang
Verkäuferin in Lijiang
Verkäuferin in Lijiang
Lijiang_Kind am Warten
Lijiang: Kind am Warten

Am nächsten Tag ging es dann los mit unserer ersten Tour, allerdings bestand diese noch nicht so sehr aus Trekking, sondern mehr aus Touristenspektakeln. Das war anders, als wir es erwartet hatten – aber gleichzeitig auch spannend, denn wir haben einen perfekten Eindruck erhalten, wie Chinesen typischerweise reisen: alles ist genau getaktet und man hetzt von einem Ort zum nächsten, steigt schnell aus, knipst die obligatorischen Fotos (“I was here”), und weiter geht es zum nächsten Punkt.

So fuhren wir zunächst zum Nationalpark des “Snow Mountains”, wo wir eine Vorstellung auf einer Freilichtbühne genossen. Dort wurde die Geschichte der früheren Bergbewohner erzählt, aus denen sich die verschiedenen ethnischen Minderheiten zusammensetzen, die hier in Lijiang aufeinander trafen. Die Vorstellung war sehr gut gemacht, die Bergkulisse tat ihr übriges dazu bei, so dass dies ein schöner start in den Tag war. Einzig die rücksichtslosen chinesischen Reisegruppen, die sich hektisch an jedem vorbeidrängen und schubsen, haben einen bitteren Geschmack ausgelöst. Aber das ist hier die Art, die mir bereits in Shanghai aufgefallen ist. Unser Guide, Sandy, meinte dazu, dass dies an der Bevölkerungsdichte in China liegt: zu viele Chinesen auf einem Haufen hat sie zu diesen drängelnden Egomanen verkommen lassen.

Lijiang_Theater
Lijiang: Freilichttheater
Die Krieger
Die Krieger vor dem Snow Mountain

Nach der Veranstaltung ging es in einem Shuttlebus mit einer anderen chinesischen Reisegruppe weiter zum Yak Meadow. Wir dachten eigentlich, dass wir dort wandern würden – aber auch hier: Fehlerwartung. Nach 35 Minuten Busfahrt über enge Schotterstrassen ging es mit einer alten Gondel rauf auf knapp 4000 m, wo wir genau 30 Minuten Zeit hatten, um die Umgebung zu erkunden. Coco und ich haben die Zeit zumindest genutzt, um zu einem tibetischen Kloster auf einem nahe gelegenen Hügel zu spazieren.

Yak Meadow
Yak Meadow
Tibetischer Tempel am Yak Meadow
Tibetischer Tempel am Yak Meadow
Coco und unser Guide Sandy
Coco und unser Guide Sandy

Und dann alles wieder rückwärts: Gondel und Shuttlebus und zum nächsten Ziel. Nach Berg gab es Wasser, wir hielten an einem riesigen Wasserreservoir an, welches von dem Gletscherwasser gespeist wird und in einem herrlichen Blau erstrahlt. Auch hier waren wir wieder von chinesischen Reisegruppen umgeben, die dann auch fleissig Coco und mich als Fotomotiv nutzen. Und schwupps wurden wir ebenso berühmt wie der glitzrigblaue See und sein Wasserfall 🙂

Blauer See
Blauer See
Wasserfall am blauen See
Wasserfall am blauen See

Nach dem Zwischenstopp am See ging es zu einem typischen Naxi Dorf, was momentan allerdings eher eine einzige Baustelle war. Unser Guide hat uns dort auch voller Stolz die Galerie des “lokalen Picassos” gezeigt – Zhang Chunhe – und dies war eine echte Ãœberraschung. Dort hingen herrliche Gemälde, basierend auf der Piktogrammsprache. Der Künstler lebt mittlerweile in Bejing und ist vor allem für seine Filmkulissen bekannt.

Das Dorf war ebenfalls für sein Art Institut für Stickkunst bekannt. Einer der Lehrer hat uns freudig angeboten, einen Blick hinter die Kulissen zu zeigen und uns die Schülerinnen und Lehrer bei der Arbeit vorgeführt. Mir ist vorher nie bewusst gewesen, wie viel filigrane Detailarbeit in der Seidenstickerei steckt; die riesigen Kunstgegenstände als Resultat mehrmonatiger Handarbeit haben mich sehr beeindruckt. Leider konnte ich davon keine Fotos knipsen, aber hier einige Beispiele, die ich online gefunden habe:

Seidenstickerei (Quelle: artists.de)
Seidenstickerei (Quelle: artists.de)

 

Zum Abschluss des Tages konnten wir unseren Guide dazu überreden, uns doch noch zu einer kleineren Wanderung zu verhelfen. Schon etwas müde zeigte er uns dann zunächst den herrlichen Park vor den Toren der Altstadt von Lijiang: der Jade Spring Park mit dem Black Dragon Pool. Der Park gibt einem eine herrliche Aussicht auf den Jade Dragon Snow Mountain, der sich für uns leider hinter den Wolken versteckt hielt.

Black Dragon Pool
Black Dragon Pool, Park in Lijiang
Black Dragon Pool
Black Dragon Pool
Black Dragon Pool
Park mit Aussicht auf den Jade Dragon Snow Mountain

Von diesem Park leitete unser Guide Sandy uns dann durch neue Ecken der Altstadt, die wir bis dahin noch nicht entdeckt hatten: die zwei riesigen Wasserräder, die das Stadttor schmückten, der “Wunschbaum”, an dem tausende Holzplatten hingen mit guten Wünschen drauf, die schmalen Gassen am Kanal entlang und schliesslich der Aufstieg zur oberen Altstadt.

Lijiang_Wunschbaum
Lijiang: Wunschbaum
Lijiang - obere Altstadt
Lijiang – obere Altstadt
Lijiang - obere Altstadt
Lijiang – auf dem Weg zur oberen Altstadt

 

Auf dem Stadthügel angekommen gab es einen weiteren Tempel, den wir erklimmen konnten. Von dort hatten wir eine herrliche Aussicht auf gesamt Lijiang samt seiner verbotenen Stadt. Wunderschön!

Lijiang von oben
Lijiang von oben
Forbidden City
Forbidden City in Lijiang

Was für vielfältige Eindrücke! Und dank unserem Guide haben wir auch jede Menge über die Geschichte der Provinz Yunnan, der Kultur der Nixan-People und dem chinesischen Leben hier im Westen gelernt. Ich bin überwältigt und muss erstmal eine Menge verdauen.

Aber für den nächsten Tag steht schon das weitere Programm fest: nun geht das richtige Trekking endlich los.

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