Die Wanderung bei White Mountain war schön – aber ich wollte noch mehr sehen. Mehr Berge, mehr Natur und mehr Geschichte.
Daher fiel meine Wahl für meinen nächsten Ausflug auf den Ort Skagway in Alaska (was zu den USA gehört), 170km süd-westlich von Whitehorse.
Skagway war während des Klondike Goldrausches 1896-1899 einer der beiden Startorte für die Goldgräber, die sich von hier aus auf den Weg in den Norden nach Dawson City machten. Dieser Boom, der abertausende Menschen hier in den Norden lockte, hielt also nur ganze 3 Jahre an und nur die Allerwenigsten wurden tatsächlich reich dabei. Um allerdings überhaupt nach Dawson City, dem Goldzentrum, zu gelangen, musste eine mehrmonatige Reise überstanden werden: der erste Teil fand zu Fuss statt, mit Pferden und Hunden als Lasttiere, über das steile Gebirge hin bis zur Flussmündung des Yukon Rivers; von dort ging der Grossteil der Reise zu Wasser statt – dazu musste allerdings jeder Reisende sich erstmal ein Boot bauen.
Die Grenze zwischen Kanada und Amerika bestand auch schon damals – und die Kanadier waren auch damals schon extra vorsichtig mit “Einwanderern”: da das Ziel der Goldgräber mitten im Nirgendwo lag und die Kanadier sich nicht mit Massen von Hungertoten abgeben wollten, zwangen jeden Goldgräber, einen Verpflegungsvorrat für ein Jahr dabei zu haben. Dies wiederum hiess: jeeeeede Menge Gepäck!
Damit dies alles über die bergige Gegend transportiert werden konnte, brachen die meisten Schatzgräber im Winter auf – da konnte man wenigstens teilweise Schlitten für den Transport nutzen. Nur musste man dann wiederum darauf warten, dass das Eis in den Flüssen schmolz, um den Weg fortzusetzen.
Wenn man sich also überlegt, wie lange der Hinweg dauerte – und dann war der Spuk nach 3 Jahren bereits wieder vorbei…klingt nach viel Qual für wenig Erfolg.
Heute ist Skagway ein reiner Touristenort – der gut bewacht wird von den Amerikanern (ich wurde an der Grenze fast nicht reingelassen, aber das ist eine andere Geschichte…). Für diesen kurzen Ausflug hiess es also einmal über die Grenze bitte und zwar mit Fingerabdrücken und allem drum und dran. Das alles, damit ich dann wiederum herausfinden durfte, dass hier natürlich dasselbe Spiel galt: die Saison ist vorbei, wir gehen alle nach Hause! Da stand ich also, vor geschlossenen Türen - bis auf eben das kleine Museum, dass mir immerhin die Goldgräbergeschichte näher brachte 🙂
Aber so ein kleiner Bummel durch die leeren Strasse war auch ganz nett – hier sah alles aus wie eine riesige Filmkulisse. Und das war es auch fast: der gesamte Ort wurde nämlich umgestaltet; die Häuser sind zum grössten Teil zwar noch original, wurden aber alle in eine andere Reihenfolge gebracht.
Amüsiert hat mich auch ein wenig das folgende Schild, dass mir noch einmal bewusste machte, dass ich mich nicht mehr in Kanada befand: Waffen sind hier ausdrücklich NICHT erlaubt, wie sonst der Fall in den USA.
Die Erkundung von Skagway fiel also etwas kurz aus, daher habe ich noch einen Spaziergang drumherum drangehängt. Man fühlt sich hier wirklich wie am Ende der Welt.
Der Beweiss, dass hier tatsächlich Menschen leben und diese auch eine Zuneigung zu Tieren haben, stellt der etwas befremdliche Tierfriedhof dar:
Danach fand ich es schon weniger schlimm, dass hier so wenig los war – irgendwie wirkte der Ort dann doch zu seltsam auf mich. Also wieder auf den Rückweg.
Und die Fahrt nach Skagway war auch das eigentlich faszinierende an diesem Ausflug. Die knapp 3 Stunden Fahrt verbrachte ich auf einem komplett verlassenen Highway – denn zwischen Whitehorse und Skagway ist nicht wirklich etwas dazwischen. Und weil die Strassen so verlassen waren, hatte ich das enorme Glück, so einigem Wildtier begegnen zu dürfen:
Zuerst sah ich 2 Grizzlybären am Strassenrand; von weitem sah ich nur ein Fellrücken und dachte zuerst: “Büffel? Ne, zu klein.” Beim Vorbeifahren sah ich dann, dass es zwei Bären waren, die sich gemütlich ihr Frühstück schmecken liessen, einer drehte sich kurz zu mir um, liess sich aber nicht weiter stören.
Etwas weiter sah ich dann einige Luchse auf einem Felsen sitzen – zumindest sahen sie aus wie Luchse (die aber doch eigentlich nachtaktiv sind?) Eine Reihe katzenähnliche Gesichter mit spitzen Ohren blickten mich an, bewegungslos. Als ich dann schnell anhielt, wuselten alle blitzschnell in den Wald hinein.
Und anschliessend gabs noch 2 Rehe, die am Strassenrand friedlich grasten. Die haben wunderschöne grosse, plüschige Ohren hier 🙂
Ja, das war meine kleine Yukon-Safari, die ich erleben durfte. Auch wenn ich die Tiere nur aus dem Auto betrachten durfte, es waren sehr beeindruckende Momente.
Und auch die Landschaft war wundervoll! Es ging morgens los, gemütlich um 8 Uhr, was hier aber noch stockfinstere Nacht hiess.
Ziemlich schnell hatte ich dann das Bergpanorama vor meiner Nase: auf nach Alaska!
Die Berge hier hatten den perfekten Puderzucker-Strich, eine exakt gezogene Schneefall-Linie.
Dann ging es vorbei an der Carcross “Wüste” bzw. Düne: die Gegend hier sieht deshalb so wüstenähnlich aus, weil dies einen ausgetrockneten See darstellt, der in der Eiszeit entstand, mittlerweile aber versandet ist. Ãœbrig geblieben ist eben Meeresgrund, also der Sand.
Natürlich kam ich auch an noch vorhandenen Seen vorbei, davon gibt es in Kanada ja jede Menge.
Je näher ich an die amerikanische Grenze kam, desto bewölkter und düsterer wurde es (ha, verständlich :D), was die Landschaft noch etwas mystischer zauberte.
Kurz vor Skagway wurde die Gegend dann sehr felsig und gleichzeitig etwas flacher und offener.
Und das war er dann auch: mein Tagesausflug nach Alaska. Erlebnisreich!