Es passiert so viel hier, ich komme überhaupt nicht mehr nach mit meinen kleinen Berichten. Mit etwas Verspätung also noch einmal einige Tage zurückblicken – zu meinem kleinen Wochenendausflug vor 1.5 Wochen.
Ich habe mir einen Tag “frei genommen” und bin für 3 Tage in den Westen von Indien geflogen, dem Nachbarstaat von Tamil Nadu: Kerala. Dort habe ich eine kleine Tour unternommen: von Chennai ging es mit dem Flieger nach Kochi, von dort dann weiter mit dem Auto für 4 Stunden Richtung Berge, nach Munnar. Dieser Ort liegt ca 1600 m hoch und ist umringt von herrlichen Tee Plantagen und Gewürzgärten!
Dies ist meine erste geführte Tour gewesen: ich hatte für 3 Tage einen Tourguide, der mich durch die Gegend gefahren hat und mir die Highlights der Region gezeigt hat. Munnar und die Region Kerala ist wirklich schön – aber alles in allem besteht es aus einer Touristenattraktion nach der anderen – und diese Attraktionen sind noch nicht einmal sonderlich attraktiv gewesen für mich. Dort habe ich mal wieder gemerkt, wie gut ich es habe und wie froh ich sein kann, in so herrlichen Ländern wie der Schweiz und Kanada gelebt zu haben!
Gestartet hat die Tour mit einer sehr kurvigen Fahrt rauf zu dem kleinen Ort Munnar. Auf dem Weg haben wir einige Wasserfälle bewundern können (allerdings alles typische Touristenstopps, d.h. es war vollgestopft mit Menschen und ringsherum zahlreiche Buden, an dem Souvenirs und Getränke zu Touristenspezialpreisen verkauft wurden) und wurden von kleinen Affen begrüsst.
Nach zahlreichen Kurven angekommen wurde ich dann von einem satten Grün um mich herum begrüsst: zahlreiche Teeplantagen, die an den umliegenden Hügeln verstreut sind.
Bei so viel Tee durfte ein Abstecher in das Teemuseum nicht fehlen. So richtig bewusst war mir nicht, dass es nur eine Teepflanze gibt – und aus dieser Sorte verschiedene Tees gemacht werden können (Grüntee, Schwarztee – der Unterschied liegt im Verarbeitungsprozess).
Nach der Teekunde ging es dann in einen Gewürzgarten. Und auch hier warteten einige Überraschungen auf mich. So viele Gewürze, die ich regelmässig nutze, von deren Herkunft ich aber keine wirkliche Ahnung hatte. Zum Beispiel dass Kardamom aus den Wurzeln entsteht, dass Pfeffer tatsächlich auf den Bäumen wächst und dass Kakaobohnen riesig sind.
Leider hat mich an dieser Stelle dann auch der Magenwurm überfallen: mir war extrem übel und für den restlichen Nachmittag war ich ausser Gefecht gesetzt. Es ging also ab ins Hotel – dass sich als wunderhübsches Baumhaus entpuppte mitten in einer Teeplantage! Oh, wie gerne wäre ich genüsslich in der Plantage herumflaniert, aber ich konnte mich nur schlapp ins Bett schleppen und die Toilette als meinen neuen besten Freund begrüssen…
Glücklicherweise ging es mir am nächsten Tag wieder besser – dank jeder Menge Ingwer-Tee, der Wunder bewirken kann, wie ich hier im Gewürzgarten gelernt habe. Und ich konnte eine herrliche Morgenstimmung in Munnar geniessen.
Und dann ging es weiter mit der Tour: vorbei an Staudämmen…
…zu einem nahegelegenen Nationalpark. Eine weitere Touristenfalle: der Park war nicht wirklich bemerkenswert und die grösste Attraktion stellten die Bergziegen dar, die sich durch die vielen Besucher nicht aus der Ruhe bringen liessen.
Für die Inder stellte ich allerdings eine mindestens ebenso interessante Attraktion dar: ich konnte keine 10 Meter gehen ohne ein “Mam, picture, mam, please!” Bei einer Schulklasse habe ich dann endlich zugestimmt – aber nur im Austausch dafür, dass auch ein Foto mit meiner Kamera gemacht wird. Hm, sind ganz schön klein hier 🙂
Nach dem Ausflug zum Park ging es weiter hinauf, zum höchsten Punkt, der Top Station. Leider war an diesem tag das Wetter nicht auf meiner Seite: Nebel und Regen haben die tolle Aussicht geraubt, viel zu sehen gab es dort oben für mich also nicht.
Eine wirklich beeindruckende Gegend – doch leider auch sehr verschmutzt. Die Inder werfen achtlos ihren Müll aus dem Fenster, es ranken sich überall Müllberge an den Strasse entlang. Ein trauriger Anblick…
Am dritten und letzten Tag ging es dann zurück zu Kochin, wo ich noch etwas Zeit für einen kurzen Bummel hatte. Ich wurde zum Hafen geführt mit den berühmten “Chinese Fishing Nets” – leider ist der Anblick in Wirklichkeit etwas weniger romantisch als es klingt, zu schmutzig.
Mir blieb noch etwas Zeit für eine Hafenrundfahrt – und auch die war weniger idyllisch als gedacht, da der Hafen ein einziges Industriegelände darstellt.
Und damit war mein Ausflug beendet, es ging zurück zum Flughafen und ab zu den Mädels, unserem Team. Ich bin froh, dass ich mit Kerala eine etwas andere Seite von Indien gesehen habe – und auch etwas näher an dem “durchschnittlichen Inder” dran war.