Hobby zum Beruf machen? Warum eigentlich nicht 🙂

Aus all dem Chaos Ende Dezember sind bereits einige positive Dinge und vor allem neue Ideen entstanden. Meine erste Woche hier in Vancouver, in der noch nicht in mein Apartment zurück konnte, hat mich ja an verschiedene Orte getrieben, unter anderem auch in die Jugendherberge in Whistler. Dort habe ich Yvonne kennen gelernt, die über Weihnachten als Skilehrerin in Whistler arbeitete. Sie erzählte mir etwas mehr über den Ablauf und über die Ausbildung – und hat sofort eine Seite in mir getroffen. Skilehrer, Spass im Schnee haben und gleichzeitig andere Leute unterrichten: YES. Den Gedanken hatte ich in der Schweiz schon so einige Male, aber die Ausbildung dort schien ziemlich strikt, zeitintensiv und teuer. Yvonne erzählte mir dann aber, dass es verschiedene Level gibt und das Einsteigerlevel in einem 3-tägigen Kurs absolviert werden kann. Der Verdienst als Skilehrer ist minimal, also eine berufliche Karriere kann man daraus nicht machen – aber wenn man bis zu 14 Tage pro Saison unterrichtet, bekommt man den Skipass umsonst. Anreiz genug für mich! 🙂

Die Idee, zu unterrichten, fand ich aber nicht unbedingt wegen dem Skipass spannend. Es passt auch ideal zu meinen nächsten beruflichen Schritten: mich stärker als Coach behaupten und andere zu “begleiten und führen”.

Also: Anmeldung zur Skilehrerausbildung abgeschickt – und dieses Wochenende war es dann so weit. 3 Tage Spass im Schnee in Whistler. Dachte ich zumindest am Anfang. Und es schien auch alles gut zu beginnen: nach einer einigermassen ruhigen Nacht in der Jugendherberge ging es früh morgens rauf auf den Berg und ich wurde mit dem schönsten Sonnenaufgang begrüsst.

Good morning Whistler
Good morning Whistler

Und dann ging es los: wir waren insgesamt 15 Teilnehmer, die in 2 Gruppen aufgeteilt wurden. Meine Gruppe bestand hauptsächlich aus jüngeren Mädels (18-20) und einem männlichen Teilnehmer (Anfang 50), der sich eine Nebenbeschäftigung für seine Pensionierung suchte. Auf unserer ersten gemeinsamen Abfahrt habe ich mich dann sofort zuversichtlich gefühlt: die meisten sahen aus, als ob sie noch nicht sehr lange auf den Skiern standen, da konnte ich allemal mithalten.

Ha, weit gefehlt. Nach unserer ersten Abfahrt nahm mich unser Ausbilder Tony beiseite und raunte mir zu: “Oh, bei dir haben wir einen weiten Weg vor uns. Du musst so einiges umlernen.” Was? Ich dachte erst, er macht Witze. Aber nein, dieses Feedback war ernst gemeint. Back to the beginner place: den gesamten Tag hackte er auf meinem Stil herum, meiner mangelnden Balance und meiner schlechten Haltung. Wie bitte? Autsch. Dabei sahen alle um mich herum so steif aus!

Doch immerhin: endlich einmal Feedback! Und das war ja ein weiteres Ziel, warum ich diese Ausbildung machen wollte: mein nächstes Level im Skifahren finden. Da, also bitteschön. Gibt jede Menge zu lernen – und das ist gut so.

Das sah an Tag 2 dann aber schon nicht mehr so positiv aus. Dort haben wir uns vor allem im “Kinderparadies” aufgehalten, also im Flachland und haben Ãœbungen für Anfänger gelernt. Gar nicht so einfach, wieder zurück zu Null zu gehen und zu überlegen, wie man einem kompletten Neuanfänger etwas beibringt, was für einen selbst schon so selbstverständlich ist!

Und da alle schönen Skiübungen über Kurz oder Lang zum Schneepflug führen, durften wir auch den üben. Da kam dann die Krönung: selbst mein Schneepflug sei nicht richtig sauber ausgeführt. Was jetzt? Sollte ich am Ende durch die Prüfung rasseln, weil ich keinen Pflug kann? Manmanman, da musste ich mich echt zusammenreissen, um noch ein Lächeln im Gesicht zu behalten.

Magic Carpet
Magic Carpet: der Kinderlift 🙂

 

Auf der Kinderpiste
Auf der Kinderpiste

 

Schneegestöber
Schneegestöber

Die ersten beiden Tage haben sich also gar nicht gut angefühlt, jeeeeede Menge zu lernen. Aber ich habe mich reingehängt, jedes Feedback von Tony versucht umzusetzen, abends Videos geschaut mit den richtigen Bewegungsabläufen, im Kopf Bewegungen durchgespielt, morgens vor unserem Start schon Abfahrten eingebaut, um zu üben – und am dritten Tag sah Tony mich dann schon ganz anders an.

Am dritten Tag mussten wir uns dann gegenseitig unterrichten, also Lehrer spielen – auch nicht ohne.

Und damit war die Ausbildungszeit auch schon rum. Der Abschluss sah dann so aus: die beiden Ausbilder sassen einige Stunden zusammen, beraten sich, analysierten jede Person hinsichtlich des CSIA (dem kanadischen Skilehrerverband) Kriterienkatalogs und entschieden, wer bestanden hatte. Wir durften dann alle am Ende des Tages uns einen Umschlag mit dem Ergebnis abholen. Das war eine ganz schöne Zitterpartie, die plötzlich bei uns ausbrach. Und es hat tatsächlich nicht jeder bestanden – obwohl ich das Gefühl hatte, dass wir alle ziemlich gut waren in der Gruppe.

Umso überraschter, erleichtert und erfreut war ich, als ich in meinem Umschlag mein Zertifikat vorfand: Level 1 zum Skilehrer bestanden! Yes!!! Tony nahm mich dazu noch zur Seite und sagte: ich hab dich bei all meinen Kollegen als Beispiel erwähnt – du hast deinen Stil massiv verändert und grosse Fortschritte gemacht. Ich wünschte, ich hätte ein Vorher-Nachher-Bild. Bleib dran, fall nicht in deinen alten Stil zurück!

Wow! So, also, jetzt kann ich mich bei den Skigebieten hier bewerben und nebenbei als Skilehrer aushelfen 🙂 Schauen wir mal, was da noch herauskommt 🙂

Geschafft
Geschafft: die Skilehrer-Medaille

 

Meine Skilehrerauszeichnung
Meine Skilehrerauszeichnung

 

4 thoughts on “Skilehrerausbildung in Whistler”

  1. Herzlichen Glückwunsch zur bestandenen Skilehrerprüfung, liebe Frauke. Ich hätte da wohl einen Schüler für dich …:))
    LG Gabriela & Co

    1. Jawoll! Jederzeit – ich muss jetzt unterrichten üben 🙂 Können den nächsten Skiurlaub zusammen machen!

  2. Ich hätte hier auch noch Kandidaten für einen Kurs 🙂
    Coole Sache, wünsche Dir viel Spass mit dem Unterricht und der Saisonkarte!

  3. Hallo 🙂

    Ich habe eine kleine Frage zu der Skilehrererfahrung ind Whistler, kann ich dir eine Email schreiben?

    Liebe Grüsse
    Nina

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