Vancouver blüht auf! Die Kirschblüten zaubern ja bereits seit Anfang März eine ganz besondere Stimmung in dieser Stadt, die in den letzten Wochen aber immer wieder vom grauen Regenwetter überschattet war. Dieses Wochenende hat uns einen ersten Hauch von Sommergefühlen mitgebracht: Mit knapp 18 Grad zwar nicht wirklich heiss, aber der Sonnenschein lockte jeden nach draussen.
Ich habe mich mit einer kleinen Gruppe von Freunden spontan zu einem Abstecher auf Vancouver Island entschieden, wo wir die Surf Saison haben anläuten lassen. Juhu!
Samstag morgen ging es in der Früh (5 Uhr raus aus dem Haus, man, manchmal frag ich mich schon, warum ich mir das antue :)) ab zur Fähre und rüber auf die Insel. Ich wurde von einer riesigen Vorfreude angetrieben – und so viele schöne Bilder von meinem letzten Surftrip, in Sri Lanka, haben mich begleitet. Das letzte Mal, als ich auf dem Board stand, habe ich langsame gelernt, erste Kurven zu drehen, kam also langsam an den Punkt, an dem ich die Kontrolle über das Board bekam. Ich weiss noch genau, wie sich das angefühlt hat in der Sommerhitze in Sri Lanka, mit kurzen Surfer-Shorts und UV-undurchlässigem Surfershirt, froh über jedes Eintauchen ins Meerwasser als Abkühlung.
Surfen auf Vancouver Island ist anders. Ganz anders. Wild und ungestüm. Das komplette Gegenteil, und ich hatte all das vergessen. Das Wasser hier ist eisig kalt, surfen kann man auch im Sommer nur mit Ganzkörper-Neoprenanzug. Das Meer ist rauh, die Wellen sind ungebändigt und folgen keinem leicht zu erkennendem Rhythmus, der Wind macht es noch einmal schwerer, gegen die Kraft der Wassermassen nach draussen zu paddeln.
Und so war der erste Tag, meine persönliche Surf-Saison-Eröffnung, ein einziges Frusterlebnis. Nichts schien zu funktionieren: ich kam nicht gegen die Wellen an und bewegte mich beim paddeln kaum vorwärts, die Strömungen waren so stark, dass man in diverse Richtungen abgetrieben wurde, ich schaffte es nicht, auf meinem Board aufzustehen. Wo ist der Spass geblieben?
Irgendwie war es aber auch ein guter Einstieg, eine gute Erinnerungshilfe: die eigenen Erwartungen nicht zu hoch zu stecken und sich von Rückschlägen nicht sofort die Laune verderben zu lassen. Danke, Vancouver Island, einmal mehr bist du mir ein guter Lehrer.
Abends ging es dann ab zum Campingplatz: gemütliches Abendessen am Lagerfeuer, und der ganze Frust war vergessen 🙂
Neben Abeiene und Tyler, meinen Designer-Freunden aus meiner Toronto-Zeit, war Wilson noch mit von der Party, ein netter Kanadier, den ich vor einiger Zeit beim Skifahren kennen gelernt habe und mit dem ich bereits einige nette Abenteuer erlebt habe. Wir sind beide Outdoor-begeistert und verbringen unsere Zeit mit Trail-Running, Mountainbiking – und jetzt eben auch surfen 🙂 Fühlt sich gut an momentan.
Unsere Nacht im Zelt war in der Tat ein weiteres Abenteuer – denn Wilson hat einen nicht gerade kleinen Hund, halb Wolf, halb Huskey, der die Nacht mit uns im Zelt verbrachte. Allerdings war Ace, so heisst das wunderschöne Tier, wenig interessiert an gemütlicher Nachtruhe. Gerade nachts gibt es ja so viel zu entdecken! Und so klopfte er mir im Stundentakt mit seiner Riesenpranke auf den Rücken, um mir mitzuteilen, dass das Leben draussen stattfindet und ob ich nicht endlich aufstehen und mit ihm rausgehen will. Tja, das wars dann also mit Schlaf.
Und so stand auch der nächste Tag nicht unter einem besonders guten Stern. Wir krochen alle mit tiefen Augenringen aus dem Zelt, betasteten unsere schmerzenden Arme vom vielen Paddeln – und versuchten dann so gut es ging uns zu einer weiteren Surf-Session zu motivieren.
In der Tat: schmeiss all deine Erwartungen über Bord und alles wird gut. Diesmal war das surfen fantastisch! Ich suchte mir kleinere Wellen aus, flaches Gelände – und schaffte es wieder, relativ sicher auf meinem Board aufzustehen. Jaaaaa, back to the surf vibes! Mehr davon!
Aber jedes Wochenende geht nun einmal zu Ende und wir mussten die letzte Fähre zum Festland erwischen. Gerade noch rechtzeitig kamen wir an – nur um dann zu erfahren, dass die Fähre Verspätung hat. Völlig kaputt kamen wir um Mitternacht in Vancouver an…geschafft, happy und mit neuen schönen Erinnerungen im Gepäck.