Famos, was ein paar Tage in der Wildnis doch so mit einem anstellen. Ich hab das GefĂŒhl, ich komme gerade von einem riesigen Urlaubstrip zurĂŒck – nicht unbedingt, weil ich mich erholt fĂŒhle, aber weil die letzen 4 Tage so intensiv und erlebnisreich schienen.
4 (vier) Tage mit den Skiern in der Wildnis! Am Donnerstag ging es um 5 Uhr morgens los: mit einer Gruppe von insgesamt 8 Â Outdoor-Begeisterten haben wir uns auf den Weg zu einer kleinen HĂŒtten mitten im Nirgendwo gemacht, um dort einige Tage zu verbringen. Meine erste Mehrtagestour mit Skiern. Da gab es einiges zu lernen!
Angefangen hat es mit dem GepĂ€ck: Wilson , der Planer-Meister, hat bereits Tage vorher angefangen, wie wild List zu schreiben, damit wir ja nichts vergessen auf unserer langen Tour. Ich hab dann auch fleissig die Liste verfolgt, meinen Rucksack gepackt und mich total gewappnet gefĂŒhlt. Was ich jedoch nicht bedacht hab:
1. Jedes Gramm zÀhlt
Mir kam es wirklich nicht so vor, als ob ich viele Dinge dabei hatte – neben UnterwĂ€sche, Schlafsack und Isomatte waren das ein T-Shirt zum wechseln, ein Fleecepulli und eine Daunenjacke (mega klein und super leicht). Der Rest war dann eigentlich nur noch Essen – und auch das wiegt ja nicht viel: NĂŒsse, Fertiggerichte. Das schwerste ist die Wasserflasche.
Mein Rucksack kam auf stolze  20kg – und damit war mein Rucksack der zweitschwerste. Der leichteste Rucksack war  12 kg!!
2. Es sind die KLeinen Dinge, die ZÀhlen
Trotz toller Liste und einiger Vorbereitungszeit haben Wilson und ich es geschafft, sehr fundamentale Dinge zu vergessen. Â Das wichtigste: Klopapier! Musste mir mit Kaffee-Filtern behelfen, die ich zum GlĂŒck in der HolzhĂŒtte fand đ
Ausserdem: Sonnenbrille. Trotz schlechtem Wetter ist es wirklich unangenehm, den ganzen Tag auf endloses Weiss zu starren – Sonnenbrille kommt definitiv das nĂ€chste Mal mit (und nochmal 20 Gramm mehr…)
Von all dem wusste ich jedoch noch nichts, als wir am Donnerstag morgen dann alle gemeinsam von einem kleinen Platz nördlich von Pemberton losmarschierten: auf in das SchneevergnĂŒgen.
Die letzten Tage hatte es in Vancouver wieder einmal viel geregnet – was jede Menge Schnee in den Bergen bedeutete. Einerseits toll – andererseits machte es die Situation auch riskanter fĂŒr Lawinen. Wir hatten aber einen tollen Gruppenleiter und viele erfahrene Skitourler dabei, es war alles sehr gut geplant.
Obwohl Wilson mir am Abend vorher die Tour auf der Karte zeigte und ich so ein wenig die Details kannte – 17 km Wanderung zur HĂŒtte, 700 Höhenmeter – war ich doch erstaunt, wie anstrengend die Strecke sich anfĂŒhlte mit einem riesigen Rucksack auf dem RĂŒcken. Und prompt sorgte das auch fĂŒr einen super Start: es dauerte keine 30 Minuten, bis ich meine ersten Blasen hatte đ
Irgendwie habe ich mich aber durchgeschlagen, ich habe 8 Stunden fĂŒr den Hinweg gebraucht (Teil davon waren mehrfaches Hinfallen aufgrund Balance-Verlust – was dann zu einem ewigen Prozess des Wiederaufstehens fĂŒhrte; muss so aussehen, wie ein KĂ€fer, der auf dem RĂŒcken liegt :D). Die HĂ€lfte unserer Gruppe (davon 3 Russen) schienen  Extremsportler zu sein: sie dĂŒsten in einem vorneweg und waren zwei  Stunden vor dem Rest in der HĂŒtte.
Die HĂŒtte selbst  war ein einfaches HolzhĂ€usschen, urgemĂŒtlich, mit einem kleinen Kaminofen, der als Heizung diente. Wir hatten einen gemĂŒtlichen Abend und krochen alle schlag kaputt recht frĂŒh in  unsere SchlafsĂ€cke.
Am nĂ€chsten Tag ging es dann auf zur nĂ€chsten Tour: rauf auf einen der umgebenden Berge, damit wir dann endlich das Skifahren geniessen konnten. Das Wetter war zwar nicht besonders prickelnd, dafĂŒr war der Schnee umso toller!
Auch dieser Tag hat ganz schön an meinen KrĂ€ften gezerrt , aber es war herrlich, durch die einsame Winterlandschaft zu stapfen. Zauberhaft schön – und keine Menschenseele weit und breit. So viel unberĂŒhrter Schnee! Jetzt mĂŒsste ich nur noch Tiefschnee fahren können đ
ZurĂŒck in der HĂŒtte gab es dann jede Menge “Haushalts-Aufgaben”: wir mussten Wasser aus dem nahegelegenen Fluss schöpfen, Schnee schmelzen (als “Abwaschwasser”), Holz zersĂ€gen und dann klein hacken fĂŒr den Ofen – ich hab mich bei allen Aufgaben versucht, beim Holz hacken bin ich dann aber doch gescheitert.
Am dritten Tag hat sich die Gruppe dann aufgespalten: Wilson, Charles und ich haben einen ruhigen Tag verbracht und nur eine kleine Tour gemacht, der Rest der Crew ging auf eine weitere Voll-Tagestour. Ich war mit meiner Entscheidung ganz zufrieden – etwas entspannte Zeit in der HĂŒtte war auch nicht schlecht đ
Und schliesslich, am 4. Tag, hiess es alles wieder zusammen packen und sich auf den Heimweg machen. Es hat viel geschneit in den letzten zwei Tagen, wir haben immer wieder Lawinen gehört, die in der Umgebung runter kamen – es war höchste Zeit fĂŒr uns, aus dem Tal zu verschwinden. Da ich jetzt auch wusste, was mich erwartete, kam mir der RĂŒckweg um einiges leichter vor.
Einige Herausforderungen warteten aber dennoch auf uns: die Ăberquerung des halb zugefrorenen Flusses zum Beispiel (bloss nicht die Balance verlieren) oder der  steile Aufstieg durch den Wald.
Aber schliesslich war auch das geschafft – und irgendwann sahen wir das Tal vor uns, im Nebel eingebettet. Welch eine Erleichterung: wir haben es geschafft. Und zurĂŒck zu den alltĂ€glichen LuxusgĂŒtern, die ich jetzt wieder mehr wertschĂ€tze: heisse Dusche, Klopapier und eine gute Matratze. Yeah!
Yes, so eine Tour mache ich gerne wieder mit!