…oder wie ich mir die Welt klein mache.

Nun bin ich tatsĂ€chlich der Einladung gefolgt und zu Papa’s 80. Geburtstag mal “soeben” von Vancouver in den Taunus gedĂŒst. 80 Jahre, das ist schon etwas Besonderes und passiert ja nicht jeden Tag. Auch wenn die Tour etwas verrĂŒckt ist – 3,5 Tage in Deutschland + 1,5 Tage Reisezeit inkl. Jetlag mit 9 Stunden Zeitverschiebung – so schnell kommen wir alle nicht wieder zusammen.

Also los gehts.

Der Hinflug

Ich hatte ein einigermassen gutes Flugangebot gefunden: 1 Umstieg in Island war dabei, aber der Flug war dennoch recht zĂŒgig (15 Stunden). Das funktioniert nur bei kurzen Umstiegszeiten: jeweils 1.5 Stunden hatte ich in Reykjavik, was aber bei so einem kleinen Flughafen kein Problem sein sollte.

Da ging es aber schon los: beim Check-in mit Icelandair wurde jeder gebeten, sein HandgepĂ€ck aufzugeben, da der Flug angeblich zu voll sei (ich versteh dass ja nie, dass Platz fĂŒr weniger HandgepĂ€ck als Anzahl FluggĂ€ste vorhanden ist). ZunĂ€chst ging da ein riesiges Gezehter und Getröte los: “Was das denn fĂŒr ein Service sei, tröttröttröttröt…”. Als ich im Flieger sass, sah ich die Trötperson wieder, mit hochrotem Kopf. Dann: alle drin, TĂŒren zu, Motor an…und wieder aus.

“Meine Damen und Herren, hier spricht ihr KapitĂ€n. Wir haben einen Fahrgast an Bord, der dringend etwas aus seinem Koffer benötigt. Wir mĂŒssen daher mit unserer Abfahrt noch warten, bis das GepĂ€ckstĂŒck wieder ausgeladen wurde.”

Wie bitte? Ok, Servicebereitschaft und so, Kunde ist König…aber doch nicht so! Was ist denn mit den anderen Kunden, die jetzt vielleicht ihren Flug verpassen, weil so ne Trulla unbedingt noch etwas aus ihrem Koffer braucht?

Und da stand sie auch schon, die Tröte von vorher. Nervös zuckte sie vor der TĂŒr herum, bis dann nach 30 Minuten ihr Koffer hereinkam, aus dem sie ihren Laptop herausnahm. Und das ist dir vorher nicht eingefallen??? Ihr dĂ€mliches “I’m so sorry” hat da auch nicht geholfen. Meine Umsteigezeit war inzwischen auf 20 Minuten geschmolzen.

Das war also der Auftakt.

Doch Wunder gibt es immer wieder: wir haben die Zeit wieder reingeholt und ich habe meinen Anschlussflug in Reykjavik prima bekommen.

Day 1: Donnerstag

Mittwoch nachmittag in Vancouver abgeflogen, Donnerstag mittag in Frankfurt gelandet. Und: Happy Birthday – denn ich bin in meinen *hĂŒstel*dreissigsten Geburtstag hineingeflogen. Und das kann man ja auch feiern.

Daher ging es fĂŒr mich vom Flughafen direkt in die Frankfurter Innenstadt, wo ich meinen kleinen Koffer in einem Hotel abstellte und mich dann mit Coco traf. Wiedersehen nach langer Zeit, hei, ist das schön! Erstmal gemĂŒtlich in der Sonne einen Kaffee schlĂŒrfen und sich gegenseitig “updaten”. Anschliessend ging es eine Runde ins Yoga – was sich als “Hot Yoga” entpuppte (wenn ich das gewusst hĂ€tte, hĂ€tte ich Shorts statt lange Yoga-Hose eingepackt – aber so wurde eben geschwitzt :)). Als krönender Abschluss gab es dann noch ein feines Essen in einem afrikanischen Restaurant.

Wiedersehen in Frankfurt

Day 2: Freitag

Freitag ging es dann ab in den Taunus. Dort sah auch alles ganz fröhlich aus: Papa wurde von Ewa und Jolita bespasst, es gab leckeres Mittagessen, wir haben in der warmen FrĂŒhlingssonne draussen Kaffee getrunken – allet fein hier im schicken Ehlhalten. Ich wurde ĂŒber die neusten Geschichten aus der Nachbarschaft aufgeklĂ€rt und bemerkte mit leichtem Entsetzen das Haus am Ende unserer Strasse: da platz wohl gerade eine kĂŒnstlerische Ader. Heidewitzka, hat der viele Viecher aufm Dach.

Unser Nachbar

Hobbies muss man pflegen…

Am Abend gab es lecker deutsche KĂŒche mit dem Jens: Sauerbraten mit Klössen (yes!) und den guten Äppler. Alles feine Sachen, die es in Vancouver nicht gibt.

Day 3: Samstag/ Geburtstagsfeier

Und dann war er da, der grosse Tag: knapp 30 Leute haben zu Papa’s grosser Party zugesagt, die wir gemĂŒtlich im Fischbachtal feierten. Schön wars! Ein riesiges Wiedersehensfest, von dem der Papa ganz begeistert war.

Eine schöne Feier, die spÀter in kleinem Familienkreise endete.

Day 4: RĂŒckflug

Und damit war mein Kurzbesuch auch schon vorbei. Am Sonntag ging es fĂŒr mich um 9.30 Uhr bereits los, ab zum Flughafen. Das nette Zusammentreffen vom Vortag klang noch entspannt nach und ich trat mĂŒde, aber gut gelaunt ins Flugzeug. Zuerst sollte es wieder nach Reykjavik gehen, wo ich 1.5 Stunden hatte, um meinen Anschlussflug nach Vancouver zu erwischen. Diesmal war keine verrĂŒckte Tröte am Gate, sah alles gut aus.

Bis dann die Ansage kam: Hallo, hier spricht ihr KapitÀn. Wir haben eine kurze Startverzögerung und werden etwa 30 Minuten spÀter abfliegen.

Oh man, da spielt der schon wieder mit meinen Nerven. Aber 1 Stunde sollte fĂŒr den Umstieg ja auch reichen.

30 Minuten spÀter: der Flieger rollt an, Langsam und trÀge gehts zur Rollbahn.

Und noch einmal: Hier spricht ihr KapitĂ€n. Wir haben eine Kontrolllampe, die aufleuchtet und mĂŒssen noch einmal stoppen, um die Mechanik ĂŒberprĂŒfen zu lassen.

Das ist ein Scherz, oder? Der Flieger ja rollt ja weiter! So ein Kasper, der will uns bestimmt nur Angst einjagen.

Leider war der KapitÀn kein Kasper. Und der Flieger blieb irgendwo am Rande der RollflÀche tatsÀchlich stehen. Dort warteten wir dann auf den Mechaniker.

Die nÀchsten 4 Stunden waren beinahe filmreif. Etwa alle 30 Minuten kam eine kryptische Ansage aus dem Cockpit.

  • ZunĂ€chst wurden wir darĂŒber informiert, dass die Mechaniker jetzt da seien (na prima). Dann, dass das Problem scheinbar nicht so gross sei.
  • Ach nee, ist doch grösser. MĂŒssen wohl alle aus dem Flieger und mit Bussen zurĂŒck zum Terminal gebracht werden.
  • Busse sind jetzt auf dem Weg.
  • Vielleicht braucht man die Busse nicht, Ersatzteil scheint auf Lager zu sein.
  • So, Ersatzteil ist da, aber jetzt muss man noch Papierkram erledigen, kann dauern.
  • Also auf keinen Fall gibts die Busse und wir sollen nicht aussteigen, warten auf die Papiere.
  • Papierkram ist jetzt geregelt. Ersatzteil wird eingebaut.
  • Ersatzteil ist drin. Kann losgehen.

4.5 Stunden nach dem eigentlichen Abflug starteten wir tatsĂ€chlich. NatĂŒrlich war mein Anschlussflug nach Vancouver weg. Und was nun? Am Montag hĂ€tte ich arbeiten mĂŒssen, daraus wird nun nix…

In Reykjavik angekommen brach dann fĂŒr einen kurzen Moment das Chaos aus, wurde aber von Icelandair gut unter Kontrolle gebracht: erstaml gratis Wasser und Sandwiches fĂŒr jeden. FĂŒr alle verpassten AnschlussfluggĂ€ste gab es dann einen neuen Flug und eine kostenlose Übernachtung im Hotel. Aber auch das dauerte natĂŒrlich: etwa 1.5 Stunden stand ich in der Schlange, um herauszufinden, wann der nĂ€chste Flieger geht.

Es stellte sich heraus: von Reykjavik gibt es nicht so viele Flieger nach Vancouver :). NĂ€chste Möglichkeit: Montag um 17 Uhr ĂŒber Seattle, so dass ich kurz vor Mitternacht in Vancouver ankommen könnte.

Hilft nĂŒscht, das Beste daraus machen. Wir wurden mit einem Shuttle-Bus 1.5 Stunden zum nĂ€chsten Hotel (ich kam im schicken Hilton unter) gekarrt und am nĂ€chsten Tag mittags wieder abgeholt. Auf den Schock hab ich mir erstmal einen netten Cocktail gegönnt.

Den nÀchsten Morgen habe ich bis zum Abflug fein gearbeitet, war also nicht alles verschenkte Zeit.

Der Flug von Reykjavik bis nach Seattle verlief ohne Probleme. In den USA gabs dann wieder die ewig lange Warteschlange, um durch den Security Check durchzukommen – da gab es so einigen, der sehr nervös wurde, weil der Anschluss knapp war. Ich hatte diesmal zum GlĂŒck genug Zeit und konnte locker bleiben.

Der Flug nach Vancouver war dann natĂŒrlich verspĂ€tet – aber das war mir nun auch egal, Hauptsache ich komm heim!

Etwa 50% der FluggĂ€ste jedoch hatten einen Anschlussflug in Vancouver, den sie aufgrund dieser VerspĂ€tung verpassten. Der Flug wurde von Air Canada durchgefĂŒhrt – und die scherten sich nicht die Bohne um verpasste AnschlĂŒsse. “Ja, da mĂŒssen sie dann im Terminal mal nachfragen, ob sie auf einen neuen Flug gebucht werden können.”

Schon verrĂŒckt, die Fliegerwelt. Mir ist die Lust aufs Fliegen erstmal grĂŒndlich vergangen. Und einmal mehr vermisse ich die unzĂ€hligen Reisemöglichkeiten in Europa. Auch wenn man da stĂ€ndig seinen Anschlusszug verpasst…

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