Der Sommer nähert sich dem Ende, hier summt und brummt noch einmal alles, es ist fast so, als ob sich ein jeder hier in der Stadt gegen das Ende des Sommers auflehnt. Der Strand ist vollgefüllt, jeder Sonnenstrahl wird ausgenutzt. Leider geschieht dasselbe auch in meinem Beruf: jede Minute wird mit noch einer neuen Anfrage gefüllt, noch ein Meeting, noch eine deadline…

Go with the flow: Schritt für Schritt nehmen.

Letzte Woche war wieder so eine vollgestopfte Woche. Ich jongliere momentan 5 Projekte – eines davon besonders spannend, mit einem StartUp in San Francisco. Am Freitag hatten wir dort einen ganztägigen Workshop – das hiess dann mal eben jetsetten (sind ja nur 3 Stunden Flug). Die Workshop-Planerei hat mich ganz schön auf Trab gehalten, am Donnerstag nachmittag habe ich noch die letzten Utensilien besorgt, war auch etwas nervös und aufgeregt, da Workshops nicht mein täglich Brot sind. Zwei Stunden vor Abflug kam ich am Flughafen an – für Reisen in die USA rechne ich immer extra viel Zeit an, da die Sicherheitskontrollen oft endlos laufen können.

Am Check-in Schalter fragte mich dann die Dame von der Fluglinie: “Haben Sie ESTA oder ein Visum für die USA?” (Für die USA braucht man mit dem Deutschen Pass eine zusätzliche Einreisegenehmigung; das ESTA ist ein Abkommen, dass man schnell und einfach online beantragen kann und 3 Jahre gültig ist. Wie gut, dass ich das ja erst verlängert hatte…). “Klar hab ich ein ESTA”, erwiderte ich.

“Hm, das kann ich leider nicht finden.”

“Au backe, ich habe ja seit wenigen Wochen einen neuen Reisepass…und das ESTA ist natürlich auf meinen alten Pass ausgestellt. Kann ich das schnell hier beantragen?”

“Gehen Sie zum Service Schalter, an den Computer.”

Ein ESTA am Flughafen beantragt, das hab ich schon mal gemacht. Relativ schmerzlos. Nur…die tollen ESTA-Leute meinten, sie müssten ihre Webseite neu gestalten – und nun sass ich vor einem grauenhaften Formula, dass ich auf meinem Handy kaum ausfüllen konnte (und ein anderes Gerät zu benutzen war kompliziert…kein Internet). Nach viel Ächzen und Gefluche habe ich das Formular endlich ausgefüllt, meine Gebühr bezahlt – prima, jetzt aber, einchecken. Wird höchste Zeit!

“So, hab mein ESTA.”

“Neeeeein, das dauert, die müssen Ihren Antrag erst genehmigen. Manchmal dauert es mehrere Tage – aber ich drücke die Daumen.”

Wie bitte???? Mehrere Tage??? Ich habe keine “mehrere Tage”, ich muss zu meinem Workshop! Und tatsächlich, da stand es auf der Webseite: “Wir bieten keine sofortige ESTA Genehmigung mehr an, jeder Antrag wird überprüft, was bis zu 72 Stunden dauern kann.”

Hola, die Waldfee. Und nun? Ich hatte noch 80 Minuten bevor mein Flieger abhob. Wie eine Bekloppte starrte ich auf mein Handy, lud die Webseite jede Minute neu, in der Hoffnung, dass mein Antrag schnell bearbeitet wurde. Und da sah ich es: ich hatte meinen Namen falsch eingetippt. Oh nein, würden sie mich nun ablehnen? Aber noch einmal alles ausfüllen, das wollte ich auch nicht.

Nach weiteren 20 Minuten, der Befreiungsschlag: “Ihr Antrag wurde genehmigt.” Juchheeeee, jetzt aber! Einchecken, und dann hoffen, dass die Sicherheitskontrolle zügig verläuft, damit ich meinen Flieger erwische!

Der Rest verlief relativ reibungslos: ich bekam mein Flugticket, wurde über die Grenze gelassen und schaffte auch meinen Flieger. Aber dieser Auftakt half natürlich nicht, mich gelassener für den Workshop zu fühlen.

Doch es verlief alles bestens, der Kunde war zufrieden – und ich kam zerschlagen, aber erleichtert Freitag nacht wieder in Vancouver an. Wie gut, dass ich meine Haare blondiere, da sieht man die grauen Strähnen nicht, die solche Ereignisse verursachen :D.

Und damit kommen wir zu Fotos und Spass: das Wochenende.

Wilson und ich mussten uns sportlich austoben, das haben wir unter der Woche zu sehr aufgeschoben. Am Samstag düsten wir erneut über die Grenze, diesmal an den Fuss des Mount Bakers. Wir waren hier schon einige Male skifahren, sind auch über den Gletscher schon hochgekraxelt – aber ich war noch nie im Sommer hier. Unser Ziel: mit dem Rennrad auf den Gipfel. Insgesamt 75 Kilometer, 1100 Höhenmeter. Los gehts! Der Weg war hervorragend, Blick auf den Gletscher – famos. Zeit für Fotos unterwegs nahmen wir uns nicht, aber hier ein Gipfel-Beweis 🙂

Am Sonntag machten wir uns dann auf eine tolle Wanderung: wir sind schon etliche Male am Yak-Peak vorbeigefahren, eine riesige, glatte Granitwand. Dort windet sich ein kleiner Wanderweg entlang, den wir nun endlich testen wollten.

Der Einstieg ist amüsant, man läuft nämlich 10 Minuten an der Autobahn entlang – undenkbar in Deutschland 🙂

Wenn man das hinter sich hat, ist man allerdings im Paradies: Wald, frische Luft, Ruhe.

Nach etwa 30 Minuten kommt man dann an die erste “Öffnung” und steht direkt am Fuss des beeindruckenden Berges. Jaaaa, da hinauf!

Und weiter geht es, steil hinauf. Ace hat uns innerlich sicherlich hunderte Male verflucht, er musste sich nämlich auf dem rutschigen Felsen raufhangeln, krampfhaft versuchend, Halt in dem schmalen Erdstreifen am Rand zu finden. Helfen darf man da aber auch nicht, verletzter Stolz.

Kurz vor dem Ziel wurde es noch etwas grüner, wir sahen jede Menge Streifenhörnchen und dicke, fette Murmeltiere.

Schliesslich waren wir oben, auf dem 2080 Meter hohem Gipfel. Herrlicher Ausblick! Der Südgipfel befand sich direkt überhalb der Autobahn…

…die Nordseite bot den Blick ins tiefe Tal.

Auf unserem Abstieg sammelten wir dann noch ein paar Karma Punkte: wir trafen auf dem Gipfel einen Wanderer mit einem russischen Windhund. Diese zierlichen Hunde mit Stelzenbeinen, die eigentlich nur aus Knochen bestehen. Ich war ziemlich überrascht, so etwas auf einem Berg zu sehen – doch der Besitzer war guter Dinge.

Etwa auf der Mitte des Abstieges trafen wir dann wieder auf ihn: seine “Bella” hatte sich alle Pfoten wundgelaufen und konnte kaum noch laufen. Dave, der Besitzer, war mittlerweile auch k.O. von seinen Versuchen, diesen grossen Hund zu tragen.

Da musste Dr. Wilson erstmal ran: Ducktape raus und Pfoten verbunden. Anschliessend halfen wir Dave, Bella für jeden Schritt zu animieren: Komm, du schaffst das, ja, noch ein Schritt! Ace schaute nur ungläubig und trabte gemütlich den Hang hinunter. Wir haben es alle wieder bis zum Parkplatz geschafft, Bella und Dave werden so schnell sicher keine Wanderung planen 🙂

So, und damit ab in eine neue Woche.

Hier noch ein paar Fotos von voriger Woche, als wir einen sonnigen Abend mit Standup-Paddelboarden auf dem Meer genossen. Vancouver hat schon jede Menge zu bieten…

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