Endlich Sommer. Endlich den Strand und das Meer in Vancouver geniessen. Wurde aber auch Zeit.

Mit dem Sommerwetter steigen auch die Aktivitäten: die Tage werden ja bereits wieder kürzer – schnell noch alles mitnehmen, was geht, so lange das Wetter so gut ist. Mit dem Rad um den Stanley Park, danach ab ins Meer hüpfen, mit Freunden nachts den Himmel nach Meteoren absuchen – ach ja, und vielleicht noch ein bisschen open air Kino mitnehmen? Ha, langweilig ist uns momentan jedenfalls nicht 🙂

Neben dem sommerlichen Treiben gab es vor allem zwei Ereignisse, die noch etwas länger in Erinnerung bleiben werden.

Da war zum einen meine Motorrad-Prüfung. Nachdem ich nun zwei Wochen nicht auf einem Motorrad sass (wir waren ja in Toronto), stand meine Prüfung vor der Tür. Da ich kein eigenes Motorrad besitze, habe ich mir eines von meiner Fahrschule geliehen. Eine Stunde vor meiner eigentlichen Prüfung holte ich mir das Motorrad ab, holte mir noch ein paar letzte Tips – und los ging es. Nun ja, dachte ich jedenfalls. Aber das Motorrad wollte nicht so richtig, wie ich wollte: die Gangschaltung war ungewohnt, das Motorrad war schwer und klobiger als gedacht, was sich nicht unbedingt gut für U-Turns macht (eine Pflichtübung beim Motorradtest). Verdammt, fühlte mich gar nicht wohl auf diesem Motorrad.

Ich drehte ein paar Kreise und versuchte, so gut es ging mich mit dem klobigen Teil anzufreunden, musste mich aber auf den Weg machen, um pünktlich zur Prüfung zu erscheinen.

So sehr ich mich auch über den Sommer freue, bei fast 30 Grad in schwarzer Motorradjacke mit schwarzem Helm 45 Minuten lang geprüft zu werden, lässt einen doch noch einmal umso mehr in Schwitzen geraten. Für diesen Tag hätte ich mir gerne andere Temperaturen gewünscht – aber da muss ich nun durch.

Bei der Prüfstelle angekommen, durfte ich dann doch erstmal 15 Minuten auf den Prüfer warten. Das trägt nun auch nicht gerade zur Beruhigung bei.

Und dann war es endlich so weit. Der Prüfer kam auf mich zu mit der obligatorischen Warnweste und einem WalkieTalkie, über welches er mir Anweisungen geben konnte. Nach einem kurzen Check des Motorrads und des Equipments ging es los: ich auf dem Motorrad vorne weg, er mit dem Auto dahinter. Nun versuchte ich brav, allen Anweisungen zu folgen (bei der nächsten Möglichkeit rechts abbiegen), dabei alle Regeln zu beachten und kein Verkehrsschild zu übersehen.

Puh. Ich bin zwar immer wieder mal mit Wilson und Freunden auf dem Motorrad unterwegs gewesen – aber von denen hat mir doch keiner Tips für die richtigen Verkehrsregeln gegeben. Und da gibt es jede Menge Kleinigkeiten, auf die man achten muss.

Die Prüfung fand in einem Vorort von Vancouver statt, in dem ich noch nie unterwegs war. Also alles neu. Da wurde mir erst einmal bewusst, wie verdammt viele Schilder wir auf den Strassen haben. Wer soll denn da noch durchblicken? Manche Schilder sind nur “Warnschilder”, andere sind “Regelschilder”. Besonders trickreich sind Schulzonen: je nachdem, was im Kleingedruckten unterhalb eines Schulzonen-Schildes steht, muss man die Geschwindigkeit entsprechend anpassen (oder eben auch nicht). Die Geschwindigkeitsbegrenzung ist aufgehoben, wenn man auf der anderen Strassenseite von hinten ein Schild mit einer ähnlichen Form erkennt. Total bekloppt.

Nach 20 Minuten war ich mir ziemlich sicher, dass ich bereits einige der vielen Schilder falsch interpretiert oder übersehen hatte – war hier jetzt 30 km/h oder 40km/h? Tapfer machte ich weiter, bekam sogar den U-Turn einigermassen hin, versuchte mich immer wieder an einem überdeutlichen Schulterblick…und war einfach nur heilfroh, als wir wieder an der Prüfstelle ankamen. Jetzt noch einparken, Bike ausschalten, absteigen und Helm endlich ab. Wow. Das war wohl nix.

Doch da kam der Prüfer freudig auf mich zu, nahm mir die Weste ab und lächelte freundlich: “Gut gemacht.” “Wirklich?” “Also die Fahrspurposition und dein Schulterblick sind perfekt, sehr gute Kommunikation im Strassenverkehr. In den Seitenstrassen warst du teilweise etwas zu langsam, da kannst du dich noch verbessern.” Hab ich doch richtig gelegen – das Tempolimit ist ein echtes Kreuz bei den vielen Warn- und Regelschildern.

“Glückwunsch, du hast bestanden.”

“Echt jetzt? JUCHHUUUUUUUUU! Danke!!!”

Ja, das war es dann. Völlig durchgeschwitzt und ziemlich kaputt, aber überglücklich, nahm ich meinen vorläufigen Papierführerschein entgegen. Es ist vollbracht – so viel Druck, der da gerade von meinen Schultern fällt.

Das zweite Erfolgserlebnis kam dann am Wochenende: Wilson fühlt sich endlich wieder bereits fürs Wandern. Wir hatten unsere erste grössere Wanderung in diesem Jahr – und sie war wunderbar.

Es ging rauf zum Blanca Lake – eine Wanderung, die wir vor zwei Jahren schon einmal machten, damals war Ace noch it dabei. Diesmal gingen wir aber noch ein Stück weiter, rauf auf den Peak.

Die Wanderung startete etwas matschig, brachte uns aber schnell in schönes, alpines Gelände mit einem idyllischem Fluss und weiten Wiesenflächen.

Nach einigen Stunden waren wir am grossen Blanca See angekommen. Hier wurde ich auch wieder an den grössten Nachteil von Sommer-Wanderungen in BC erinnert: Moskitos. Überall, richtig fett und blutgierig. Also bloss nicht ausruhen und die Natur geniessen, immer schön in Bewegung bleiben 🙂

Weiter ging es, auf insgesamt 2100 Meter rauf. Zwischendurch mussten wir einige Schneefelder überqueren, die aber angenehm weich waren, also problemlos zum wandern.

Vom Gipfel hatten wir eine tolle Aussicht – nicht nur auf die Seen unter uns, auch auf die umliegenden Gipfel und den Gletscher, der sich direkt hinter uns ausbreitete. So toll – und alles quasi vor unserer Haustür!

Traumhaft schön. Der Abstieg verlief rasch und ohne Probleme – Wilsons Knie machte keinen Mucks. Ein Erfolg!

Das wird nicht unsere letzte Wanderung gewesen sein – wir haben beide Appetit 🙂 Eine erfolgreiche Woche – auf zu neuen Zielen.

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