Meine extrem lange Anreise zu La Paz hatte einen grossen Vorteil: ich war so platt, dass ich ohne Probleme in meiner ersten Nacht durchschlief. Das ging meinen Reisegefährten leider nicht so: Peter hatte mit Durchfall zu kämpfen (was sich aber zum Glück am nächsten Morgen wieder legte) und Mark mit den Nebenwirkungen seiner Tabletten gegen Höhenkrankheit. Mein Impf-Doktor hatte mir dieselben Tabletten empfohlen. Was er mir nicht gesagt hatte: diese Tabletten wirken entwässernd. Nun ist die Luft in extremer Höhenlage extreeeeem trocken und man sollte darauf achten, seien Flüssigkeitszunahme zu verdoppeln. Mit entwässernden Tabletten hängt man zum einen ständig an der Wasserflasche – aber zum anderen muss man auch ständig aufs Klo rennen, was Mark eine sehr kurze Nacht bescherte. Damit war meine Entscheidung klar: keine Tabletten (es sei denn, sie sind unbedingt notwendig).

Nach einem ausgiebigen Frühstück machten wir uns auf eine weitere Erkundungstour dieser faszinierenden Stadt.

La Paz ist die Regierungshauptstadt von Bolivien (die eigentlich Hauptstadt ist Sucre) und erstreckt sich in einem Talkessel. Der tiefste Punkt der Stadt liegt auf 3.200m, der höchste Punkt auf 4.000m. Die eigentliche Stadt umfasst etwa 800.000 Einwohner, zählt man die Vororte dazu (die sich fliessend anschliessen), kommt man auf über 2 Millionen Einwohner. Die besondere Kessellage bedeutet auch ziemlich steile Strassen. Da haben sich die Bolivianer ein ziemlich cleveres öffentliches Verkehrsmittel überlegt: Gondeln mitten in der Stadt. Insgesamt gibt es 11 verschiedene Linien und das Netz erstreckt sich auf über 30 Kilometer. Es ist eine herrliche Art, um die Stadt zu erkunden – und eine perfekte Lösung, um die grossen Höhenunterschiede in dieser Stadt zu überwinden.

Wir gondelten als erstes rauf nach El Alto, wo sich ein riesiger Markt auf der gesamten Bergkuppe erstreckte. Hier konnte man alles finden, von Shampoo zu Autoteilen zu frischem Gemüse.

Und mittendrin sah man Kinder Fussball spielen – auf 4.000m Höhe! Fussball scheint ein wichtiger Sport zu sein in Bolivien: man sieht Fussballfelder in jedem noch so kleinen und abgelegenen Ort.

Von hier oben hatte man auch einen herrlichen Blick auf die Stadt…

…und im Hintergrund sah man den Berg Illimani in die Höhe ragen, mit seinen 6.400 Metern der zweithöchste Berg Bolivien. Und eines unserer Kletterziele.

Nach unserem Spaziergang über den Markt in El Alto hüpften wir auf die nächste Gondel und fuhren hinunter ins Tal und rauf auf einen nächsten Hügel.

Hier fanden wir ein paar schnucklige Strassen mit alten Gebäuden aus der Kolonialzeit, viele davon sind nun Museen.

Natürlich durfte auch ein Besuch des “Witches Market” (Hexen Markt) nicht fehlen. Auf diesem Markt verkaufen Heiler besondere Kräuter, Pulver und Amulette. Neben den berühmten Blättern der Coca-Pflanze (das Kauen der Blätter soll angeblich gegen Höhenkrankheit helfen – mich haben die nicht überzeugt) bekam man hier einen besonders guten Einblick in alte bolivianische Traditionen und Spiritualität. Eine wichtige Rolle spielt die Göttin “Pachamama”, Mutter der Erde und Fruchtbarkeit. Wenn ein neues Haus gebaut wird, wird mit den Grundsteinen ein Lama-Fötus vergraben, um die Bauarbeiter vor Unfällen zu schützen.

Nach dieser herrlichen Erkundungstour wurde es Zeit für uns: unsere offizielle Tour sollte am nächsten Tag beginnen. Noch würden wir keine Berge erklimmen, sondern für 2 Tage etwas mehr über die Geschichte von Bolivien erfahren und leichte Wanderungen in der Nähe vom Titikaka-See mitmachen. Also ab ins Hotel und Taschen packen: morgen gehts nach Copacabana!

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