Die Zeit, sie rast…und wir mit ihr 🙂
Von Tofino aus ging es nun also zu einem weiteren Ort auf Vancouver Island: Mount Washington. Mount Washington liegt direkt gegenüber von Tofino auf der anderen Seite der Insel – und eben nicht direkt am Wasser, sondern (wie der Name schon sagt) in den Bergen.
Mit 250 km Entfernung ist die Fahrt dorthin eigentlich keine grosse Sache. Sollte man jedenfalls meinen, besonders als Nicht-Kanadier. Aber die Uhren ticken hier anders und das Inselleben ist geprägt vom Motto der Gemütlichkeit. Die Strassen hier sind nicht wirklich zum Schnellfahren gemacht und eigentlich will man ja auch nicht einfach nur von A nach B rasen, sondern den Weg zum Ziel machen: unterwegs auch etwas sehen, anhalten, sich die Beine vertreten.
Aber selbst ohne diese Priese Gemütlichkeit mussten wir schlichtweg ein echtes Hindernis zwischen Tofino und Mount Washington überwinden: eine etwas grössere Baustelle. Ein Waldbrand hatte auf der Strecke zu einem Steinschlag geführt, und nun musste ein grosser Teil der Strecke geräumt und wieder neu befestigt werden. Und auch wenn Vancouver Island von der Fläche her eine sehr grosse Insel ist (etwas grösser als Belgien), so gibt es dennoch relativ wenige Strassen (weil wenig Bewohner) hier. Wenn hier also gebaut wird, dann wird die Strasse gesperrt – und Umleitungen gibt es nicht.
Uns wurde im Tourismus-Büro mitgeteilt, dass an dem Tag unserer Abreise die Strasse tagsüber komplett gesperrt ist (mit einem kleinen Zeitfenster von 12:30 Uhr bis 13:30 Uhr, wo der Verkehr für eine Stunde einspurig durch die Baustelle geleitet wird). Mit dem Wissen liessen wir uns einfach Zeit mit unserer Abreise und genossen ein Picknick am Strand, machten einen Spaziergang durch den Regenwald und erledigten unseren Grosseinkauf in dem einzigen grösseren Ort auf dem Weg, in Port Alberni.
Um 17:30 Uhr kamen wir an die Baustelle, die nach unseren letzten Informationen für den Verkehr ab nun wieder einspurig geöffnet werden sollte. Doch dem war nicht so. Wir wurden von einem freundlichen Mann in Warnweste begrüsst, der uns mitteilte, dass der Zeitplan für heute geändert wurde: heute wollte man bis 21 Uhr durcharbeiten, und erst dann die Strasse freigeben.
Ach wie fein. Hier trifft deutsche Genauigkeit auf kanadische Gemütlichkeit – was nicht immer reibungslos vonstatten geht 🙂 Aber was blieb uns anderes übrig? Einen Umweg gab es nicht, so sehr wir auch auf die Karte starrten. Also machten wir auch hier das beste aus der Situation: zunächst einen kleinen Spaziergang zu einem Fluss (mit einer Steinwand, die ein Loch hatte); auf dem Weg begegneten wir einem kleinen Schwarzbären (ja, die laufen hier einfach so rum bei den wenigen Menschen). Anschliessend gab es Hamburger in einem amerikanischen Drive-In. Und schliesslich stellten wir uns in die lange Autoschlange und plauderten mit unseren Nachbarn und Leidensgenossen.
Hier wurde der kulturelle Unterschied wieder schön deutlich: was in Deutschland schnell zu Wutausbrüchen, Beschimpfungen, Frust und Gemotze führen würde, wird hier gelassen und mit einem Lächeln hingenommen. Die Leute packten ihre Campingstühle aus, spielten Spiele, fuhren mit ihren rollern zwischen den Autos entlang, zischten ein Bierchen und freundeten sich mit untereinander an. Kein Geschimpfe, kein Gemotze, sondern Gelächter und heitere Stimmung.
Um 21 Uhr wurde die Strasse tatsächlich geöffnet – allerdings wiederum nur einspurig, so dass wir noch einige Zeit im Stau standen, bis wir gegen 23 Uhr endlich Mount Washington erreichten. Ein langer Reisetag.
Mount Washington
Mount Washington ist ein kleiner Skiort, der höchste Punkt liegt auf 1500 Metern. Auch wenn das Gebiet nicht besonders hoch gelegen ist, gibt es im Winter hier dennoch oft fantastischen Schnee, weil auf der Insel meist ein sehr feuchtes Klima herrscht.
Das war nicht ganz so bei unserem Besuch. Am ersten Tag sahen wir im Hintergrund bereits grosse Wolken auftauchen, die auf einen nicht unerheblichen Waldbrand hindeuteten – und tatsächlich, ab dem zweiten Tag waren wir ziemlich eingeräuchert.
Aber wir hatten auch hier eine gemütliche Zeit. Wir durften in Dave’s, Wilsons’ Freund, Ferienhaus wohnen – eine riesige Unterkunft, sogar mit eigenem Kinoraum.
Die Zeit hier haben wir mit wandern verbracht…
…joggen um den See…
…Fussballspiel am morgen und Star Wars am Abend im Kinoraum…
…und Wilson und ich haben auch einmal den Bike Park getestet.
In Mount Washington selbst gibt es ausser ein paar Ferienhäusern und dem Lift nicht viel, zum einkaufen mussten wir in den kleinen Ort Comox fahren – und auch hier konnten wir kleine Spaziergänge einbauen.
Victoria
Nach 3 Tagen in Mount Washington fuhren wir zum Hauptsitz unserer Provinz Britisch Kolumbien, zu Victoria. Das ist eine pitoreske Stadt mit etwas britischem Flair, etwas touristisch, recht klein, aber fein für einen Tagesausflug.
Von hier aus nahmen wir am nächsten Tag die Fähre nach Seattle, daher der kleine Zwischenstop.
Seattle
Mit Seattle startete auch die letzte Woche des Besuchs. Wir nahmen von Victoria aus die Fähre rüber nach Amerika (auf der war ich bisher auch noch nicht), was uns einen recht reibungslosen und vor allem freundlichen Grenzübertritt bescherte. Ich glaube, so freundlich wurde ich noch nie von einem amerikanischen Grenzbeamten behandelt.
Die Fährfahrt verlief auch reibungslos, in weniger als zwei Stunden waren wir auf amerikanischem Boden und machten uns auf in die Grossstadt. Auch hier hatten wir eine nette Unterkunft, ein AirBnB nur wenige Kilometer ausserhalb der Innenstadt.
In Seattle gab es auch jede Menge zu erkunden. Neben einigen touristischen Hotspots wie der “Space Needle” (einem riesigen Turm mit Aussichtsplattform) und dem Pop-Kultur-Museum (eher interessant für Wilson und mich) waren wir auf dem riesigen Markt und haben frischen Fisch zum grillen gekauft….
…haben die Stadt erkundet…
…waren bei Microsoft…
…und haben kleinere Viertel erkundet mit ihren Skulpturen und Biergärten.
Zum Schluss waren wir alle ziemlich kaputti 🙂
Und dann war die Zeit auch schon wieder ruckzuck vorbei. Es gab noch eine Nacht in Vancouver, bevor der Seewald-Trupp wieder in den Flieger nach Frankfurt stieg.
Hui, das ging flix. Neben einigen langen Reisetagen haben wir aber doch jede Menge gesehen und erlebt. Ich hoffe, diese Reise bleibt allen noch lange in Erinnerung. Ein so weite Reise mit der kompletten Familie, das ist schon eine einmalige Sache. Und auch wenn wir am Ende alle etwas erschöpft waren und die Kinder sich sehr auf ihre letzte Woche FERIEN freuten (endlich entspannen :D), so war es doch ein wunderschöner Besuch und eine tolle Zeit zusammen.
Danke fürs Kommen – wir planen nun unseren Besuch im November (ha, wobei Wilson glaube ich mental noch nicht bereit ist für eine volle Ladung Deutschland :D).
Und nun: zurück zum Alltag…buuuuuuh!