Da hat sie uns also wieder, die liebe Routine. Wir tauschen das Familienchaos gegen Arbeitsfrust – da muss ich nicht lange überlegen, was mir lieber ist. Momentan knarzt es beruflich ziemlich, sowohl bei Wilson, als auch bei mir. Aber man kann ja nicht immer nur Sonnenschein haben.
Wobei: bis auf zwei Tage mit kleinen Regenschauern haben wir hier in Vancouver noch immer keinen Regen gesehen, und langsam wäre der tatsächlich wünschenswert. So geniessen wir einfach die letzten warmen Sommertage – und das natürlich vor allem in der Natur.
An den letzten beiden Wochenenden waren wir viel unterwegs. Da gab es zum einen eine ausgiebigste Mountainbike Tour mit unserem Freund Darin in Squamish – und meinem neuen Mountainbike! 🙂 Meine Vorfreude wich jedoch schnell der Realität: Darin ist ein Super-Sportler der keinerlei Müdigkeit kennt. Wenn ich mit dem Mountainbike unterwegs bin, dann normalerweise für 1-2 Stunden für 8-15 km. Mit Darin hiess es: über 4 Stunden und 38 km! Ich war total kaputt.
Und trotzdem verabredeten wir drei uns für eine extrem lange Tageswanderung für den nächsten Tag. Wir wollten uns um 6 Uhr treffen (das hiess für Wilson und mich: um 5.15 Uhr aufstehen). Am Treffpunkt angelangt war dann wer nicht da? Genau, Darin. Für unser Wanderziel, eine Überquerung mehrerer Gipfel, die uns von Ort A nach Ort B führen würde, benötigten wir zwei Autos (eines am Startort, das andere am Zielort). Ohne Darin konnte der Plan also nicht stattfinden. Tolle Wurst, und wofür habe ich mich nun so früh aus dem Bett gequält?
Wilson und ich entschieden uns dann für eine alternative Wanderung und fanden doch noch zu unserer guten Laune zurück – ja, bei der Aussicht!
Darin stiess im Laufe des Tages dann auch noch dazu. Er hatte seinen Wecker überhört (jajaja) – aber als Entschuldigung kochte er uns ein unglaubliches Abendessen: geschmorrte Lammschulter mit Kartoffelpüree und gedünstetem Gemüse. Als ehemaliger professioneller Koch konnte er das einfach so aus dem Ärmel schütteln – ich war einfach nur begeistert. Soooooo lecker.
Dieses Wochenende haben wir wieder auf dem Fahrrad verbracht (diesmal ging es mit dem Rennrad los) und am nächsten Tag stand eine herrliche Wanderung an, direkt bei uns vor der Haustür. Die Seewalds kennen ihn ja mittlerweile, den Grouse Mountain. Von diesem Hausberg kann man noch sehr schöne andere Gipfel erreichen. Wir wanderten also rauf auf den Grouse (wo uns auch tatsächlich einige “grouse”, eine Art Auerhahn begrüssten)…
…von dort ging es weiter über den “Little Gout” (kleine Ziege) und “Camel” (Kamel)….
…rauf zum Crown Mountain (der Krone).
Eine schöne und enorm anstrengende Wanderung mit 1700 Höhenmetern auf nur 16 Kilometern insgesamt. Ha, danach spürten wir unsere Beine (oder manch einer eben auch nicht mehr :D).
Das Wochenende beinhaltete auch eine kleine traurige Wende. Die Lebensgefährtin eines guten Freundes unseres Alpenvereins ist bei einer Wanderung (bei dem Versuch, einen Fluss zu überqueren) ums Leben gekommen. Am Wochenende fand die Trauerfeier statt. Auch wenn ich seine Partnerin selbst nicht kannte, so habe ich doch schon viele Ski-Abenteuer mit Bill hinter mir und auf jeder dieser Touren erzählte er immer freudestrahlend von ihr. Sie haben sich erst vor wenigen Jahren kennen gelernt…und dann kann ein Leben so plötzlich vorbei sein.
Es war ein Schock, ich fühle sehr mit unserem Freund Bill mit. Uns unserer eigenen Vergänglichkeit wieder bewusst zu werden bewirkt gleichzeitig auch Dankbarkeit: für jeden Tag, jeden Moment den wir geniessen und erleben dürfen. Auch auf unserer Wanderung am Wochenende haben wir einen Rettungshubschrauber über uns gehört…hoffentlich kein tragischer Fall.
Mit Dankbarkeit im Herzen starte ich jetzt aber erstmal in eine neue Woche 🙂