Nach unserem gemütlichen Brunch-Treffen mit Kathy in Hamburg hüpften wir wieder in den Zug (nachdem wir fast eine Stunde am Bahnsteig in der Kälte standen, weil die Bahn kleckerweise Mitteilungen über Verspätungen unseres Zuges bekannt gab) und fuhren nach Berlin. In Berlin hatten wir ein AirBnB im Prenzlauer Berg (in Ost-Berlin) gemietet – und das entpuppte sich als richtig schönes Juwel: klein aber fein, mit einer separaten Arbeitsnische, wo Wilson ungestört seine abendlichen Zoom-Meetings halten konnte. Die einzige ungewohnte Überraschung: die Wohnung lag im 5. Stock in einem Altbau, was bedeutete: kein Aufzug, dafür ein endlos langes und enges Treppenhaus. So etwas hatte Wilson noch nie gesehen (wie, kein Aufzug???) :D.
Während Wilson seine Meetings hatte, ging ich einkaufen und kochte uns lecker Abendessen. Endlich wieder! Das ist etwas, was ich beim reisen schnell vermisse: kochen 🙂
Frisch gestärkt schmissen wir uns dann ins Berliner Nachtleben. Hier in Berlin hatte ich zahlreiche Kontakte, vor allem durch meinen beruflichen UX-Circle. Und so kam es auch, dass wir direkt an unserem ersten Abend zu einer Weihnachtsfeier von Andreas eingeladen waren. Die Feier fand in einem kleinen, schnuckeligen japanischen Restaurant in Kreuzberg statt (quasi auf der anderen Seite der Stadt für uns). Hier kamen wir schnell ins Gespräch mit anderen Gästen – eine sehr bunte, internationale Gruppe, alle offen, freundlich und locker.
So kam es auch, dass wir für den nächsten Abend eine weitere Einladung erhielten: zu einer Eierlikör-Weihnachtsfeier bei Yasmina und Robert. Ha, Wilson bekommt hier gleich das richtige Berliner Leben zu spüren 🙂
Nach unserer erfolgreichen Ankunft in Berlin und einer guten Mütze voll Schlaf wachten wir am nächsten Morgen auf und sammelten Ideen für den Tag. Auf der abendlichen Feier hatten wir viele Anregungen erhalten, die wir nun zu einer kleinen Rundtour zusammenstellten. Wir starteten mit einem Spaziergang entlang der Bernauer Strasse (direkt um die Ecke von unserem AirBnB), wo früher die Berliner Mauer verlief. Es ist Jahre her, dass ich hier das letzte Mal war, un es ist immer wieder beeindruckend, die alten Fotos zu sehen, sich der Geschichte wieder bewusst zu werden und von den vielen Schicksalen entlang der Mauer zu lesen. Entlang der Bernauer Strasse gibt es zahlreiche Informationspfosten und auch ein tolles, kostenloses Mauermuseum, welches die Geschichte wirklich gut zusammenfasst. Wilson war begeistert.
Unser erster Tag hier in Berlin stand dann auch komplett im Zeichen der Mauer-Geschichte: wir fuhren zum Tränenpalast, liefen zum Brandenburger Tor und endeten beim Checkpoint Charlie.
Danach platzte uns der Kopf: das ist ganz schön viel Geschichte auf einmal, voller tragischer Momente und Schicksale. Was für ein Einstieg in Berlin. Gleichzeitig aber auch etwas, was ich so vermisse in Kanada: Geschichte zum Anfassen und die Bemühungen, Ereignisse am Leben zu halten, Geschichte zu teilen und darüber zu sprechen.
Am Abend gingen wir zu der Weihnachtsfeier unserer neuen Freunde und verbrachten eine weitere tolle Zeit mit netten Menschen und interessanten Gesprächen.
Tag 2 in Berlin: heute gab es das Kontrastprogramm zum gestrigen Tag. Wir nahmen den Zug nach Potsdam, wo ich Wilson zum barocken Schloss Sanssouci führte (ist allerdings im Winter etwas weniger imposant, da sich die riesige Gartenanlage nur in einem langweiligen Braunton zeigt). Etwas aufmunternde Geschichte im Vergleich zum Vortag 🙂
Wir liefen anschliessend noch ein wenig durch Potsdam durch (aber auch hier: bei der nassgrauen Winterstimmung ist es nur halb so schön wie im Sommer), bevor wir dann einen weiteren Freund von mir, Alex (aus Brazilien), auf dem Weihnachtsmarkt trafen. Hier hatte Wilson seine erste Begegnung mit einer Schweinshaxe – und was soll ich sagen: Liebe auf den ersten Biss :D.
Die nächsten drei Tage verliefen nach einem ähnlichen Muster: morgens machten wir Erkundungstouren durch Berlin und pickten immer wieder etwas andere Ecken. Abends trafen wir Freunde von mir. Wir hatten ein Abendessen mit Conny (mit der ich in Darmstadt studiert habe) und mit Katha (Schulfreundin, die ich seit Ewigkeiten nicht gesehen habe).
Die besten Highlights unserer Erkundungstouren waren:
Hackesche Höfe (wird zwar ziemlich posh, aber die Architektur und die Anordnung der Höfe mit den kleinen Geschäften und Cafes ist dennoch einen Besuch wert) und Currywurst (für Wilson)…
…Spaziergang zum Alexander Platz und zur Weltzeituhr (ist aber alles ziemlich busy mittlerweile und eher ein Touristen-und Shoppingmagnet)…
…Bummel über die Weihnachtsmärkte…
…Spaziergang entlang der Museumsinsel (vorbei am roten Rathaus und dem Dom)…
…ein Besuch im Humboldt Forum (die haben tolle Ausstellungen dort) und ein Besuch im Reichstag (mit Mittagessen im Cafe Käfer, wo sie Riesen-Schnitzel servierten :D)…
…und natürlich ein Spaziergang entlang der East Side Gallery (den Mauerüberresten mit künstlerischen Graffitis).
Viel mehr hätten wir in unsere Berlin-Tage nicht packen können 🙂 Es war eine schöne Zeit, am meisten hat es mich gefreut, so viele liebe Menschen nach einer langen Zeit wiederzusehen. Eigentlich wäre das ein idealer Abschluss unserer Reise. Ich fühle mich vollgestopft mit Erlebnissen und Eindrücken, die ich alle erst einmal verarbeiten muss – aber unsere Reise geht ja weiter.
Nächste Stop: Edinburgh in Schottland.