Eine vollgepackte Woche mit vielen Events. Diese Woche bin ich in die “Design-Szene” in Toronto eingetaucht.
Am Dienstag fand eine Vortragsrunde und Diskussion von der regionalen Gruppe der Graphic Designer (RGD) zum Thema “Brand Identity” (Logo und Markenverständnis von Firmen) statt. Auch wenn ich kein Grafik-Designer bin, so war das Thema dennoch interessant – denn auch bei der Gestaltung eines Logos geht es vor allem darum, den Kunden (sei das Nike, Nestlé oder Starbucks) zu verstehen, seine Vision in eine visuelle Sprache zu übersetzen und ihn gleichzeitig über Wirkungen von Form und Farbe zu “erziehen”. Sehr nahe an meinem (bisherigen) Arbeitsalltag. Neben Inspiration und einem Blickwechsel hat mir der Abend ausserdem den Kontakt zu Jeremy eingebracht; als Designer konnte er mir weitere interessante Links und Anlaufstellen nennen, um mögliche Jobs zu finden.
Heute fand eine ähnliche Veranstaltung, diesmal von Architekten statt. Und auch von ihrer Arbeit und Denkweise konnte ich wieder lernen, sind doch Architekten auch immer mit sozialem Wandel und Auswirkungen auf die Gesellschaft konfrontiert – ein besonders heisses Thema für den Bereich Webdesign.
Den eigentlichen Höhepunkt dieser Woche stellte definitiv die ganztägige Konferenz “TEDx Toronto” dar. 1000 Besucher, mehrere musikalische Beiträge und insgesamt 13 Vorträge, die aus unterschiedlichen Blickwinkel das Motto “The Choices We Make” mit visionären Ideen beleuchteten.
Hier ein paar Informationen zu den Rednern, die mich am meisten beeindruckt haben:
Ti-Anna Wang, die, heute 24 Jahre alt, seit nun 10 Jahren für die Freiheit und Entlassung ihres Vaters kämpft, der in China inhaftiert wurde, weil er für die Demokratie gekämpft hat.
Joel MacCharles, der sich intensiv mit unseren heutigen Supermarkt-Artikeln und dem Ursprung unserer Ernährung auseinandergesetzt hat, durch Experimentieren schliesslich das “Einmachen” für sich gefunden hat und die teilweise simplen Techniken nun weiter verbreitet. Seine Rede hat definitiv zum erneuten Nachdenken über den täglichen Einkauf angeregt; werde versuchen, keine Produkte mehr zu kaufen, deren Zutaten ich nicht aussprechen kann – und das ist ne Menge!
Steve Mann, Professor an der Universität in Toronto, der sich selbst als “Cyborg” bezeichnet, seit Kindesbeinen an tragbaren Computern arbeitet und mit seiner digitalen Sehhilfe jedem bekannt sein dürfte. Schon lange vor Google hat Steve Mann seine digitale Brille für “augmented reality” (computerunterstütztes Sehen) entwickelt. Was damals als Spinnerei angesehen wurde, ist heute Wirklichkeit. Sein Rückblick auf seine Entwicklungen und die Akzeptanz oder Skepsis, mit der er in der Gesellschaft zu tun hat, waren auf vielen Ebenen beeindruckend.
Und schliesslich Dr. Ivar Mendaz, der es mittels Robotertechnologie geschafft hat, in vielen abgelegenen Orten dieser Welt als “Arzt aus der Ferne” zu agieren. In Form eines Roboters kann er Krankenschwestern und ungelernten Personen bei Erste-Hilfe-Massnahmen assistieren, kann Ratschläge geben und sogar therapeutisch wirksam sein. In seiner Präsentation hat er sich “mal eben so” mit einer Krankenstation in Alaska, in Mexiko und in Bolivien verbunden. Irre! So macht Technologie Sinn.
Quelle:Â http://neurosurgery.medicine.dal.ca/Robotics%20Program.htm
Und das sind nur einige Beispiele, der Tag hatte noch viele weitere beeindruckende Stories zu bieten. Und natürlich auch neue Kontakte. Nordamerika ist in dieser Hinsicht zum verlieben – hier redet jeder mit jedem und es wird keinerlei Schüchternheit gezeigt, auf fremde Menschen zuzugehen und ein Gespräch anzufangen. Alles in allem ein intensiver und erfolgreicher Tag.
Ich hoffe, dass diese Formen des “Networking” demnächst Früchte tragen und mir auch beruflich irgendwie behilflich sein können.
Aber jetzt erstmal: Bilder, Erlebnisse und Gelerntes verdauen – brauch eine Pause.