Heute ging es auf zu einem neuen Abenteuer: raus aus Shanghai und ab in eine andere Stadt in der Umgebung von Shanghai. Zum einen wollte ich dem Getümmel der 23 Millionen Einwohner entfliehen, zum anderen wollte ich einmal die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmittel als Nicht-Chinesin erleben. Ein spannendes Unterfangen.
Ich habe mir dafür die Stadt Suzhou herausgepickt, die knapp 4 Millionen Einwohner grosse Stadt nord-westlich von Shanghai, deren zahlreiche Gärten zum UNESCO Weltkulturerbe gehören und die wegen den zahlreichen Kanälen als “Venedig des Ostens” bezeichnet wird.
Man benötigt ca. 30 Minuten mit dem Zug von Shanghai nach Suzhou. Keine aufregende Sache – für mich war allerdings die U-Bahn Fahrt zum Bahnhof und der Organisation der Zugfahrt eine wahre Herausforderung. Es hat eine Weile gedauert, bis ich jemanden gefunden habe, der Englisch verstand und mir ein Zugticket verkaufen konnte. Auch sich im chinesischen Schilderwald zurecht zu finden, die richtige Richtung zu erkennen ist ohne jegliche Mandarin-Kenntnisse nicht sehr einfach. Aber irgendwie sass ich irgendwann im Schnellzug und kam in Suzhou an. Dank der guten Organisation hier in China ist doch alles recht schnell zu verstehen und logisch aufgebaut.
In Suzhou angekommen gab es dann die nächste Herausforderung: wie finde ich hier Orientierung und komme zu Sehenswürdigkeiten, wenn ich weder eine Karte zur Hand habe noch chinesische Schilder lesen oder jemanden fragen kann? Nachdem zuerst den “falschen” Ausgang am Bahnhof erwischt hatte und ziemlich hilflos in der Gegend stand, entdeckte ich irgendwann den zweiten Ausgang – und damit auch die erste touristischen Anzeichen. Welch eine Erleichterung 🙂
Suzhou ist eine Wasserstadt, durchzogen von zahlreichen Kanälen und alten Wassertoren. Die haben mir dann den Weg gewiesen: am Wasser entlang geschlendert habe ich schliesslich den Stadtkern entdeckt.
Die Stadt ist vor allem für ihre zahlreiche Gärten bekannt. Daher wird man auch an jeder Ecke von Chinesen beschwatzt, die einen auf ihrer Vespa von Garten zu Garten kutschieren wollen. Auf diese Touri-Falle wollte ich jedoch nicht eingehen – und so habe ich die Gärten ausgelassen und mir einige der Tempelanlagen von der Ferne her angeschaut.
Das Tolle am individuellen und ziellosen Herumstreunen ist, dass man viel eher die Alltagsbilder kennen lernt. In dieser Stadt herrschte ein reges Markttreiben und Tratsch & Klatsch an jeder Ecke.
Irgendwann habe ich dann auch die idyllische Altstadt entdeckt: ganz verwinkelt liegen zwei langgezogene Strassen direkt am Kanal, frisch herausgeputzt sind sie das Zentrum für jeden Touristen. Gleichzeitig strahlten diese Gassen eine herrliche Ruhe aus – wie gut es tat, aus Shanghai herauszukommen.
Die historische Bedeutsamkeit der Altstadt wurde erst in den letzten 2 Jahren erkannt und als touristisches Zentrum hergerichtet, sie wird noch immer stark restauriert. Interessant fand ich, es auch wieder zu sehen, dass man Baugerüste aus Bambus baut – war mir gar nicht bewusst, dass Bambus so stabil ist.
An der ehemaligen Stadtgrenze, dem grossen Kanal und seinen Wassertoren, herrscht dann die totale Entspannung: schmale Wege schlängeln sich am Wasser entlang, Angler sitzen in aller Ruhe hier, keine Hektik und kein Lärm stört diese Idylle.
Und so war dieser Tagesausflug ein voller Erfolg und der gewünschte Ausgleich zur hektischen und lärmenden Grossstadt.
Morgen geht es dann richtig raus aus dem Stadtalltag: Coco und ich starten unsere Wanderwoche im Westen von China, in Lijiang.