Der fĂŒnfte Tag unseres Abenteuers. Trotz Massenlager haben wir an diesem Morgen fast verschlafen: die erste Gruppe hat sich um 5.30 Uhr auf den Weg gemacht. Unser Wecker klingelte eine Stunde spĂ€ter, doch wir realisierten das erst, als 15 Minuten spĂ€ter die HĂŒttenwirtin vor uns stand: “Die letzte FrĂŒhstĂŒcksrunde is bereit, ihr mĂŒsst euch auf den Weg machen!”
Und FrĂŒhstĂŒck sollten wir auf keinen Fall verpassen, denn dieser Tag hatte so einiges in sich.
Von der Valsorey HĂŒtte aus starteten wir quasi direkt senkrecht. Etwa 1 Kilometer hinter der HĂŒtte ragte eine steile Felswand auf, die es fĂŒr uns zu erklimmen galt. Von 3000 Höhenmeter auf 3600 Höhenmeter innerhalb 2 km.
Was nicht viel klingt, versprach eine 2.5 stĂŒndige Kletterei zu werden. Der Hang war ĂŒber 45 Grad steil – da kamen wir natĂŒrlich nicht mit Skiern hoch. Also: Skier auf den Rucksack geschnallt, Harscheisen unter die Skischuhe geschnallt und mit Eisaxt bewaffnet werkelten wir uns Schritt fĂŒr Schritt die 600 Höhenmeter hinauf.
Was wir uns erst nachher  beichteten: wir hatten alle ganz schön Bammel vor diesem Aufstieg. Es war allerdings ermutigend, mehrere Gruppen vor uns an diesem Hang zu sehen – es war also machbar. Und als wir dann endlich oben ankamen…da konnte ich meine Erleichterung gar nicht richtig geniessen, denn es ging sofort einen felsigen Abhang herunter (ebenfalls in Skischuhen), um dann auf einem windigen Plateau schnellstmöglich die Skier anzuschnallen und eine windgeschĂŒtzte Gegend zu finden.
Rob hĂŒpfte etwas zu schnell auf seine Skier: seine Bindung war nicht richtig befestigt, so dass er nach zwei Bögen seinen Ski verlor. Sssssssst, sausste er den Hang hinab und blieb etwa 400 Meter unterhalb stehen. Feine Sache – das bedeutete fĂŒr Rob: eine weitere Kletterpartie. Der Schnee war so hart und eisig, dass er sich auch hier Schritt fĂŒr Schritt und mit Eisaxt hinabquĂ€len musste.
Unten angekommen, ĂŒberquerten wir eine kurze flache Stelle, um dann auf der anderen Seite wieder hinaufzusteigen. Der Aufstieg war kĂŒrzer (etwa 200 Meter) – und oben angekommen passierte mir dann dasselbe Dilemma. Beim Versuch, meinen Ski auszuziehen, rutsche dieser lustig wieder ins Tal hinab. Grrrrrrr, also hiess es auch fĂŒr mich: eine extra Runde laufen.
Als wir diese kleinen ZwischenfĂ€lle hinter uns hatten, lag dann eine lĂ€ngere Abfahrt vor uns. Und das hĂ€tte bei guten Wetterbedingungen famos sein können – nur leider war der Schnee komplett vereist und die SichtverhĂ€ltnisse nur mĂ€ssig. Es wurde als eher eine langsame Rutschpartie mit vielen Pausen, um den richtigen Weg zu finden.
Und dann stand uns der letzte Aufstieg bevor: rauf zur Chanrion HĂŒtte. Und hier herrschten besondere UmstĂ€nde: die Chanrion HĂŒtte war eigentlich geschlossen. Wegen Wasserversorgungsproblemen haben die HĂŒttenwĂ€rter diese HĂŒtte fĂŒr den Winter verlassen. Vor wenigen Wochen jedoch hat man dort einige SchlafsĂ€cke deponiert und Gaskocher, so dass die Möglichkeit bestand, Schnee zu schmelzen und die Nacht dort zu verbringen.
Die meisten Gruppen entschieden sich, diese HĂŒtte auszulassen und 2 Tagesetappen an einem Tag zu ĂŒberwinden. Wir fanden dies etwas zu riskant und fĂŒhlten uns nicht “fit” genug, entschieden uns daher, lieber in einer verlassenen HĂŒtte zu ĂŒbernachten, als im Schnee stecken zu bleiben.
Die Chanrion HĂŒtte entpuppte sich als gemĂŒtliches Lager: es gab ein paar Matratzen, die wir auf Tischen verteilten, sogar Nudeln und Nudelsosse hat man dort gelassen, so dass wir uns etwas Warmes kochen konnten.
Eingemummelt in den SchlafsĂ€cken wurde es so sogar richtig gemĂŒtlich.
Wir hatten somit den angeblich hĂ€rtesten Tag (laut Routen-Beschreibung) ĂŒberstanden – und waren alle Ă€usserst erleichtert, nun in einer urigen HĂŒtte den restlichen Abend zu verbringen.
Der nĂ€chste Tag sollte eine eher gemĂŒtliche Wanderung werden, und so gingen wir zuversichtlich und frohgemuts ins Bettchen.