Wow, 6 Wochen spĂ€ter und ich sitze noch immer an den EindrĂŒcken und Nachwehen von unserer Tour đ Es war definitiv ein Erlebnis, das noch lange in mir nachbeben wird.
Nicht zuletzt wegen des kleinen “Bebens”, dass sich am nĂ€chsten Tag noch einstellte.
Nach einem intensivem Schlaf in einem kuscheligen Bettchen begrĂŒsste uns ein neuer Morgen mit strahlend baluem Himmel und fast 30 Grad in Zermatt. Die Sonne lacht – und wir mit.
FĂŒr Silvia endete der Trip hier. Sie wĂŒrde sich spĂ€ter mit ihren Eltern treffen, die aus Italien kamen, um sie abzuholen.
Rob, Wilson und ich wollten das Beste aus unserem Aufenthalt in Zermatt machen. Nicht weit vom Skiegebiet entfernt lag die berĂŒhmte Monte Rosa HĂŒtte – ein super modernes GebĂ€ude, das 2009 fertig gestellt wurde in all seiner Pracht und nun eine besondere Attraktion darstellt.
Die HĂŒtte war auf einem einfachen Weg in innerhalb 2-3 Stunden mit Skiern zu erreichen – das hörte sich doch nach einer perfekten Tagestour an! Wir waren Feuer und Flamme bei dieser Idee und packten unsere Skier. Etwas k.o. von den letzten Tagen beschlossen wir jedoch, mit leichtem GepĂ€ck zu reisen: Steigeisen, Eisaxt und Seil blieben im Hotel, wir hatten genug mit uns geschleppt bisher.
Und los gehts: mit der Zahnradbahn rauf auf 3000 Meter. Ich hatte eine kleine Karte, fĂŒhlte mich mit der Gegend vertraut – und die HĂŒtte war auch schon zu sehen. Klare Sache also, wo es langehen sollte.
Oder auch nicht?
Wir suchten krĂ€ftig nach dem Einstieg zum Zugangsweg zur Monte Rosa HĂŒtte, konnten aber keine vielversprechenden Skispuren finden. Seltsam…
Schliesslich beschloss Rob die Pisten des Skigebietes zu verlassen und steuerte direkt auf die Monte Rosa HĂŒtte zu. Seine Wegwahl klang allerdings wenig verlockend: seine Skier kratzten ĂŒber pures Eis an einem sehr steilen Abhang entlang. Es gab keine Chance fĂŒr ihn anzuhalten, jezt musste er den Weg auch weiterhin verfolgen.
Wilson und ich schauten uns an, ich war etwas verwirrt: wieso wĂ€hlte Rob so einen bescheuerten Weg? Aber wenn ein Mann schon weg ist – dann heisst es hinterher, als Gruppe muss man zusammen bleiben (Wilson war da anderer Meinung :)). Also schlitterte ich Rob hinterher.
Und dann sah ich, wo uns der Weg hinfĂŒhrte: in eine komplette Sackgasse. Vor uns machte sich plötzlich ein riesiger Abgrund breit, steile FelswĂ€nde stĂŒrtzen beinahe senkrecht hinab. Unter uns sah es nicht viel besser aus: steiles Geröll. Ăber uns: Eis auf einem knapp 40 Grad steilen Hang. Hinter uns: ebenfalls Eis. Auf der anderen Seite des Abhnags machte sich eine Steinbockfamilie lustig auf den Weg ins Tal…ja, ihr habt gut lachen. Wir stecken hier fest.
Kein Entkommen. Ohne Seil, Eisaxt und Steigeisen konnten wir uns auf dem rutschigen Hang nicht bewegen. Wir kauerten uns alle auf einer kleinen schneefreien FlÀche nieder und versuchten, einen klaren Kopf zu bekommen. Bald mussten wir aber eingestehen: ohne Hilfe kommen wir hier nicht weg.
Es waren nicht einmal 20 Minuten vergangen, seitdem wir das Skiegebiet verlassen hatten – und schon steckten wir fest. Man, wie peinlich ist das denn!
Wilson holte sein Notruf GerÀt heraus mit dem man einen Alarm an die Bergwacht sendet (allerdings in Amerika, wie sich spÀter heraus stellte :D).
Ich zĂŒckte derweil mein Handy und versuchte, den Rettungsdienst zu alarmieren. Irgendwie landete ich bei der italienischen Feuerwehr (Zermatt liegt ja direkt an der Grenze zu Italien), die mich dann mit der richtigen Stelle verbanden. Der italienische Rettungsdienst musste dann allerdings erst noch einen Dolmetscher dazwischen schalten, damit wir anstĂ€ndig kommunizieren konnten.
30 Minuten spÀter hatten sie dann endlich unsere Koordinaten aufegnommen und die Bergwacht von Zermatt informiert. Nun hiess es warten, auf den nÀchsten Rettungshubschrauber.
Und da waren einige unterwegs an diesem Tag. Riesiger Verkehr; wir wedelten wie verrĂŒckt mit den Armen, waren aber erst nach ca. 5 Hubschraubern an der Reihe.
Der rest fĂŒhlte sich an wie in einem Film: plötzlich steuerte ein riesiger Helikopter direkt auf uns zu, senkte de Nase leicht herab, schwebte geradwegs ĂŒber dem Abhang, wĂ€hrend eine Person aus dem wackeligen LĂ€rmmonster herauskletterte. Wie eine Gemse huschte der Rettungsmensch zu uns hinĂŒber: Alles in Ordnung? Niemand verletzt?
Dann erklĂ€rte er uns die nĂ€chsten Schritte, wir warteten, bis der Helikopter nach einer kleinen Runde wieder zurĂŒckkam- und nun musste alles schnell gehen. Unser Retter packte zunĂ€chst unsere RucksĂ€cke samt Ski und hiefte sie in den Helikopter. Dann fĂŒhrte er uns zu der TragflĂ€che des Helikopters, die wir raufklettern mussten – wĂ€hrend sich unter uns ein steiler Abhang auftat. Als wir sicher im Helikopter sassen, kam die Frage vom Pilot: So, wo darf es denn hingehen? Wollt ihr zur Monte Rosa HĂŒtte? Oder zurĂŒck ins Skigebiet? Oder einfach nur ins Tal?
Haha, der macht wohl Witze – jetzt bekommen wir auch noch den Tourguide und dĂŒrfen vom MenĂŒ auswĂ€hlen? đ Das war dann doch zu viel: wir wollten unser GlĂŒck nicht weiter ausreizen und liessen uns im Tal absetzen.
Mensch, was fĂŒr ein Ende! Da haben wir uns eine Woche lang ohne grössere ZwischenfĂ€lle durch die Alpen geschlagen-und kurz hinter dem Skiegebiet in Zermatt dann die Blamage.
Das hat mir jedenfalls den Rest fĂŒr die Saison gegeben: vom Skifahren hab ich fĂŒr dieses Jahr die Nase voll – jetzt lieber den Sommer geniessen!
Wir hatten noch ein paar tolle Tage in Bern, Eppstein und Fulda mit so vielen lieben Menschen – ja, da kommt dann doch etwas Heimweh auf.
Und Wilson hat seine ertse Currywurst gegessen – vorm Obi đ
So, dann können wir ja unser nĂ€chstes Abenteuer planen…bis dahin: schöne Sommerzeit đ