Die Sextner Dolomiten

So viele Eindrücke, die wir bisher schon gesammelt haben – doch die Höhepunkte lagen noch vor uns.

Von den Karnischen Alpen in Österreich machten wir uns nun auf zu unserem dritten und letzen “Bergkamm”, den Sextner Dolomiten in Südtirol, Italien. Nachdem wir so lange direkt auf der Grenze zwischen Österreich und Italien unterwegs waren, kam nun die endgültige Grenzüberschreitung.

Tag 6: Lunelli Hütte (16km, ↗︎ 640m & ↘︎ 1360m)

Nach einem ausgiebigen Frühstück in der Obstanzer Seehütte (ich bin immer wieder aufs Neue beeindruckt, was für tolles Essen man in diesen Hütten bekommt – ein Frühstücksbuffet wie in einem 4 Sterne Hotel!) ging es los: vom See aus mussten wir ca. 300 Meter raufklettern, um die Grenze nach Italien zu erreichen. Ein Blick zurück: schön war es hier, idyllisch am See.

Als wir aus diesem kleinen Tal raufkletterten und die Grenze erreichten, bot sich uns ein umwerfender Blick auf die Sextner Dolomiten: sehr “mächtig” wirkten all die gezackten Gipfel, dagegen wirkten wir so klein und nichtig.

Wir konnten uns gar nicht satt sehen. Von hier ging es zunächst einmal hinunter in das Tal, hinunter nach Italien. Was für ein toller Auftakt für einen weiteren sonnigen Wandertag.

Auf unserem Weg wurden wir immer wieder von Murmeltieren begrüsst. Wir waren weit und breit die einzigen Wanderer und es schien, als ob die kleinen Kerlchen sich über diese kurze Abwechslung freuten – oder zumindest neugierig genug waren, um nicht sofort in einer ihrer Höhlen zu verschwinden.

Dies war der einzige Tag unserer Wanderung, wo ich das Teleobjektiv für meine Kamera benutzt habe – und nächstes Mal werde ich meine Kameraausrüstung nicht mehr mitschleppen. Auf einer solchen Wanderung gibt es zu viele Eindrücke und man ist oft zu sehr auf den nächsten Schritt fokussiert, als dass man sich mit verschiedenen Objektiven für eine Kamera abmühen möchte. Aber für diese Murmeltier Momente war ich doch dankbar über meine Ausrüstung: sehen die Kleinen nicht niedlich aus?

Und es geht immer weiter hinunter ins Tal, wir kommen in subalpines Gelände wo Sträucher und Bäume immer mehr zunahmen.

Bald kamen wir unten im Tal an, wo der Wanderweg sich durch schattigen Wald hindurchzog – sehr erfrischend. Um die Mittagszeit kamen wir dann an einen mir sehr bekannten Zwischenstopp: den Kreuzbergpass in der Nähe von Sexten. Hier haben Wilson und ich vor einigen Jahren die Seewald-Gang beim Skifahren bestaunt: Frederik, Hannah, Emma, alle standen sie auf den Skiern und haben uns ihr Können gezeigt. Schon wieder so lange her – doch ein nächster Sexten-Besuch mit Wilson kommt bestimmt!

So sieht es hier also im Sommer aus:

Von hier aus ging es für uns aber nun weiter: der Skiabfahrt entlang führte der Wanderweg auf der anderen Seite uns wieder hoch direkt zum Fusse der tollen Dolomiten. Ein Blick zurück: von da hinten kommen wir her. Wahnsinn, welche Strecken man in wenigen Stunden zurücklegen kann.

Idyllisch geht es zunächst hinauf, dann entlang schöner Wiesen mit Wildblumen.

Oben angekommen gibt es einen weiteren Klettersteig – aber ich will meine Kräfte für den nächsten Tag sparen und verzichte auf den Steig.

Für uns geht es also ohne Klettersteig nun wieder hinunter. Doch so schön es auch klingt, dass wir heute viel mehr bergab als bergauf laufen – das geht doch auch ganz schön in die Beine. Vor allem auf diesen schmalen, rutschigen Schotterwegen. Also, auf zum letzten Stück, hinunter in ein weiteres Tal, das im italienisch-sprachigen Teil liegt, der Lombardei. Unser Ziel: die Lunelli Hütte.

Diese Hütte war ein richtiger Familienbetrieb. Sie ist auch vom Dorf erreichbar, so dass hier viele Tagesausflüger hochkommen, auch das ein oder andere Auto sieht man hier oben – ist also nicht ganz so abgeschieden. Die Wiesen ringsherum nutzen Bauern für ihre Kühe, die uns auch gleich freundlich begrüssten.

Da unsere Zimmer noch nicht bereit waren, machten Peter und ich uns auf eine kleine Erkundungstour auf. Der nächste Tage sollte der längste und schwierigste Abschnitt unserer Wanderung sein und startete gleich mit einem steilen Weg raus aus diesem idyllischen Tal. Den liefen wir schon einmal ab, vorbei an tollen Wasserfällen.

In dieser urigen Hütte waren wir tatsächlich die einzigen Übernachtungsgäste. Sobald die Tagesausflügler verschwunden waren und das Abendessen vorbereitet wurde, fühlten wir uns schnell ins Familienleben integriert. Mein Italienisch ist beschränkt und so haben wir uns stark mit Händen und Füssen verständigt – bis dann die Freunde vom Sohn auftauchten und dort auch ein Mädel aus dem deutschsprachigen Südtirol dabei war. Nun wurde gedolmetscht, wir holten uns Informationen für unsere Etappe am nächsten Tag ein – aber vor allem: wir hatten plötzlich Sekt- und Grappa-Gläser in unseren Händen, die irgendwie nie leer wurden 🙂 Was für ein Abend, tolle Stimmung – und mal ein ganz anderes Hüttenerlebnis.

Wir hatten also einen tollen Empfang in Italien und spürten den Unterschied zu Österreich sofort – einerseits aufgrund der so viel mächtigeren und beeindruckenderen Bergen, andererseits durch die herzliche Gastfreundschaft. Kaum zu glauben, dass nur noch drei Tage vor uns lagen…

Vor uns lag der siebte Tag mit einer Monsteretappe – und dies ist einen separaten Eintrag wert…hold on tight! 🙂

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