Deutschland hatte bereits seinen ersten Winterstart – und das im September! Die neue “Norm”? Der Herbst ist eigentlich so ein toller Wandermonat – und das haben wir hier in Kanada auch so genossen. Wilson und ich haben uns ein Wochenende in Whistler gegönnt und wollten einmal eine “bequeme” Wanderung erleben: mit der Gondel rauf auf den Berg, dort ein bisschen auf und ab spazieren und dann wieder mit der Gondel ins Tal. Ein prima Plan!

Und so extrem wie in Deutschland sah es bei uns nun lange nicht aus – hier herrscht ja wirkliche Winterstimmung!

Quelle: Snowplaza

Aber auch hier schlug das Wetter etwas um, worauf wir nicht wirklich vorbereitet waren. Wir waren auf eine wunderschöne Herbstwanderung mit kühlerem Wetter eingestellt. Als wir die Gondel bestiegen, hörten wir von dem Aufsichtspersonal noch die Warnung: Vorsicht, heute gibt es Gewitterwarnung, trefft vernünftige Entscheidungen!” Was auch immer das bedeuten sollte…

Wir starteten bei bewölktem Himmel, doch es blieb trocken.

Es war ziemlich merkwürdig, dieses riesige Skigebiet, was sich über zwei gegenüberliegende Berghänge erstreckt, einmal im Sommer zu sehen. Ich war bisher nur einmal hier im Sommer – und wusste auch sofort wieder, warum ich das bisher nicht wiederholt hatte: die Landschaft hier im Sommer sieht aus wie eine riesige Baustelle, viel Geröll, unbenutztes Winterequipment, alles grau in grau. Die idyllische Alpenstimmung, die ich von der Schweiz und Österreich gewohnt bin, gibt es hier nicht. Es fühlt sich nackt und kahl an, mich stimmt es eher traurig.

Aber nun waren wir hier oben und machten einen ausgiebigen Rundgang, genossen die Sicht auf die umliegenden Gletscher und Berge.

Irgendwann zog sich das Wetter dann tatsächlich immer weiter zu. Es wurde ziemlich nebelig – aber von Gewitter fehlte jede Spur.

Nach einiger Zeit startete dann aber etwas anderes: Hagel. Am Anfang war das noch ok, wir hatten unsere Regenjacke und wasserabweisende Hosen an. Doch nach einiger Zeit waren wir komplett durchnässt, unsere Hände verwndelten sich in Eiszapfen, in meinen Schuhen bildeten sich kleine Seen. Nicht so prickelnd. Wir waren so froh, als wir die Gondel wieder vor uns auftauchen sahen. Jetzt fing es auch noch an zu schneien. Na prima!

Aber Ende gut, alles gut: wir kamen wohlbehalten wieder im Tal an, und nach einer warmen Dusche ging es uns auch gleich wieder besser. Das klang in den Bergregionen in Europa schon etwas anders, dort kam es scheinbar zu mehreren tragischen Unfällen – aber dort fiel der Schnee auch meterweise.

Das hat mich veranlasst, mal ein wenig nach Statistiken zu schauen. Es ist nicht so einfach, Kanada mit den Alpen zu vergleichen. Da ich nun aber sowohl in der Schweiz als auch in Kanada jeweils 8 Jahre gelebt habe, habe ich zumindest ein Gefühl für die Berglandschaften bekommen. Ich finde die Alpen risikoreicher als die Berge, die wir hier in BC haben. Das liegt teilweise an der Höhe, aber auch an den Wetterverhältnissen, den rasanten Schwankungen, der Unvorhersehbarkeit. Gleichzeitig ist aber alles etwas besser eingebettet: man ist selten komplett alleine, es gibt viele Almhütten und somit Schutz in den Bergen, man ist nie sehr weit von der Zivilisation entfernt.

Hier in Kanada ist alles oft wilder, weniger gut erschlossen, die Beschilderung ist meist schlecht und man ist schnell von grösserer Zivilisation und Hilfe entfernt.

In der Provinz British Columbia (wo ich lebe und die meiste Bergzeit verbringe) leben etwa 4.6 Millionen Menschen. In Österreich als Vergleich leben 9 Millionen Menschen (gar nicht so viel mehr als in der Schweiz, wobei Österreich fast doppelt so gross ist…auch interessant.)

Laut der alpinen Unfallstatistik von Österreich gab es 2023 ca. 9,000 Rettungseinsätze in den Bergen. In BC gab es nur 1,750 Einsätze laut Rettungsreport. Das hängt vermutlich auch wieder mit der Abgeschiedenheit hier ab: in den Alpenregionen ist es oftmals einfacher, Rettung zu holen. Hier in Kanada gibt es so viele Gegenden, wo man mit einem normalen Handy nicht mehr weiter kommt und schon ein besonderes GPS Notfallgerät haben muss, um Rettung zu bekommen.

Aber das nur als kleiner Einschub.

Wir haben unser Wochenende dann doch noch mit Sonnenschein beendet: am nächsten Tag ging es mit dem Mountainbike los, bei tollem Sonnenschein und guter Laune.

Hoffentlich gibt es noch ein paar von diesen Herbstwochenenden, bevor der Winter dann endgültig startet!

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