Ein Wochenende, dass ein paar Eindrücke hinterlassen hat. Wir haben nach langer Zeit uns mal wieder einem Ausflug vom Alpenverein angeschlossen. Ziel war ein Gipfel, der ziemlich in der Nähe von Vancouver liegt und bei Bergsteigern, Kletter- und Mountaineeringfans sehr bekannt und beliebt ist: Sky Pilot. Der Gipfel liegt auf etwa 2000 Metern Höhe, allerdings ist dies mehr als nur eine anstrengende Wanderung, denn ein Grossteil besteht aus “scrambeln”, also einfachem Klettern, für das kein Seil benötigt wird.

Für mich eine Herausforderung mit meiner Fall-Angst – der ich mich aber widersetzen möchte 🙂

Am Sonntag Morgen ging es früh los, wir waren insgesamt eine Gruppe von 8 Personen uns sehr bunt gemischt. Von einer supersportlichen Trailrunnerin und Kletterin in ihren 20igern bis zu einem 68-jährigen Urgestein der Bergwelt war alles vertreten. Ich habe mich sofort wohl gefühlt in der Gruppe.

Unser Ziel in den Wolken: Sky Pilot

Die ersten 4 Kilometer waren ziemlich langweilig und einfaches, flaches Gelände. Dann kam der erste Teil des Aufstiegs durch matschigen Wald mit nassen, daher rutschigen Wurzeln (nervig). Schon ziemlich bald danach erreichten wir die Schneegrenze und mussten unsere Spikes anziehen.

Ich wusste zwar, dass wir Schnee überqueren mussten – aber ehrlich gesagt war ich doch überrascht, wieviel und wie lange wir durch den Schnee waten durften. Ich war so auf die Kletterpartie, die noch kommen würde, fokussiert, dass ich für den Schnee nicht gerade die besten Schuhe anhatte – ging also mit nassen Füssen weiter 🙂

Und die Strecke im Schnee hatte es bald auch richtig in sich: wir hatten einige Steilhänge dabei, die wir mit unsere Eisaxt aufstiegen – und wo sich meine kleinen Mikrospikes nur wenig hilfreich anfühlten. Aber wir kamen alle gut und sicher den Berg hinauf.

Doch das war nur der Anfang.

Anschliessend kam das “Scrambeln”. Wir standen plötzlich vor einer grossen Felswand, die wir nun hinauf mussten. Vor uns klettere gerade ein Pärchen hinauf – allerdings angeseilt. *Schluck* Da soll ich nun rauf – ohne Seil??

Ging aber letztlich ziemlich gut und hat sich gar nicht soooo schwer angefühlt – so was klappt einfach besser in einer Gruppe 🙂

Der Rest vom Aufstieg blieb dann herausfordernd-spannend, aber auch richtig gut. Es hat sich immer etwas riskant angefühlt – aber ich hatte nie riesige Angst.

Und so habe ich es Schritt für Schritt auf den Gipfel geschafft – und mich richtig gut gefühlt!

Doch das Ding mit dem Bergsteigen ist: bergauf ist meistens die leichtere Übung. Wir mussten nun alles wieder hinunterkraxeln – und den richtigen Halt und Tritt für die Füsse zu finden ist da oft eher ein Blindtasten – sicher fühlt sich anders an.

Aber auch das ging erstaunlich gut und sogar recht schnell. Schwuppdiwupps waren wir wieder im Schneefeld angelangt.

Nun dachten wir, wir hätten alle Risiken hinter uns. Die endlos langen Schneehänge konnten wir jetzt einfach gemütlich hinunterrutschen…dachten wir.

Das ging für den ersten Teil auch ziemlich gut – ich fand es mega lustig. Wir rutschten fröhlich an einem Pärchen vorbei, dass sich gegenseitig langsam abseilte. Sie war überhaupt nicht begeistert, dass wir so vergnügt an ihr vorbeirutschten – und ich konnte nicht verstehen, wie man sich so einen Spass entgehen lassen konnte!

Bis dann doch noch ein Unfall passierte. Wir kamen an eine Stelle, von der wir genau wussten, dass ein riesiger Felsen in der Mitte des Abhangs lag. Wir schauten uns alle an und ermahnten uns: hier wird nicht gerutscht – pass auf den Felsen in der Mitte auf.

Doch ein Gruppenmitglied liess es sich nicht nehmen (ein ziemlich erfahrener Bergsteiger noch dazu), und rutschte drauf los. Auf den Fels zu. Und dann war er weg.

Er fiel in einen riesigen Bergschlund und landete am Fuss von einem kleinen Wasserfall. Wir gerieten alle in Panik, versuchten die Person zu sehen, Kontakt aufzunehmen, wollten den Notruf starten – bis wir seine Stimme hören konnten. Es klang nach “Alles in Ordnung”? Wir versuchten, ein Rettungssystem zu setzen – aber wir hatten nur ein Seil und keiner war so richtig mit Rettungsszenarien im Schnee vertraut (wir hatten alles unsere Rettungskurse hinter uns – aber das Wissen verfliegt ziemlich schnell).

Wir haben gefühlt fast 30 Minuten diskutiert, gebuddelt, eine Halterung fürs seil gebaut…in der Zeit konnte sich unser Kollege aus der Ritze befreien und unter dem Schnee durch ein kleines Loch hinausklettern. Das Pärchen, das sich vorher abseilte, tauchte plötzlich auf – und half unserem Freund endgültig aus dem Bergschlund heraus. Natürlich gab es grosse Schelte: wie unvernünftig von uns, in so einer riskanten Gegend auf dem Schnee herumzurutschen.

Wo er recht hatte…

Wir waren aber erstmal froh, dass diese Geschichte so ein gutes Ende nahm: unser Freund war weitesgehend unverletzt (der Rucksack hat jede Menge abgefedert) – aber ein Schock war es für uns alle.

Heute habe ich dann auf Facebook gesehen, dass wir nicht der einzige Unfall waren: am selben Tag gab es sogar einei richtige Bergrettung an derselben Stelle, die Person endete im Krankenhaus.

Puh, das war ein Erlebnis. Hat sich gar nicht gut angefühlt – nicht nur der Unfall, sondern auch, wie unbeholfen wir uns als Gruppe angestellt haben. Das hängt mir noch immer nach – ich muss mich wirklich besser auf solcheTrips vorbereiten.

Fürs erste aber: danke an alle Schutzengel!

Und damit: auf in eine neue Woche 🙂

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