Oh yeah, wir haben endlich mal etwas Action hier in dem idyllischen, aber verschlafenem Outdoor-Paradies. Die Red Hot Chilli Peppers haben ihren Weg nach Vancouver gefunden! Und Wilson und ich haben im letzten Moment Karten bekommen (für einen annehmbaren Preis).

Wow. Ein Konzert. Ein grosses Event. Mit vielen Menschen auf einem Haufen. Fantastisch! Ich war schon ewig nicht mehr auf einem grossen Konzert. Und dieses Konzert fand im Stadion statt (mit einer Kapazität von 55.000 Plätzen).

Leider, leider nur sind Events hier in Kanada nicht so richtig…die Knaller. Auch wenn man uns Deutschen nicht unbedingt nachsagt, die Party-Hengst zu sein: Konzerte können wir. Wir können gute Stimmung und meistens auch gut miteinander, wir können locker und lustig sein.

Hier in Kanada ist das oftmals viel stärker kontrolliert, reguliert und kommerzialisiert.

Das fängt schon bei der Konzertinformation an: man wird tagelang vorher mit Emails bombardiert als Erinnerung, bitte bitte pünktlich zu sein – und keine Taschen mitzubringen.

Einlass ist um 17 Uhr, Konzertbeginn um 18.30 Uhr (was ja nun wirklich nach Kindergeburtstag klingt).

Nun weiss ja jeder, dass solche grossen Konzerte niemals nur eine einzige Band beinhaltet, da gibt es mindestens eine Vorband, manchmal auch zwei. Dass es Vorbands gibt wird auch noch kommuniziert – aber wieviele und wann die spielen – und wann dann die Könige auf die Bühne kommen, dass sagt einem niemand.

Das hat auch einen recht einfachen Grund: lasset die Kinder nur zu mir kommen – dann werden sie schon Geld ausgeben für all die feinen Leckereien die wir bereit halten (von Donuts über Rostbraten bis zu Popcorn gibt es alles, Getränke natürlich ebenfalls). Und da kann man dann schnell nochmal denselben Ticketpreis liegen lassen: ein Bier startet bei 10 Dollar (0.25 l)!!

Wilson und ich wollten dieser Versuchung entgegensteuern und kamen um 20 Uhr an. Nachdem wir durch die Security einigermassen zügig durchkamen, ging dann das Suchen los: riesiges Stadion, zig Schilder, Nummern und Pfeile – aber nichts, was mir in irgendeiner Weise sagt, wo ich meinen Platz finde. Denn ja, das kommt dazu: Konzerte sind in Kanada bestuhlt.

Hallo? STUEHLE! Zum sitzen. Für ALLE! Die haben da also eine riesige Arena wo endlos viele Menschen Platz haben – aber sie bestuhlen diese Fläche komplett. (Bis auf eine Ausnahme für eine kleine VIP Gruppe, die für einen entsprechenden Ticketpreis direkt vor der Bühne stehen darf).

So, wir irren also 30 Minuten durch dieses riesige Labyrinth, um uns herum zahlreiche Düfte und Verlockungen (meine inner Stimme muss da echt brüllen: “Du bist stark, du brauchst nichts, du kannst widerstehen!”) – und dann endlich, endlich finden wir den Eingang zu unserer Sitzreihe.

In der Zwischenzeit sind beide Vorbands vorbei (eine davon wollte ich eigentlich wirklich sehen – Satz mit X), und wir können jetzt noch ein wenig rumsitzen und denn Bühnenhelfern beim Umbau zuschauen.

So sieht das etwa aus:

Ja, voll lahm! Das kennt man bei uns in Deutschland nicht – dabei sind wir doch das Beamtenland mit dem Stock im Po.

Zusätzlich wird man dann auch nett auf die Regeln hingewiesen – so was wie: “Haltet das Stadium sauber”, “Hier ist Rauchverbot, das gilt auch for Vapors” – und dann noch “Nicht auf die Stühle steigen.” Ich lach mich schlapp, so kommt echte Stimmung auf.

Um 21Uhr geht es dann aber los: RHCP betreten die Bühne. Und legen mit einer irren Show los.

Sobald die Band spielt, sieht man auch überall im Stadion kleine Rauchkringel: es wird gevapt und geraucht was das Zeug hält. Hier mischen sich Erdbeer- mit Grasgerüchen, echt widerlich.

Lustig ist dann auch, dass zahlreiches Security-Personal konstant auf und ab läuft – aber nicht etwa, um das Rauchen zu verbieten, sondern um die Leute davon abzuhalten, sich ausserhalb ihrer “Stuhlzone” zu befinden. Man darf zwar vom Stuhl aufstehen, aber nicht in den Gang treten (und natürlich nicht auf den Stuhl steigen, wie eingangs schon erwähnt :D).

Bei solchen Events wird mir wieder einmal klar: Ich vermisse Deutschland, ich vermisse richtige Konzert-Kultur.

Das Konzert an sich war jedoch genial, eine TOLLE Show. Irre, wie die mit 60 noch auf der Bühne herumgesprungen sind und fast 2 Stunden durchgehalten haben!

Wilson und ich hatten eine tolle Zeit, es war wirklich eine geniale Show.

Und so ging es auch dem Rest der Besucher – man konnte die ausgelassene Stimmung noch auf dem Heimweg spüren, als die Stadt für kurze Zeit komplett überflutet wurde mit Stadionbesuchern: fröhliche Menschen, gute Stimmung und ein frühlingshafter Abend.

Ja, so fühlt sich der Frühling ganz gut an, langsam kommt wieder Leben rein. Mehr davon!

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