Die letzten Puzzle-Teile fügen sich zusammen. Und damit sollte dann bald auch mal wieder etwas Ruhe einkehren für Frollein Seewald.
Heute stand Aktion “neues KFZ-Schild beantragen” an. Innerhalb von 10 Tagen muss so mancher Behörden-Gang in der Schweiz erledigt sein: man muss sich offiziell bei der alten Gemeinde abmelden, damit man sich offiziell bei der neuen Gemeinde anmelden darf; und dies gilt nicht nur für Personen – sondern auch für Fahrzeuge. Meine Anmeldung liegt in den Berner Schlummerkästen zur Bearbeitung – und heute war Herrmann dran.
Ab zum Strassenverkehrsamt in Bern, um die hässlichen ZH-Nummernschilder gegen anständige BE-Schilder einzutauschen (nein, es muss richtig heissen: gegen eine saftige Gebühr zu erwerben). Und damit tat sich Herausforderung 1 auf: finde den Weg zum Strassenverkehrsamt. Die Fahrt war eine einzige Fahrprüfung und hat mich an den Rand eines Nervenzusammenbruchs getrieben. Nicht nur, weil Bern ein einziger Irrgarten aus eindirektional befahrbaren Strassen ist, ein Hinweg niemals auch ein Rückweg ist und die Strassenführung eine einzige Katastrophe ist. Zudem bewegt man sich ständig zwischen Bussen, Strassenbahnen und plötzlich auftauchenden (sich dann aber gemütlich bewegenden) Fussgängern oder Radfahrern – und das alles bei einer Gesamtbreite der Strassen, wo Busfahrer magische Fähigkeiten haben müssen, um dort entlang zu navigieren. Und was gemeinhin als “Leitsystem” bezeichnet wird und eigentlich der Orientierung des Verkehrsteilnehmers dienen sollte, ist in Wirklichkeit ein undurchdringlicher Schilderwald und Blinkanlage (da jede zweite Ampel zusätzlich eine Warnlampe besitzt, damit der Autofahrer auch merkt, dass hier eine Ampel steht….was sich in regelmässigen Abständen von 200m wiederholt.) Zudem ist das Strassenverkehrsamt NATUERLICH an der momentan grössten Baustelle der Stadt gelegen – ein einziger Verkehrschaospunkt, eine Baustelle, bei der alle 3 Wochen die Verkehrsführung komplett geändert wird.
Nachdem ich endlich das besagt Amt gefunden hatte, musste ich nur noch herausfinden, welche der etwa 100 Parkplätze zu den 10 Parkmöglichkeiten für Personen mit einem behördlichen Anliegen dienen – die restlichen Parkplätze standen nämlich lediglich zum Gebrauch für Fahrprüfungen zur Verfügung.
Fritz, mei Nerve!
Also: endlich drin im Gebäude. Wieder durch einen Schilderwald kämpfen und den richtigen Schalter finden. Und dann endlich: ich hatte es geschafft, da stand ich, am Schalter, und blickte erschöpft, aber doch auch erwartungsvoll in das Gesicht der Behördenfrau. Ich hatte alle Unterlagen dabei, jedes Papierchen und jeden Nachweis – und bekam nach 1 Minute zu hören: wir brauchen den Nachweis von Ihrer Autoversicherung, dass Sie versichert sind; der Vertrag reicht uns da nicht.
Öhm…aha…ja…wie? Also…was? Was für einen Nachweis brauchen Sie denn dann?
Ihre Versicherung muss uns direkt bestätigen, dass Sie versichert sind.
Ah so. Soso. Dann muss also erst meine Versicherung Ihnen eine Bestätigung schicken und dann kann ich nochmals wiederkommen? Oder wie regel ich das alles am besten? (Verdammt, wirklich noch ein zweites Mal diese Odyssee???)
Dann kam noch etwas Gebrummel und der Hinweis, es ginge auch auf dem Postweg….und dann schliesslich auch noch die nicht ganz unwichtige Information am Schluss: Sie können Ihre Versicherung auch gerade anrufen, damit sie es eben im System freischalten, dann können Sie ihre Ummeldung direkt hier abschliessen.
Na danke, warum nicht gleich raus mit dieser Information!
Versicherung angerufen, 5 Minuten später: alles geregelt, jetzt weiss auch die Behördenfrau in Bern, dass ich WIRKLICH versichert bin.
Zackzackzack, bekam ich schnell einen Zettel mit ner Nummer drauf. “Schalter 12 bitte.”
Ok, und weiter zu Schalter 12. “Ne, sie können hier erst auftauchen, wenn ihre Nummer auf der Schalttafel aufblinkt.” Da haben die eine Tafel so gross wie die Anzeigetafel im Fussballstadion hängen, auf der man versuchen kann, Bingo zu spielen. Ab und zu leuchtet da mal Nummern auf – das Signal, dass man JETZT zum Schalter gehen darf. Die Nummern leuchten natürlich ohne akustisches Signal auf – man sitzt dort also und bekommt einen starren Hals, weil man auf diese Tafel starrt und versucht zu erkennen, ob sich nun irgendetwas am Gesamtbild geändert hat, also eine neue Nummer aufleuchtet.
Und dann endlich: meine Nummer. Juhu! Dann gings auch wieder zackzack, schon hatte ich meine neuen Autoschilder in der Hand. Und was mach ich mit den alten? “Die könne Sie per Post einschicken. Oder direkt bei uns unten einwerfen.” Das man hier auch jede Information aus der Nase ziehen muss!
Zurück zu Herrmann – bekommst endlich anständige Schilder!! Aber wie…das müsste doch…irgendwie klickklick Schild raus und neues Schild rein…wie bekomm ich das Nummernschild nur aus dem Plastikrahmen raus, ohne alles abzubrechen? Grrrrrrr….*versuchprobier*, *vormichhinfluch* und schliesslich *frustiertaufgeben*. Keine Chance, ich finde den Weg nicht, ein Nummernschild abzumontieren! Ich muss dabei etwas lauter als nur so “vor mich hingeflucht” haben und mein Blick muss einen ganzen Roman erzählt haben. Denn schliesslich kamen gleich zwei nette Herren auf mich zugeschossen – einer von rechts, einer von links, und boten mir heldenhaft ihre Hilfe an. Auf meiner Stirn stand wohl “schwaches Geschlecht, dass keine Ahnung von Autos hat” drauf – nicht ganz zu Unrecht. Beide Herren zückten sofort ihre Schweizer Taschenmesser und erklärten mir, wo man welches Plastikteil wie anzuheben hat, um etwas wegzuschieben, damit sich etwas öffnet, damit man etwas schieben kann….hach, nun ja, jedenfalls: tataaaaa, dank meiner Retter hat Herrmann nun zwei schöne neue Schilderchens.
Ich bin dafür nervlich total am Ende.
Aber mein netter 70-jähriger Nachbar meinte heute abend nur aufmunternd: “Ach, da haben Sie nun also ein Berner Kennzeichen – BE, das steht für besondere Erscheinung.” 😀
Happy End.
Und zum Ausklang noch aktuelle Bilder meiner momentanen “Einrichtung”: alles ausgepackt