Endlich mal wieder so ein richtiges Gewitter. Endlich mal wieder durchatmen, Luft holen. Still stehen, Kopf abkühlen. Zeit anhalten.
Ein verregneter Sonntag. Auch wenn ich heute viel lieber in den Bergen gewesen wäre – irgendwie war das heute ein perfekter Tag, DIE Gelegenheit zum Anhalten. Mein Kopf ist voll von zu vielen Ereignissen der letzte Woche – heute wurde wieder mal aufgeräumt und leergefegt.
Dazu hat unter anderem der Museumsbesuch im Alpinen Museum in Bern beigetragen. Eintauchen in eine andere Welt. Wenn schon nicht die Berge for real, dann wenigstens im Museum. Dort gibt es momentan eine sehr tolle Ausstellung: “Berge versetzen – eine Auslegeordnung.” In einem Raum sind über 1000 Gegenstände ausgelegt, die alle ein Stück Geschichte der Bergwelt darstellen. Die Gegenstände sind fein säuberlich geordnet ausgebreitet und mit einer Nummer versehen. Statt sich nun die Bedeutung jedes Gegenstandes auf einer ellenlangen Liste durchzulesen, kann man sich Touren aus 8 verschiedenen Themen auswählen: auf Karten sind dann nur jeweils die Gegenstände näher erläutert, die zu dem gewählten Thema passen. Zum Beispiel: Swissness – dort werden die Gegenstände beschrieben, die das Bild der Schweiz geprägt haben. Oder Design – dort wird auf die Herstellungsart gewisser Gegenstände hingewiesen. Oder VIP – dort wird auf den Einsatz und die Nutzung durch berühmte Menschen hingewiesen.
Toll. Tolltolltoll, mir hat die Idee dieser neuen Art “Ausstellung” sehr gefallen.
Und zum besseren Verständnis gibt es hier einige Fotos.
Mehr zur Ausstellung: Zur Webseite des Alpinen Museums
Schön war auch die Einbindung der Geschichte, wie die Berge in die Schweiz kamen. Eine Geschichte von Franz Hohler – visualisiert in einem riesigen Tulpenfeld:
Wie die Berge in die Schweiz kamen
Früher war die Schweiz eines der flachsten Länder der Welt. Zwar war das ganze Land voller Sesselbahnen und Skilifte, aber sie führten alle geradeaus. Die Bergstationen waren nicht höher als die Talstationen, und wenn die Leute ausstiegen, wussten sie nicht recht, was tun.
“Man sieht hier auch nicht weiter”, sagten sie und fuhren ratlos wieder zurück. Skis und Schlitten versorgten sie zuhinterst in ihren Kellern.
“Was uns fehlt”, sagten sie zueinander, “sind die Berge.”Einmal nun wanderte ein kluger Schweizer nach Holland. Matter hieß er, Benedikt Matter.
Was er dort sah, erstaunte ihn. Das ganze Land war voller Berge, aber es gab weder Skis noch Schlitten und schon gar nicht Sesselbahnen oder Skilifte. Im Winter stiegen die Holländer zu Fuß auf die verschneiten Gipfel und fuhren in ihren Holzpantoffeln wieder hinunter. Aber nach einem Mal hatten sie genug. Die Pantoffeln füllten sich rasch mit Schnee und sie bekamen nasse Füße. “Es ist so mühsam”, sagten die Holländer zueinander. “Was uns hier fehlt, ist flaches Land.”Benedikt Matter horchte auf. “Was würdet ihr denn mit dem flachen Land tun?”, fragte er die Holländer.
“Tulpen pflanzen!”, riefen sie sofort, “das gibt nicht viel zu tun!”
“Das trifft sich gut”, sagte Benedikt Matter, “in der Schweiz gibt es fast nur Tulpen. Wir wissen kaum, wohin damit.”Da beschlossen die Holländer, ihre Berge mit den Schweizern gegen Tulpen zu tauschen.
Die Schweizer begannen nun alle ihre Tulpenzwiebeln in Kisten zu verpacken und nach Holland zu schicken.
Mit den Bergen war es etwas schwieriger.Da erinnerte sich Benedikt Matter an das alte Sprichwort “Der Glaube versetzt Berge”.
“Wir müssen es nur glauben”, sagte er, “dann passiert es auch.”Nun gingen alle Schweizer und Holländer einen Tag lang in die Kirche und glaubten ganz fest, dass die Berge von Holland in die Schweiz kämen, und siehe da, in Holland knirschte und krachte es, ein Berg nach dem andern riss sich vom Boden los, flog in die Schweiz und ließ sich dort nieder. Endlich führten die Schweizer Bergbahnen und Skilifte in die Höhe, man hatte oben eine wunderbare Aussicht auf andere Berge und konnte mit den Skis hinunterfahren und jetzt kamen die Leute von weit her, um hier Ferien zu machen.
Die Holländer aber brauchten sich nicht mehr mit den Bergen abzumühen, denn nun war bei ihnen alles flach geworden, und sie pflanzten überall Tulpen und verkauften sie in die ganze Welt. So waren sie beide zufrieden, die Holländer und die Schweizer, und weil der Mann, dem das alles in den Sinn gekommen war, Benedikt Matter hieß, nannte man den schönsten Berg in der Schweiz zu seinen Ehren das MATTERHORN.
Und den Tag lass ich jetzt ausklingen mit meinem neuen Lieblingssnack: Mango-Kokosnuss-Pudding.