Schwupps, da ist so ein Jahr auch schon wieder rum. Das Jahr hatte so spannend mit vielen Skitouren und dann auch schon bald meiner Konferenz in Toronto angefangen…und nun sitze ich also tatsächlich hier, in Toronto, back in Canada…

Ich will hier aber nicht mit meinem persönlichen Rückblick auf das Vergangene und die guten Vorsätze für das Kommende langweilen. Als eine letzte Nachricht in diesem Jahr möchte ich den Link zu einem wirklich netten Dokumentarfilm teilen: Speed – Entschleunigung der Zeit, ein Film Florian Opitz. (Der 90-minütige Film ist auf YouTube gratis abrufbar, siehe auch Link unten).

Der Film beschäftigt sich mit unserer hektischen Gesellschaft, die immer stärker “am/im Rad dreht”, rastlos herumhetzt, sich dabei selbst verheddert und ständig auf der Ãœberholspur lebt. Klar, kein neues Thema so weit. Und der Film bietet auch keine ultimative Lösung. Aber: er besteht aus vielen Interviews mit durchaus interessanten Menschen und betrachtet unsere Gesellschaft aus unterschiedlichen Blickwinkeln, um Gründe für unsere heutige hektische Zeit zu finden.

Hier nur einige Beispiele der Interviews, die ich persönlich spannend fand:

Alex Rühle, Journalist und Autor, seit 2001 Redakteur der Süddeutschen Zeitung. Die heutige Vernetzung und das ständige “Online-Sein” und die damit verbundene stete Abrufbarkeit haben ihn zu einem Selbstexperiment geführt: 6 Monate ohne Netz.

Ob das die Zeit verlangsamt? Nun, in einigen Situationen richtet es wieder den Blick auf das Wesentliche.

Diese kann auch der Zeitforscher Professor Karlheinz Geissler besätigen, der ein Leben ohne Uhr führt. Seiner Meinung nach geht es bei unserer heutigen Hektik nicht um mehr Zeit – schliesslich hat jeder Mensch die gleiche Menge an Zeit, nämlich 24 Stunden am Tag. Aber in unserer heutigen Zeit sind die Optionen gewachsen, die Möglichkeiten. Und so steht der Mensch immer wieder vor Entscheidungen – und hat das Gefühl, nicht alles schaffen zu können, weil es plötzlich so viel mehr Gelegenheiten gibt. Aber “ich kann nicht 3 Leben auf einmal leben”. Daher geht es seiner Meinung nach vor allem ums priorisieren, ums entscheiden – und damit ums verzichten.

Ein erschreckender Gedanke aus der Forschung: wir leben in einem sich selbst antreibendem System – “technische Innovation treibt sozialen Wandel an, der wiederum den Wunsch nach technischer Beschleunigung stärkt.” Es ist nur naheliegend, das es eine Fusion aus Technik und Gentechnik geben wird, die das Ziel haben wird, den Menschen “resistenter” zu machen, um mehr Geschwindigkeit auszuhalten.

Ein total verkorkster Gedanke. Und ich stimme Florian Opitz zu: “Die Frage sollte nicht sein, wie viel Geschwindigkeit wir aushalten können, sondern wie viel Geschwindigkeit ist notwendig für ein gutes Leben? Und wie sieht es aus, das gute Leben?”

Und auch für ein gutes Leben sammelt er Beispiele. Unter anderem in der Schweiz (bei den Kühen auf der Alm, jaaaa, da sitzt das gute Leben, das weiss ich doch!), aber auch in Patagonien, wo Douglas Tompkins, der unter anderem die beiden Modeunternehmen “North Face” und “Esprit” gegründet hat, sich der Entschleunigung widmet durch den Aufbau von Nationalparks.

Oder die Menschen in Buthan, die durch die Regierung das Bruttonationalglück zugesichert bekommen. Glück als Ziel der Politik – aber was bedeutet das? “Menschen sind am glücklichsten, wenn sie ihr Potential voll entfalten können.”

Wichtig für ein glückliches Leben ist vor allem die Freiheit, über seinen Weg und seine Zeit zu verfügen: bestimme die Zeit, so dass du Dinge tust, die dir wichtig sind.

Und genau dieser Gedanke ist ein toller Einstieg für mich in ein neues Jahr: herauszufinden, was die Dinge sind, die mir wirklich wichtig sind 🙂

Und nun: Happy New Year everybody – kommt gut und gesund in das Jahr 2014.

 

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