Nach unseren ersten Erfahrungen mit Safaris und drei tollen Tagen in dem Kapama Game Reserve ging es zu einem weiteren Game Reserve: Sabi Sands.
Sabi Sands liegt direkt neben dem Krüger Nationalpark und ist quasi eine private Erweiterung. Das heisst, die Tiere haben einen viel grösseren Frei- und Jagdraum (der Krüger Nationalpark umfasst alleine mehr als 19.500 km2).
Wir fuhren etwa 2 Stunden zu unserer neuen Unterkunft und haben diesmal auch einen kleinen Eindruck vom afrikanischen Hinterland bekommen. Viele kleine Ortschaften mit einer bunten Mischung aus Wellblechhütten neben Lehmhäusern in den unterschiedlichsten Bauphasen. Unser Fahrer erklärte uns, dass die Afrikaner ihre Häuser Stück für Stück bauen – je nachdem, wofür das Geld gerade reicht. So kommt es zu vielen unfertigen Gebäuden mit halboffenen Räumen. Worauf man aber scheinbar grossen Wert legte, sind Gärten. Einerseits zum Gemüseanbau, aber auch reine Blumengärten (als Statussymbol?), die oftmals in voller Pracht vor halbfertigen Bauruinen zu sehen waren.
Als wir Sabi Sands erreichten, erwartete uns eine traumhafte Lodge, ein wenig uriger und ursprünglicher (insofern man das bei game Reserves überhaupt sagen kann) als Kapama.
Nachdem wir unsere neue Unterkunft bezogen hatten (wow, unser Bungalow war so gross wie unser komplettes Apartment!!) und uns ein wenig erfrischt hatten ging es dann los zur Nachmittagssafari. Und die war vollgefüllt mit riesigen Highlights.
Da waren zum einen…
Elefanten
In Kapama hatten wir ein paar graue Riesen aus der Entfernung gesehen. Nun aber standen wir direkt neben einer Herde. Was für beeindruckende, riesige, lustige, kraftvolle und gleichzeitig sanfte Wesen.
Wir wurden auch direkt Zeuge, wie zwei Teenager sich rangelten und in den Büschen Verstecken spielten 🙂
Die Anführer der Herde hat uns dann aber auch schnell seine Grösse demonstriert, damit wir nicht meinten, dass sei alles nur süss und lustig. Er reckte sich mal kurz nach oben, um sich die feinsten Blätter vom Baum zu pflücken.
Wow, tolle Tiere.
Weiter ging es. Beinahe direkt um die Ecke standen…
Nashörner
Leider mit abgeschnittenen Hörner (um sie für Jäger unattraktiv zu machen – uns die Hörner wachsen angeblich nach wie bei uns die Fingernägel), aber nicht weniger beeindruckend.
So ganz wohl schienen sie sich in unserer Gegenwart nicht zu fühlen – und so liessen wir ihnen ihre Ruhe und fuhren weiter durch den tollen Park.
Eine herrliche Landschaft mit etwas mehr Weite, so dass man einen besseren Blick hat und auch die Grösse des Gebietes besser erkennt.
Als wir auf einer Anhöhe ankamen, warteten bereits zwei weitere Jeeps. Schnell sahen wir, wieso – auf der Wiese lag eine Gruppe von 4 Löwen. Die Frauen sahen ziemlich hungrig aus – und kaum gedacht, machte sich eines der Weibchen daran, sich die Beine zu vertreten. Sie stand langsam auf und kam direkt auf uns zu. Ganz gemütlich lief sie direkt an unserem Jeep vorbei – ich hätte nur meine Hand ausstrecken müssen, um sie berühren zu können (zum Glück war ich zu sehr mit meiner Kamera beschäftigt :)). Dan streckte sie sich etwas, bevor sie Stellung nahm und das Tal überblickte. Auf der Suche nach der nächsten Beute…
Jetzt wurde auch das Männchen etwas munterer und zog mit dem Rest der Gruppe zu einem besseren Aussichtspunkt.
Das war eine sehr beeindruckende Begegnung. Und irgendwie sahen die Tiere hier etwas “lebendiger” aus als im vorherigen Game Reserve. Man spürte ein wenig das Jagdfieber und den Überlebenskampf.
Dies zeigte sich in seiner absoluten Krönung auf unserem Heimweg. Kurz vor Ende unserer Fahrt bekam unserer Fahrer den Hinweis, dass ein Leopard auf Jagd gesichtet wurde. Als wir bei der besagten Stelle ankam, war die Jag erfolgreich abgeschlossen. Wir konnten im Scheinwerferlicht eine Leopardengestalt im Wald ausmachen, gemeinsam mit den Konturen von einem Opfer, dass er nun genüsslich verschlang. So etwas sieht man nun wirklich nicht so schnell auf einer Safari.
Diesen ersten Tag konnte man nicht so einfach toppen, ich schlief mit vielen neuen Bildern und Eindrücken ein.
Die nächsten Tage hielten aber tatsächlich viele, weitere Bilder und tolle Begegnungen bereit. Hier wiederum nur eine kurze Zusammenfassung.
Zum einen noch mehr…
Zebras
Diesmal aber auch mit Babys.
Warzenschwein
Diese scheuen Tiere sahen wir immer nur flüchtig und durch Büsche hindurch…
Gnus
An die Tiere musste ich mich erst gewöhnen, nicht die Hübschesten, aber doch auch faszinierend.
Common Dyker
Keine Ahnung, wie man die auf Deutsch nennt – aber diese süssen Wesen sehen aus wie eine Mischung aus Reh und Hase – sooooo klein!
Baby Schildkröte
Die habe ich zufällig entdeckt, als wir eine kurze Pause machten. Schwer zu erkennen – aber sie ist kleiner als mein Handballen!
Vögel
Was für tolle Vögel. So viele bunte Gefieder (darunter auch mein Liebling, der Eisvogel) – aber auch die grossen Aasgeier und sogar Eulen konnten wir entdecken.
Hyäene
Diese Tiere finde ich eigentlich nur hässlich und gemein. Sie können unheimlich fies aussehen und haben so ein schreckliches Lachen. Als wir dann aber ein Exemplar aus der Nähe betrachten konnten, kamen sie mir gar nicht mehr soooooo fies vor. Der Augenblick mag aber täuschen…
Löwen
Der Löwengruppe begegneten wir noch einige Male – da aber satt gegessen und etwas träger.
Und meine Lieblinge:
Leoparden
Zwei Tage nach der grossen Beute sahen wir unseren Leopardenfreund (oder besser: Freundin, sie war nämlich auch noch schwanger) wieder. Auf einem Baum. Am Verdauen.
Unterdessen streifte ein kleines Leoparden-Kind durch den Wald – auf der Suche nach Anschluss?? 11 Monate war der Kleine alt und begegnete uns fast täglich.
Und dann auch noch mehr von
Elefanten
Auf die stiessen wir ebenfalls täglich – immer wieder eine andere Herde. Besonders süss waren die Jungtiere.
Ja, und so zogen auch die Tage in Sabi Sands ruckzuck an uns vorbei – und damit auch das Jahresende!
Am 31. Dezember gab es sogar eine kleine Silvesterfeier – doch von uns schaffte es keiner, bis Mitternacht wach zu bleiben (wir mussten ja immer um 5 Uhr morgens raus).
Und dann war er schliesslich da, unserer Rückreisetag. Schluss mit lustig, Ende Gelände(tour), aus die Maus. Es ging zurück nach Vancouver. 32 Stunden sollten wir unterwegs sein:
- Fahrt von Sabi Sands zum Flughafen in Johannisburg
- 5 Stunden Wartezeit auf den Flug
- Abflug nach Frankfurt (11 Stunden)
- 4 Stunden Wartezeit
- Flug nach Vancouver (9.5 Stunden)
Dabei hatten Wilson und ich noch Glück, unsere Rückreise verlief problemlos und wie geplant.
Für Wilson’s Familie sah es anders aus: als wir in Johannisburg am Flughafen ankamen, erhielten sie die Nachricht, dass ihr Flug gestrichen war. Einfach so (technische Schwierigkeiten). Es hat Stunden und viele Nerven gedauert, bis sie eine Alternative gefunden hatten. Und die beinhaltete zwei weitere Inlandsflüge in Afrika, bevor es nach New York ging – und für Wilson’s Eltern dann weiter nach Florida. Reisezeit: 48 Stunden!
Puh.
Da sind wir nun also wieder.
Im verregneten Vancouver. Ohne Giraffen und Leoparden – dafür auf der Suche nach Schnee in den Bergen 🙂
Was für eine Reise, was für ein Land. Es war beeindruckend, ja. Aber es einige innere Konflikte in mir geweckt.
Das Gefühl, in einem Land der Ausbeutung als (weisser) Tourist zu stehen – fühlt sich nicht so gut an.
Wilde Tiere, die teilweise vom Aussterben bedroht sind, sehen zu können – aber gleichzeitig dadurch auch in ihr natürliches Lebensumfeld einzudringen und sie zu stören – fühlt sich auch nicht gut an.
Ich weiss nicht, ob ich noch einmal nach Afrika reisen werde. Aber wenn, dann anders. Ich will kein Eindringling sein. Ich will Kulturen erleben und verstehen lernen. Dabei sein, mittendrin – nicht nur als Beobachter, privilegiert, am Rande.
Hm. Da gibt es gibt noch einiges zum Nachdenken…