Ein Thema, was mich schon vor 2 Jahren stets beschäftigt hat und auch bei meinem letzten Besuch in Vancouver wieder der häufigste Diskussionsgegenstand war, ist: wo lebt es sich besser – in Kanada oder in Europa?
Natürlich gibt es hierauf keine pauschale Antwort – und auch ich habe für mich noch keine pauschale Antwort gefunden. Ich habe mich bewusst für eine Rückkehr nach Europa entschieden und bereue das auch in keinstem Fall – ich weiss genau, was ich an Europa liebe und schätze.
Dennoch sind beide Kontinente sehr unterschiedlich, jeder bietet also auf seine Weise Vor- und Nachteile. Ich habe für mich diese Vor- und Nachteile auch bereits definiert (hauptsächlich Kleinigkeiten, die im Alltag auftauchen und somit nur verständlich sind, wenn man in einem dieser Länder, Schweiz oder Kanada/ Vancouver, einmal gelebt hat).
Letztlich habe ich die Unterschiede, die ich persönlich zwischen Vancouver und der Schweiz sehe (und wertschätze), in zwei abstrakten Bildern festgehalten, die für mich persönliche die beste Zusammenfassung und Schlussfolgerung darstellen:
Schweiz
Die Atmosphäre in der Schweiz ist für mich wie eine Box in einer Box in einer Box…alles ist reguliert, definiert, sauber, ordentlich. Das bietet einerseits Sicherheit, Anleitung, Unterstützung und Sicherheit. Andererseits limitiert es, sperrt ein und macht stumpf. Die Menschen hier sind höflich, nett, hilfsbereit – aber auch reserviert, stark auf die Meinung anderer bedacht und bemüht, keine Fehler zu machen und somit auch kein Risiko einzugehen.
Vancouver
Vancouver hingegen ist für mich eher ein Ballon mit wabernden Kreisen drin, soft und flexibel. Natürlich gibt es auch Regeln, aber es gibt keine strengen Bewertungsrichtlinien, es gibt mehr Raum, Platz, Luft zur freien Entfaltung. Das ist einerseits inspirierend, kreativ, bietet Freiheit – andererseits ist es ein Einzelkampf, es ist ein try and error, es gibt kein Auffangbecken und somit weniger Sicherheit. Die Menschen dort habe ich als sehr relaxed, kreativ, emotional und offen erlebt. Es herrscht eine “Anpackstimmung” (just do it) und es gibt wenig Angst vor Fehlern – denn Fehler sind ein Teil des Lernprozesses und somit wichtig.
Ich weiss, dass ich beide Teile dieser zwei Welten brauche – und der Zugang zu “Sicherheit” vs. “Freiheit” ist sicher nicht an fixe Orte gebunden, sondern lässt sich überall finden. Das ist meine nächste Suche.
Abschliessend noch der Hinweis auf einen sehr guten Artikel, der zu diesem Thema passt: The Eternal Traveler Syndrome. Dieser Artikel stellt die These auf, dass man, sobald man für längere Zeit an einem anderen Ort gelebt hat, Schwierigkeiten haben wird, ein festes “zu Hause” zu bestimmen – weil es immer etwas geben wird, was man vermisst und idealisiert. Keine reichlich neue Erkenntnis – je mehr man sieht und entdeckt, desto mehr gibt es zu vermissen – dennoch schön geschrieben:
Interessanter Vergleich und ich glaube Melbourne könnte Dich nachhaltig verwirren 🙂
Du meinst Melbourne könnte da noch ein drittes Bild entstehen lassen?
Oder gar eine kombination darstellen? Das wäre dann ja traumhaft :o)