Freiheit! Luft, Raum, Unabhängigkeit! Ja, geschafft, vollbracht, der grosse Tag ist liegt schon wieder hinter mir und ich kann es noch immer nicht fassen: ich sitze in meiner “eigenen” Wohnung! Jupiduh!
Wobei der Einzug mehr als chaotisch verlief: ich sollte am Sonntag Abend um 18 Uhr die Schlüssel von meiner Vormieterin (sie ist gleichzeitig Eigentümerin des Apartments, in etwa in meinem Alter und geht für 1-2 Jahre nun nach Afrika, vermietet daher ihre Wohnung) erhalten. Sie ist dann am Montag nach Afrika abgereist, daher war ihr Wochenende auch ziemlich chaotisch (kenne das ja nur zu gut :-)). Um 17 Uhr erhielt ich dann plötzlich ihre Nachricht, dass ich auch schon früher kommen könne.
Um sie nicht unnötig warten zu lassen, bestellte ich daraufhin ein Taxi, damit ich mit all meinem Gepäck zur Wohnung kommen konnte. Mir war allerdings nicht bewusst, dass das Taxi bereits 5 Minuten später schon vor der Tür stehen würde…und so ging dann plötzlich alles sehr schnell mit Koffer und Taschen runtertragen. Fitore und ihre Mutter kamen gerade vom einkaufen zurück, als ich mit den Taschen in der Tür stand. Sie wussten gar nicht, wie ihnen geschah – aber für mich war das kein Abschied (wir wohnen 20 Minuten zu Fuss voneinander entfernt =)), sondern nur ein schnelles “ich muss mal eben den Schlüssel holen”. Das wurde von Fitore allerdings missverstanden…
Der gestresste Taxifahrer wurde schon nervös, also schnell Koffer und Taschen rein und einmal um die Ecke fahren bitte. In der Wohnung angekommen wartete schon Monica mit einer Freundin auf mich. Schlüsselübergabe, die letzten Erklärungen und Anweisungen, ein herzliches Drücken und ein sich gegenseitig alles Gute wünschen – und dann stand ich da. Mein Reich. Also eigentlich ihr Reich. Aber für die nächsten Monate: mein Platz. Völlig ungestört.
Einmal tief durchatmen – und dann weiter: schnell den riesigen Rucksack ausgepackt, denn bei Fitore stand noch ein Paket mit Schuhen und Kabeln, dass ich aus der Schweiz an ihre Adresse geschickt hatte (aufgrund Platzproblemen mit meinem Gepäck 😉 Hat einfach nicht mehr reingepasst). Und dann im Eiltempo zurück zu Fitore.
Diese war ziemlich sauer und enttäuscht – weil ihr alles zu schnell ging, ich sie nicht rechtzeitig über den schnellen “Umzug” informiert hatte – aber ich konnte ja zum Glück nun alles aufklären 🙂 Trotzdem, war ein blöder Beigeschmack bei meinem Schritt in eine neue Freiheit.
Nach einer herrlichen Nacht (juhu, ich habe endlich mal wieder durchgeschlafen, mich haben keinen schlurfenden Schritte, keine nächtliche Klospülung, keine sonstigen Geräusche aus dem Schlaf gerissen und mein komischer Druck im Bauch löst sich ebenfalls auf!) kam dann der Tag der “Ankunft”: ah, meine vier Wände.
Was allerdings auf den ersten Blick so ordentlich und sauber aussah, war bei näherem Betrachten dann doch nicht so. Ich habe mich mittlerweile wohl zu sehr an den Schweizer Standard gewöhnt – daher entdeckte ich dann auch schnell all die Ecken und Flächen, die schon seit längerem nicht mehr geputzt wurden, insbesondere im Bad und in der Küche (inkl. Kühlschrank!). Also: Putztag war angesagt. Pfui, ih – aber immerhin: fühle mich schon viel mehr “zu Hause”.
Und seit gestern habe ich auch endlich Internet! 2.5 Stunden hat Vladimir hier verbracht (haha, der Techniker des Internetanbieters, bilingualer Kanadier mit philippinischen Wurzeln und einer Mutter Vorliebe für russische Literatur =)), um mein Internet einzurichten – und mir anschliessend noch zum gratis TV zu verhelfen (Freundlichkeit zahlt sich eben manchmal aus) – und jetzt funktioniert alles! Bin wieder connected!
Zudem habe ich noch das Schnäppchen des Monats gemacht: ich habe es geschafft, ein gebrauchtes altes Fahrrad für nur 65 CAD aufzutreiben! Hier werden jede Menge alte Fahrräder zum Verkauf angeboten – allerdings werden diese ale als “Vintage-Bikes” verkauft und kosten schnell mal 200 CAD. Haha, für eine Schrottmühle! (Fahrradfahren ist noch immer nicht die Stärke der Kanadier, daher muss da mehr Marketing reingesteckt werden, um den Menschen hier das biken “schmackhaft” zu machen).
Und mit diesem Radl ging es auch schon auf die ersten Erkundungstouren. Ich wohne nun nicht mehr direkt am See, aber weit weg ist er nicht – und rundherum gibt es schöne Ecken:
Auf dem Weg zum See kommt man am sogenannten “Princess Gate” vorbei, einer der Eingänge zum Exhibition Place. Auch hier erkennt man wieder die europäischen Wurzeln. Dieser Platz war ursprünglich mal Teil der Durchgangsroute für Fellhändler; die Franzosen haben sich hier dann postiert und den Native Americans Zölle für den Handel abverlangt.
So, und nun aber weiter. Hier in meiner Wohnung muss ich noch einiges einrichten, zudem muss ich noch eine Testaufgabe für ein Bewerbungsgespräch lösen – und mich dann auch mal nach kurzfristigen Zwischenlösungen zum Geld verdienen erkunden…(Starbucks?…wollte schon immer mal lernen, wie man diese tollen Muster auf einen Cappuccino zaubert =)).
Happy Wednesday nach Europa!
WOW, das sieht ja total klasse aus, liebe Frauke. I’m impressed…
Was für eine schöne Wohnung!!! Und ich kann mir deine Freude vorstellen: Endlich selbstständig, ein wenig mehr Ruhe und und und, einfach dein eigenes Reich. Genieße es!!
Liebe Grüße und viel Freude mit deiner ‘flat’.
LG Gabriela
🙂 Dank dir! Ja, so langsam fange ich auch an, mich hier wohl zu fühlen…bisher hatte ich wirklich wieder riesiges Glück 🙂
Liebe Grüsse nach Deutschland! Ich drücke euch alle Daumen und denke fest an euch!