Unser Aufenthalt in den Bergen ging langsam dem Ende zu. Nach einer herrlichen Nacht in Sean’s Guesthouse (wir waren die einzigen Gäste dort), einer morgendlichen Runde Yoga mit Blick auf die Berge und einem erfrischendem Frühstück (mit Joghurt, der seinen Namen verdient hat und Cappuccino mit richtigem Milchschaum!!!) wurden wir von unserem Fahrer eingesammelt und es ging weiter nach Shangri-La (insgesamt 4 Stunden Fahrtzeit).

Aufbruch nach Shangri-La
Aufbruch nach Shangri-La

Wangmoog
Wangmoog

Auf der Fahrt gab es zwei Zwischenstopps:

Zum einen verliessen wir nun die Gegend der Naxi-People  und durchquerten das Gebiet der Yi-People. Diese Bergvolk hat seine Wurzeln in Tibet, lebt eine Mischung aus Farm- und Normadenleben und pflegt noch immer seine eigene Schrift und Sprache. Ein bekanntes Merkmal dieser Volksgruppe ist der Kopfschmuck der Frauen: sobald diese verheiratet sind, tragen sie einen riesigen schwarz-samtigen Hut auf ihrem Haupt. Eine traditionelle Geschichte dazu ist, dass die Männer früher nach Ideen suchten, ihre Frauen nicht schlauer werden zu lassen als sie selbst. Sie fragten die Götter um Rat und diese antworteten, dass die Männer den Frauen einen schweren hut zum tragen geben sollten – somit konnten keine neuen Gedanken wachsen 🙂

Wir trafen auch eine Gruppe älterer Yi, aber sie waren leider zu fotoscheu- daher hier ein Bild von Wikipedia:

Verheiratete Yi-Frau mit traditionellem Kopfschmuck

 

Unser nächster Zwischenhalt fand an den “White Water Terraces” statt. Dieses Naturwunder ist wenig bekannt – dabei gehörte es für uns schon fast zu einem Weltwunder. Die Gegend besteht aus hellem Sandstein, der sich im Laufe der Zeit zu übereinanderhängenden Wasserbecken geformt hat. Die helle Farbe des Gesteins gab auch dem Wasser seinen Namen “Weisses Wasser”. Der Ort ist bei den Einheimischen ein heiliger Ort – und hat, laut unserem Guide, die Chinesen dazu animiert, ihre Reisfelder in genau dieser Form anzulegen. Wahnsinn, was die Natur alles hervorbringt!

White Water Terraces
White Water Terraces
Die natürlich geformten Terrassen
Die natürlich geformten Terrassen

Die Terrassen liegen direkt am Fusse des Haba Snow Mountains – was für eine wunderschöne Kulisse sorgt. Am oberen Ende der Wasserbecken sitzt ein alter Mann, der kleine Steinskulpturen verkauft, die die zahlreichen Schichten der Wasserbecken enthalten. Die Becken wachsen angeblich jedes Jahr und zeigen, ähnlich wie ein Baum, verschiedene Jahresringe. Steine haben wir nicht gekauft – doch der ältere Herr wollte es sich trotzdem nicht nehmen lassen, auf einen Baum zu klettern und für uns Fotos von der Gegend von oben zu schiessen.

Fotos im Baum
Unser Fotograf im Baum 🙂
White Water Terraces
White Water Terraces vom Baum aus

Irre! Auf unserem Rückweg sind wir noch süssen tibetanischen Kindern begegnet, die – anders als die älteren Yi-Frauen – überhaupt nicht kamerascheu waren und riesig Spass hatten, für uns die Superstars zu spielen 🙂

Kids als Fotostars
Einheimische Kids als Fotostars

Und damit ging es weiter nach Shangri-La.

Shangri-La hat seinen Namen von dem Roman “Lost Horizon” erhalten, der 1933 von James Hilton geschrieben wurde. In diesem Roman stellt Shangri-La einen fiktiven Ort dar, in dem paradiesische Zustände herrschen: die Menschen leben friedlich miteinander, altern nur sehr langsam und haben somit eine sehr lange Lebensspanne. Dieses Buch sei teilweise auch inspiriert worden durch Joseph Rock, einem Botanik und Kultur-Forscher des frühen 20. Jahrhunderts. Joseph Rock studierte mehrere Jahre lang das Leben der verschiedenen ethnischen Minderheiten an der Grenze zu Tibet. Daher wurde Zhongdian 2001 umbenannt in Shangri-La, da es behauptete, die wirkliche Inspirationsquelle für diese Novelle zu sein. Damit wollte der Ort vor allem einen bekannteren Status bei den Touristen erreichen…

…und dafür waren wir eigentlich recht enttäuscht von dem Ort. Shangri-La erschien uns als ziemlich hässliche, enge, stinkende Stadt. Von Paradies und Harmonie war dort wenig zu spüren und der Tourismus schien auch noch nicht wirklich angekommen zu sein.

Ein beeindruckendes Erlebnis, was wir dort allerdings hatten, war die Teilnahme an den abendlichen tibetanischen Tänzen: Jeden Abend zwischen 19 Uhr und 19.30 Uhr treffen sich Tibeter aller Generationen auf einem öffentlichen Platz und tanzen zu traditioneller Musik. Es  ist wunderbar, ein riesiger Kreis an fröhlichen Menschen – und alle machen mit. Coco und ich stürzten uns gleich mit hinein und versuchten, uns die Tanzbewegungen abzuschauen. wir sind nun auf zahlreichen Ferien-Fotos und Videos verewigt – denn die zwei Blondis stachen natürlich extrem heraus. (Sogar der Discovery Channel war dort und hat ein Video gedreht…mal sehen, ob ich das irgendwann finde :)).

Tanz in Shangri-La
Tanz in Shangri-La

An unserem letzten Tag besuchten wir in Shangri-La noch ein buddhistisches Zentrum, in welchem tibetische Mönche lebten und lernten/ lehrten. Wir haben Wangmoog sehr gelöchert mit unseren Fragen zum Buddhismus – so richtig wurden weder Coco noch ich warm mit dem, was wir dort sahen. Das Leben der Mönche ist ziemlich passiv und zurückgezogen von der Gesellschaft. So richtig freundlich waren die Mönche dort auch nicht (sie beschwerten sich sogar, dass wir uns zu lange in einem der Tempel aufhielten und diskutierten). Irgendwie hatte ich immer ein anderes Bild vom Dalai-Lama und Tibet und ihrer Religion.

Monastry in Shangri-La
Monastry in Shangri-La

 

Und damit war unsere Trekking-Woche dann tatsächlich endgültig zu Ende. Am nächsten Tag stand für uns der Rückflug nach Shanghai auf dem Programm (4 Stunden Flugzeit, einmal vom Westen zurück an die Ostküste). Und für mich bedeutete das auch der Ende meines China-Urlaubs. Noch einen Abend in der verrückten Szenerie von Shanghai – und dann wieder zurück ins kuschelige Vancouver. Wow, fühlt sich an wie in einem Schleudersitz, so viele Eindrücke, Erlebnisse und Unterschiede…erstmal verarbeiten.

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