Mit müden Knochen und in einer eisigen Holzhütte wachten recht früh auf, an unserem vorletzten Tag dieser grandiosen Skitour. Die Militär-Schlafsäcke der Chanrion-Hütte waren zwar nicht die dicksten, aber alles in allem war es eine angenehme Nacht, die wir auf unseren selbstgebasteleten Nachtlagern mit Matratzen auf zusammen geschobenen Tischen verbrachten.
Etwas Schnee geschmolzen, um heissen Tee für unterwegs zu kochen und dann ging es weiter mit der Tour.
Nicht weit von der Hütte wurden wir von einer Steinbock-Familie begrüsst. Alt und Jung kletterten schwindelfrei die schmalen Felsgrade entlang: Schaut nur her, wie leicht das geht!


Wir hatten eine kurze Abfahrt vor uns, bevor wir uns auf den langen, aber sanften Aufstieg zur Vignette Hütte machten: 18 Kilometer, aber nur etwa 900 Höhenmeter insgesamt.

Und der Weg war zauberhaft: wir hatten strahlend blauen Himmel über uns und waren von Gletschern umringt. Der Weg folgte dem Otemma Gletschers durch die engen Felsklüfte, bis er schliesslich aufbrach in eine endlose weisse Weite.



Auf unserem Weg kreuzten wir auch immer wieder Spuren einer Wildkatze – wir waren also nicht alleine 🙂 Aber leider blieben die Steinböcke die einzige Begegnung mit der Tierwelt in den Alpen.

Auch an diesem Tag erlebten wir es: den bereits gewohnten Wetterumschwung in den Bergen. Wir starteten mit einigen Wolken, wurden dann schnell mit blauem Himmel und Sonnenschein belohnt – doch gegen nachmittag zog sich wieder alles zu. Als ich mich umdrehte, sah ich hinter mir Silvia kommen – direkt gefolgt von einier riesigen Nebelwand.

Schlechtes timing: trotz Nebelschwaden mussten wir anhalten, um unsere Felle zu wachsen. Der von der Sonne aufgeweichte Schnee klebte nur zu gerne an unseren Skifellen, so dass wir wie auf “Stöckeln” liefen – da hilft nur Wachs dagegen.



Noch ein letzter Blick nach vorne auf unserer Zielgeraden…


…bevor uns dann der Nebel endgültig eingeschlossen hatte.
Wir waren etwa 2 Stunden von der Hütte entfernt, die Stimmung war also trotz schlechter Sicht wohlgemuts.
Der Aufstieg zur Hütte wurde dann aber doch noch etwas trickreich: wir mussten einen Abfahrtshang überqueren, wo es nur so von Skispuren wimmelte. Welcher Spur sollten wir nur folgen? Welche würde uns sicher zur Hütte bringen?
Wir tasteten uns langsam voran. Das GPS Gerät zeigte die Hütte ganz in unserer Nähe an – aber es war nichts zu sehen. Dann konnten wir einige Stimmen hören. Na bitte, da muss doch etwas sein. Durch lautes Rufen und “Echolot” wurden wir dann zur Hütte gelotst – wir waren erleichtert.

Erst am nächsten Tag verstanden wir, worauf wir uns da eingelassen hatten – und dass der Nebel uns vielleicht auch zu Gute kam. Denn die Hütte war direkt an einem Steilhang gebaut, nur auf einem schmalen Felsgrad zu erreichen. Nur gut, dass wir keinen falschen Schritt machten.

Die Vignette-Hütte ist einer der grössten Hütte auf dieser Tour gewesen – und war bis in die letzte Ecke ausgebucht.



Hier hatten wir mit Abstand das beste Essen (es gab sogar Rösti! Und Rivella!) von den besten Köchen in einer vollausgestatteten Küche.
Es tummelten sich diverse Skigruppen von allerlei Nationalitäten. Wir trafen sogar weitere Skifahrer aus BC/ Kanada!
All die Leckereien, das hatten wir uns redlich verdient. Hier liessen wir es uns gut gehen.
Kurz nachdem wir von unserer Tour wieder in Kanada gelandet waren, habe ich in den Nachrichten von dem tragischen Unglück gehört, was sich direkt vor der Tür von der Vignette-Hütte abspielte: Ende April war eine Gruppe von 14 Skifahrern auf der Haute Route unterwegs. Kurz vor der Vigentte Hütte gerieten sie in einen heftigen Sturm, es war kein Weiterkommen mehr möglich. Sie befanden sich zu diesem Zeitpunkt auf einem Gipfel – vor ihnen lag eigentlich nur noch die Abfahrt und ein kleiner Aufstieg zur rettenden Hütte. Auf einem Berggipfel sind Unterschlüpfe rar; die Gruppe verbrachte die Nacht im Sturm. Die Tragödie endete mit insgesamt 7 Todesopfern…
Die Berge mit ihren Naturgewalten sind so vil stärker als wir. Wir hatten immer wieder kleinere Schwierigkeiten und Hürden zu überwinden, alles in allem hatten wir aber eine glückliche Reise. Ich bin dankbar, dass wir ein so tolles Abenteuer hatten. Es kann so schnell ganz anders ausgehen…
Der letzte Tag unserer Tour stand noch an – vorbei am Matterhorn nach Zermatt. Davon mehr…im nächsten Beitrag 🙂