Und weiter ging es von Nelson aus, immer dem Mountainbiker-Herz folgend. NĂ€chster Stop: Revelstoke, 250km nördlich von Nelson und schon recht nahe an der Provinz Alberta und damit den Rocky Mountains (nun ja, das kanadische “nahe”).
Und auch wenn 250km nach einem Katzensprung klingen – die Fahrt dort rauf hat sich ganz schön gezogen. Sie schlĂ€ngelt sich munter durch Nationalparks auf engen und verlassenen Strassen und hat sogar eine FĂ€hrfahrt auf dem Weg eingebaut. Die FĂ€hre fĂ€hrt allerdings nur jede Stunde – und ich hab diese natĂÂŒrlich um 2 Minuten verpasst, weil ich 10km vor Anlegestelle auf einen extrem langsamen LKW gestossen bin – ĂĆberholmanöver beiĂ den kurvenreichen Strassen lag nicht drin. Und die FĂ€hranlegestelle ist tatsĂ€chlich einfach nur das Ende der Strasse. Boom. Wasser. Sonst nichts. Ist die FĂ€hre weg, dann heisst es 1 Stunde lang am Ende der Welt stehen und warten. đ
Auf der anderen Seite angekommen ging es dann zĂÂŒgiger weiter nach Revelstoke. Dort angekommen ĂÂŒberkam mich zunĂ€chst das Yay-GefĂÂŒhl: Berge! Und eine richtige Ski-Mountain-AtmosphĂ€re. Keine Hippies-wir-wollen-die-Welt-verbessern Community, sondern ganz simple Outdoor Menschen. Fein!
Das Wetter war allerdings weniger fein: ziemlich nass und bewölkt. Aber, wat solls, ich bin zum biken hergekommen, also wird gebiket! Die Gegend hier ist wieder ganz anders als in Nelson oder in Vancouver – es geht ziemlich viel bergauf und ziemlich flach wieder bergrunter. Rutschig wars, aber trotzdem fein. Und die Umgebung bleibt beeindruckend im Herbst: Farbenpracht auch im Regen!
Nach meiner Biketour habe ich mich dann in einem zĂÂŒnftigen Pub aufgewĂ€rmt – und selbst dort war die BergatmosphĂ€re an jeder Ecke zu spĂÂŒren: Möbel aus alten Skiern, yeah!
Und weil alles so gemĂÂŒtlich war (und mein Geld nicht fĂÂŒr ewig reicht), entschied ich mich, die Nacht im Jeep zu verbringen. Es war dann auch schön, als der nĂ€chste Tag endlich wieder hereinbrach…und der begrĂÂŒsste mich mit nebeliger Vorfreude auf ein neuen Tag!
Den Morgen startete ich dann erstmal mit einem kleinen “Spaziergang”, um meinen RĂÂŒcken wieder zu spĂÂŒren. Es ging rauf zur legendĂ€ren ehemaligen Skisprungschanze hier in Revelstoke, dem Nels Nelson Ski Jump. Von 1916 bis 1974 fandenĂ hier sogarĂ internationale Skiwettbewerbe statt, 4 WeltrekordeĂ wurden auf dieser Sprungschanze erzielt. Schon lustig, wenn man sich versucht zu verdeutlichen, wie der Wintersport entstand und immer kommerzieller wurde. In Revelstoke wurde er durch norwegische Einanderer zu einem Trendsport gemacht, die damals (Ende des 19. Jahrhunderts) lange “Schneeschuhe” benutzen, um nach der Arbeit in den Minen zurĂÂŒck ins Tal zu gelangen. Um 1910 begann man dann, die ersten HĂÂŒgel und SprĂÂŒnge einzubauen. Tja, und heute sieht man nur noch die alten ĂĆberreste, den Turm, in dem die Jury sass und die zwei Absprungblöcke:
Als Erinnerung an Revelstokes berĂÂŒhmte Jahre wurde auch alle LĂ€nder erwĂ€hnt, die hier einmal ihre “Highlights” erlebten – die Schweiz und Deutschland waren natĂÂŒrlich auch dabei (wobei Revelstoke auch gleich als “die Schweiz Amerikas” bezeichnet wurde; na, ich weiss nicht…)
Prima Auftakt fĂÂŒr einen neuen Tag, der aber weiterhin bewölkt und regnerisch blieb. Noch einmal rein in die feuchten Bike-Klamotten hatte einen geringen Anreiz, daher entschied ich mich, Mount Revelstoke mit einem Mini-Hike zu erkunden. Richtige Entscheidung – denn das brachte mich ĂÂŒber die Wolken und nahe an die umliegenden Gletscher!
Auf meinem RĂÂŒckweg gab es dann eine kurze Pause: Meeting. Denn offiziell ist das ja noch kein “Urlaub” und ich habe noch ein kleines Projekt am Laufen. WĂ€hrend ich, mit Blick auf die Berge, an einer Telefonkonferenz teilnahm, tapselte vor mir ein SchwarzbĂ€r ĂÂŒber den Weg…so macht die Arbeit Spass đ
UndĂ damit musste ich auch langsam wieder an den RĂÂŒckweg denken und mich wieder gegen Westen bewegen. Und damit hiess es tschĂÂŒss Berge – und welcome desert. Meine Fahrt fĂÂŒhrte mich durch dasĂ Cariboo und Thompson Valley, die Ă€hnlich wie das Gebiet der Okanagan sehr wĂÂŒstenĂ€hnlich aussehen; hier gibt es jede Menge Filmkulissen fĂÂŒr Western Filme.
Irgendwann fand ich dann das geeignete Ziel fĂÂŒr mich: ein Campingplatz mitten im Nirgendwo – naja, direkt neben der “Hauptverkehrsstrasse”, aber trotzdem sehr heimelig. Und besser als im Auto zu ĂÂŒbernachten đ
Mein letzter Reisetag hat mich dann wieder nĂ€her an das zu Hause gebracht. Von Cache Creek, dem Campingplatz, ging es Richtung Pemberton. Die “WĂÂŒste” war bald hinter mir und es lagen wieder die vertrauten bergigen WĂ€lder vor mir. Die Fahrt gen Whistler ist wahrlich traumhaft! WĂ€r hĂ€tte gedacht, dass so viel Schönheit direkt hinter meiner HaustĂÂŒr liegt!
Und es sah alles so toll aus, nach einem weiteren herrlichen Herbsttag! Mein Tagesziel: biken in Pemberton – dass mit seinen 2 Stunden von Vancouver aus gerade etwas zu weit ist, um dort regelmĂ€ssig hinzufahren. Das wollte ich nun mal ausprobieren.
Aber natĂÂŒrlich: kaum kam ich Richtung Pemberton, fing es an zu regnen. Raincover-Westcoast-Weather, how could I forget! Hielt mich nicht davon ab, trotzdem zu biken – aber es war nicht toll. ĂĆberhaupt nicht. So wenig toll, dass ich danach nur einen Wunsch hatte: ab ins Trockene und Warme.
Was ist da besser als ein Hostel! Und so werde ich die heutige Nacht im Hostel in Whistler verbringen, 1.5. Stunden von Vancouver entfernt. Hier konnte ich meine Kleider schön waschen, mich aufwĂ€rmen – und morgen geht es in aller FrĂÂŒhe zurĂÂŒck nach Vancouver und ab zum Flughafen: der Yukon steht als nĂ€chstes an!
Derweil vertreibe ich mir die Zeit mit interessanten Geschichten von interessanten Leuten, die man immer wieder an solchen bunten Orten trifft. I like!
Cheers to adventures!