Da bin ich, in einer anderen Welt. Komplett anders. Aber doch vertrauter als gedacht. Shanghai, das Wirtschaftszentrum, die Riesenmetropole, gewachsen aufgrund so vieler westlicher Einflüsse. Ein wenig ehemaliges DDR-Flair gemischt mit asiatischer Kultur. Ein Mix aus Tradition und Moderne, aus Armut und Reichtum, aus stinkenden, schmutzigen, dunklen Ecken und glitzernden, hohen, hellen Gebäuden. Eine Stadt der Kontraste. Die Schönheiten muss ich hier erst noch entdecken…
Nach meinem 17 stündigen Flug (hui, der war letztlich doch ziemlich anstrengend) bin ich Sonntag abends gegen 22 Uhr in Shanghai angekommen. Coco hat mich bereits am Flughafen erwartet – und dann ging es erstmal mit dem “Fahrer” in ihr Apartment. Auch das ein absolutes Kontrast-Programm für mich, die ich gerade mitten im Reisefieber stecke und von einer kleinen Unterkunft zur nächsten tingel. Ein eigener Chauffeur – aber das gehört hier zum “Expat-Programm”. Und ohne Chauffeur wäre man hier auch schnell aufgeschmissen.
Das Apartment liegt im Business-District, auf der “Pudong-Seite” (der östlichen Seite von Shanghai, auf der anderen Seite des Huangpu-Flusses).
Nach einer kurzen Nacht ging es am nächsten Tag dann mit einer Erkundungstour der Stadt los. Montag war hier ein Feiertag und so konnte Coco mir an diesem Tag die City by bike zeigen. Los ging es zunächst mit einer kurzen Überquerung des Flusses auf einer alten Fähre.
Und dann hinein ins Getümmel. Der Verkehr ist hier recht chaotisch (jedoch weniger verstopft als erwartet): hier fährt jeder wie er will, auf welcher Seit er will und wann er will. Ampeln werden wenig berücksichtigt. Und so herrscht hier ein typisch südländischer Verkehrsfluss – finde ich aber irgendwie sympathisch. Das Fahrradfahren fand ich hier weniger riskant als in Toronto, daher: jede Menge Spass.
Wir haben dann einige der typischen Touristenorte abgeklappert:
Die old city, wo es noch einige der wenigen traditionellen Gebäude zu sehen gibt. Allerdings war dies auch eine vollgestopfte Ecke der Stadt, daher gab es hier nur einen kurzen Aufenthalt.
Auf unserem Weg sind wir an einem netten kleinen Antik-Markt vorbeigekommen. Toll zum stöbern. Und überall hängt Mao, nach wie vor verehrt in diesem kommunistischen Land.
Weiter ging es zum französischen Viertel: French Concession. Nach dem Opium-Krieg um 1949 herum öffnete China zwangsläufig seine Toren für den Westen. Und so entstanden einzelne westlich geprägte Ecken – wie zum Beispiel der Bund mit einer Vielfalt an britischer Art Deco Architektur oder eben die French Concession. Heute ist dies eine grosse Touristenattraktion mit etlichen Bars und Restaurant, die sich ein durchschnittlicher Chinese nicht leisten kann.
Ein weiteres Highlight waren wir selbst: an jeder Ecke starten Asiaten auf die “blonden Langnasen”, wie die Deutschen hier genannt werden und knipsten heimlich Fotos von uns.
Unsere Tour auf dem Bike führte uns auch durch verstecktere Hintergassen, wo man Chinesen bei ihrer Lieblingsbeschäftigung antraf: Karten spielen auf der Strasse. Man nimmt das Leben hier sehr gemütlich.
Mit Coco und ihrer Shanghai-Erfahrung habe ich mich auch auf einen der vielen Märkte getraut, auf denen gefälschte Markenartikel (Tasche, Schuhe, Kleidung, Elektronik) an die Touristen gebracht werden. Dabei ist die Markthalle nur eine äussere Fassade. Der richtige Handel findet an versteckten Orten in der Tiefgarage statt – und hier muss man handeln können. Dank Coco habe ich hier sogar eine neue Handtasche ersteigern können 🙂
Von dort ging es dann zum People’s Square, dem Volksplatz mit seinen zahlreichen Museen und einem tollen Blick auf die Wolkenkratzer.
Den Abschluss vom Tag haben wir dann in einer Cocktail-Bar im 87. Stock eines Nobel-Hotels gefeiert. Bezaubernder Blick auf die Stadt bei Nacht. Und irgendwie ist alles so unwirklich. Arm und Reich…diese Kluft wird mir hier in Shanghai schon jetzt sehr unheimlich.