Ein weiterer Tag ohne Strom und ohne Wasser. Plötzlich sind es ganz viele Kleinigkeiten, da ich vermisse: eine Toilette mit normaler Spülung, Sauberkeit ist nur ein Knopfdruck entfernt. Hier heisst es: Eimer mit Wasser füllen und wieder und wieder nachspülen. Wassersparend ist das auch nicht wirklich.

In den letzten Regentagen fange ich sogar ein wenig an, warmes Wasser zu vermissen. Das braucht man hier in Indien wenig, daher gibt es keinen Temperaturregler, aber nach einem durchnässten Tag ist eine warme Dusche doch etwas feines…

Oder Fenster, die man schliessen kann und somit den Sturm der draussen tobt einfach draussen lässt; unsere Fenster haben zwar Fliegengitter, aber keine Fensterscheiben.

Und eine Moskito-freie Zone: draussen sitzen zu können ohne ständig von Mücken aufgegessen zu werden (die scheinbar mein Blut besonders gerne mögen).

Diese Kleinigkeiten sind mir vor allem nach einem kurzen Wochenendaufenthalt in Chennai bewusst geworden: zu viert haben wir uns auf den dreistündigen Fahrtweg in die nächst grössere Stadt, Chennai, gemacht.

Chennai ist mit knapp 7 Millionen Einwohnern die fünftgrösste Stadt in Indien und hauptsächlich als Wirtschaftsstandort bekannt: einer der wichtigsten IT-Hubs in Indien. Und das hat man der Stadt auch angemerkt: alles ist hektischer hier, die Stimmung ist aggressiver, die Preise sind um einiges höher als in der Gegend um Auroville.

Wir Mädels wollten uns mit diesem Wochenende etwas verwöhnen und eine kurze Auszeit von unserem WG-Leben in unserem kleinen Landhaus nehmen. Daher haben wir uns ein super schickes Hotel gesucht (was im Vergleich zu unseren westlichen Standards spottbillig ist) und es uns dort gut gehen lassen: yay, eine anständige Dusche ohne jegliche Mücken und Krabbeltier! Warmes Wasser! Und überall Sauberkeit um uns herum!

RaintreeHotel
RaintreeHotel

 

The girls in the Lobby
The girls in the Lobby

 

Ankunft im Hotel
Ankunft im Hotel

 

Cocktailbar auf der Dachterrasse
Cocktailbar auf der Dachterrasse

 

 

Unser Trip nach Chennai hatte allerdings auch einen Zusammenhang zu unserem Projekt, an dem wir hier arbeiten: unsere Gypsy Community verdient momentan ihr Geld hauptsächlich durch den Verkauf von selbstgemachten Halsketten (und von Müll, den sie trennen und weiter verkaufen).

Unser Produkt: Halsketten
Unser Produkt: Halsketten

Das Material für die Halsketten kaufen die Gypsies in Chennai. Karishma, meine “Projektpartnerin”, und ich haben versucht, dieses Materiallager zu finden. Alles was wir an Angaben hatten war: “Geht zu Parry’s Corner, ein riesiger Markt, dort bekommt man alles.” Parry’s Corner war nur leider nicht wirklich ein “Markt”, wie wir uns ihn vorstellen, sondern eher so etwas wie eine…Slum-Gegend: schmutzig, verwahrlost, eng und ein kleines Geschäft neben dem nächsten. Wo nur finden wir dort Bastelmaterial und Perlen für Halsketten?

Auf dem Markt
Auf dem Markt

 

Auf dem Markt
Auf dem Markt

 

Jagd nach Bastelladen
Jagd nach Bastelladen

Zu allem Überdruss fing es auch noch heftigst an zu regnen: natürlich, es ist Monsoon-Zeit! Nach vielem Herumfragen, wild gestikulierend und immer besserer Zeichen- und Gebärdensprache fanden wir schliesslich einen Shop, der passendes Material für Halsketten anbot. Ein winziges Geschäft, wo wir durch endlose viele Kästchen wühlten auf der Jagd nach den passenden Perlen.

Wer die Wahl hat...
Wer die Wahl hat…

 

Karishma in Paradise
Karishma in Paradise

 

Unsere Jagd
Unsere Jagd

Nach einiger Zeit gaben wir uns schliesslich mit unserem Fund zufrieden, bezahlten und wollten weiter ziehen, die Stadt erkunden. Wir wurden allerdings von einem heftigen Regensturm empfangen – also nichts wie zurück ins Hotel. Unsere Fahrt im TukTuk war dann schon ein wenig abenteuerlich, denn plötzlich stand die Stadt fast unter Wasser.

TukTuk
TukTuk

 

Regenzeit
Regenzeit

 

Regenzeit
Regenzeit

 

Regenzeit
Regenzeit

So viel also zu unserem Ausflug und unserer “Auszeit” von unserem momentanen Alltag. Erholsam geht anders 🙂 Aber interessant war es.

Durch den Regensturm ging es dann auch schliesslich zurück nach Auroville. Als wir dort abends im Stockdunkeln ankamen, durften wir erfahren: nicht geht mehr. Es gibt kein Strom – und für den nächsten Tag ist ein riesiger Wirbelsturm angekündigt, der über Sri Lanka weiter durch Süde-Indien fegen soll. Zum Glück war der Sturm kleiner als gedacht und der Schaden entsprechend geringer als befürchtet. Der Stromausfall war nach 2.5 Tagen bereits vorbei, es folgte ein Tag ohne Wasser – aber so langsam nähern wir uns wieder besseren Verhältnissen und der Regen hat auch fürs Erste nachgelassen.

Unser Leben in Indien – es hilft mir, so viele Dinge in meinem “anderen Leben” wertzuschätzen.

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