Da bin ich wieder; vor wenigen Stunden gelandet, zurück aus einer Reise in eine andere Welt. Ich fühle mich noch immer benommen, versuche, die Eindrücke, Erlebnisse und Gespräche zu ordnen, zu fassen…daher vorerst nur ein kurzer Einblick und ein schnelles Update, um zu sagen: ja, mir geht es gut.
Ich habe für einige Tage meine liebe Freundin Fitore in Sarajevo besucht. Kennen gelernt haben wir uns in Vancouver, seither sind wir stetig näher zusammengewachsen, es gibt vieles, was uns verbindet.
Vor wenigen Monaten ist Fitore zurück nach Europa gekommen – Grund dafür waren unschöne Eriegnisse in ihrem Leben. Und auch der Aufenthalt in Bosnien bei ihren Eltern ist von viel Traurigkeit und Anstrengung begleitet worden. Ihre nächsten Schritte werden sie vorerst nach Neuseeland führen…und dann, wer weiss.
Um den Zeitpunkt zu nutzen, an dem Fitore sich in Europa aufhält, und um ihr Kraft zu spenden für die nächsten Schritte ging es für mich kurzerhand ab nach Sarajevo zu einem 4-tägigen Besuch.
Und damit rein in eine andere Welt.
Sarajevo ist eine Stadt voll von unterschiedlichen Kulturen, geprägt durch verschiedene Ausrichtungen in der Geschichte, und so trifft man je nach Stadtteil auf türkische, ungarische oder österreichische Einflüsse (im Gebäudestil, in den kulinarischen Spezialitäten und in den Religionen erkennbar).
Ich wäre so gerne noch viel tiefer in die Stadt eingetaucht – aber das ist sehr schwer. Die Menschen dort tragen alle ihre Bürden, die Narben des Kriegs sind überall spürbar – und so richtig vorbei ist es auch noch nicht. Nato-Soldaten, die an den Ecken stehen, Nationen und Religionen, die sich ihre separaten Stadtteile gesucht haben…es ist greifbar, aber man spricht nicht gerne darüber.
Fitores Cousin hat mir einen kurzen Einblick geben können, er war 16, als er das Land im letzten Moment verlassen hat.
Neben all den schweren Geschichten, die kaum nachvollziehbar sind als “Aussenstehender”, war es umso ergreifender zu sehen, mit wieviel Heiterkeit versucht wird, weiter durchs Leben zu gehen. Diese Nähe, die ich in der Familie spüren dürfte, das Füreinander-da-Sein und sich gegenseitig Kraft geben..auch hier sagen Bilder wohl mehr als Worte:
Es gäbe so viel zu erzählen, in meinem Kopf dreht sich wieder einmal so vieles auf einmal. Aber längst nicht alle Geschichten davon sind für die Öffentlichkeit – und für die anderen Geschichten fehlt mir gerade etwas Energie. Ich muss erstmal verdauen – und zudem ruft es auch wieder, mein Bettchen: das bisschen Schlaf, das vor mir liegt, werde ich nun nutzen.