Strassenbahn fahren in Toronto – ein Erlebnis für sich. Meine erste Begegnung mit den Strassenbahnen in Toronto hatte ich ja bereits bei meinem kurzen Konferenz-Besuch im Februar. Und schon damals war ich begeistert von dieser süssen kleinen Spielzeugausgabe einer Strassenbahn.
Die Strassenbahnen hier in Toronto bestehen nur aus einem Wagen, sind also ziemlich kurz. Sie haben auch nicht wirklich viel Ähnlichkeit mit den super modernen “Trams”, die ich aus der Schweiz her kenne. Sie haben einen etwas nostalgischeren Touch – aber mit weniger Charme 🙂
Strassenbahnen sind etwas feines, bevorzuge ich allemal vor einem Bus. Aber ich habe das Gefühl, dass ich das Strassenbahn fahren hier schnell von einer anderen Seite kennen lernen werde…wenn ich dann im Winter nicht mehr mit meinem Radl rumdüsen kann und mir mit anderen dick gepolsterten Winterjacken-Trägern so einen kleinen Waggon teilen darf.
Das Strassenbahnnetz in Toronto ist mit 11 verschiedenen Routen das grösste Netz in Nordamerika. (Naja, so wirklich verbreitet sind Strassenbahnen hier auch nicht 🙂 In Vancouver gibt es zum Beispiel überhaupt keine Strassenbahnen, nur noch verlassene Gleise aus dem 19. Jahrhundert. Und in Ottawa ist mir auch keine Strassenbahn begegnet.)
Nordamerika ist ja in erster Linie ein Auto-Land und nicht wirklich bekannt für seine öffentlichen Verkehrsmittel. Daher bin ich hier in Toronto wirklich positiv überrascht. Und gleichzeitig fallen einige - aus europäischer Sichtweise merkwürdigen – Besonderheiten auf:
– Die “Haltestellen” in der Innenstadt sind lediglich durch einen kleinen Zettel an einem Pfosten gekennzeichnet. Halt ist auf Verlangen, sprich, man darf sich eine Strassenbahn “heranwinken” 🙂
– Strassenbahnen teilen sich die Strassen mit Autos (heisst: es gibt keine eigentliche Strassenbahnsur, sondern die Autos fahren vor oder hinter einer Strassenbahn her). Wenn eine Strassebahn anhält, dann muss in einigem Abstand jeder andere Verkehrsteilnehmer (auch Radfahrer!) anhalten.
– Diese Zettel-Stops befinden sich überwiegend direkt an einer Ampel. Das wiederum bewirkt, dass der gesamte Verkehr sich nur seeeehr langsam in der Innenstadt fortbewegen kann – weil eine Strassenbahn gerne vor der grünen Ampel stehen bleibt und keiner weiterfahren darf. Ein wahrhaft durchdachtes System 🙂
– Strassenbahnfahrer machen auch gerne Tricks. Sitzt man in einer Strassenbahn, kurbeln sie zwischendurch einfach mal an ihrer Anzeige rum und geben ein neues Ziel an. Man kann also nie sicher sein, dass die Richtungsanzeige einer Strassenbahn auch tatsächlich das Endziel ist =) (So habe ich auf meiner letzten Fahrt für einen Weg, der angeblich 30 Minuten hätte dauern sollen, schliesslich 60 Minuten gebraucht, um ans Ziel zu kommen – weil die Strassenbahnen unterwegs entweder gar nicht mehr weitergefahren sind oder schnell mal ihr Ziel geändert haben).
– Ein Ticket kann man nur in der Strassenbahn lösen – und dies auch nur mit Kleingeld, was man direkt beim Fahrer in eine Art “Sparschwein” wirft (keine Ahnung, woher die wissen, ob man auch die korrekte Anzahl an Münzen eingeworfen hat). Fahrkartenautomaten gibt es nicht. Aber: man kann in Drogerien sich sogenannte “Coins” kaufen. Das sind Mini-Münzen (die sind wirklich super winzig, prädestiniert zum verlieren), die man ebenfalls in das Sparschwein wirft. Auch dies: eine völlig bekloppte Erfindung.
– Strassenbahnen kommen auch nicht wirklich regelmässig oder nach einem festen Zeitplan. Das bringt einen Kanadier aber nicht aus der Ruhe, es wird brav in einer Warteschlange an der Haltestelle gewartet.
Ja, so st das hier, in der “neuen Welt”. Ganz schön – anders 🙂 Und dafür eben immer wieder ein Erlebnis wert.
Haha, die sind ja putzig, die Strassenbähnchen 🙂 Ich werd in Bern auch mal ein Tram heranwinken, mal schauen obs klappt :-p
big hugs aus Bern!
sweet, nicht wahr? 🙂 Musste extrem schmunzeln, als ich die zum ersten Mal gesehen hab…aber da die ja keine extra Spur haben, müssen sie natürlich auch kurz sein, sonst würd der Verkehr hier überhaupt nicht mehr vorwärts kommen 🙂
Grüsslis in das wunderschöne Bern!!