Nach meinem intensiven Wiedersehens-Marathon mit so vielen lieben Menschen in Frankfurt und in der Schweiz brauchte ich eine kurze Atempause und etwas Zeit fĂŒr mich (zum verschnaufen, aber auch zum arbeiten). Daher ging es von der Schweiz ab ins AllgĂ€u. Ganz genau: nach Blaichach. Das liegt zwischen Immenstadt und Sonthofen, nicht weit von Oberstdorf entfernt.

Ich war noch nie im AllgĂ€u, auf der Karte sah es aber nach einem schön gelegenen Fleckchen Erde aus. Und das war es in der Tat! Die Fahrt von ZĂŒrich verlief problemlos und es wurde immer weisser und winterlicher, je nĂ€her ich ins AllgĂ€u kam. In Blaichach angekommen, holte mich meine Vermieterin von meinem gebuchten AirBnB sogar am Bahnhof ab weil es so sehr schneite.

Was fĂŒr ein perfekter Ort, um etwas Ruhe zu bekommen. Ich hatte hier eine schöne, kuschelige Wohnung mit Kamin und Badewanne, hier konnte ich mich sofort wohlfĂŒhlen.

Nach meiner Ankunft war ich aber auch erstmal ziemlich kaputti, da ging nicht mehr viel. War dann wohl doch viel los die vergangenen Tage.

DafĂŒr wachte ich am nĂ€chsten Tag (Sonntag) mit neuer Energie auf. Draussen schneite es noch immer, wir mussten ĂŒber Nacht fast einen halben Meter Schnee bekommen haben. Ich startete meinen Tag zunĂ€chst mit FrĂŒhstĂŒck + Arbeit, machte mich dann aber auf Erkundungstour. Mit so viel Schnee hatte ich nicht gerechnet, bin nur mĂ€ssig gekleidet fĂŒr das Wetter, aber ich musste mich dennoch auf eine kleine Winterwandertour begeben.

Es war wirklich magisch hier. Nur wenige Schritte von meiner Wohnung entfernt war ich auch schon in schönster Natur. Hier rodelten die Kids den Hang hinunter und ich folgte verschneiten Wegen den Berg hinauf. Irgendwann traf ich sogar auf Skispuren. Hach, was gĂ€be ich darum, meine Skier hier zu haben! Die Gegend hier ist perfekt fĂŒr leichte Skitouren 🙂

Der Schnee wurde immer tiefer, die BĂ€ume wurden dichter – und plötzlich kam ich an tolle Schluchten mit eingefrorenen Mini-WasserfĂ€llen und einem breiten Fluss. Herrliche Schneelandschaft, auch ohne Skier!

Nun wurden meine FĂŒsse aber langsam wirklich nass, meine Jeans war eh schon durchgeweicht, also Zeit fĂŒr den RĂŒckweg. Der fĂŒhrte mich durch einige kleine Dörfchen hindurch (die haben hier sogar KĂ€seautomaten, was fĂŒr eine geniale Idee!), bis ich schliesslich wieder in Blaichach rauskam.

Nach dieser herrlichen Wanderung musste ich mich erstmal aufwĂ€rmen – und testete die Sauna in Sonthof am Abend. Auch dies war ein herrliches Erlebnis: erstmal, ĂŒberhaupt: SAUNA! Und zwar so richtig, nicht so Schickimicki und nur im Badeanzug, wie es hier in Kanada ĂŒblich ist (wobei saunen hier generell eine Seltenheit und auch wirklich Luxus ist), sondern frei und ungezwungen :D. Die Sauna hatte einen riesigen Aussenbereich, und bei dem vielen Schnee konnte man sich also nach dem Saunagang in den frischen Schnee schmeissen! Fantastisch, ich war im siebten Himmel. Es war jede Menge los hier (gefĂŒhlt war das gesamte OberallgĂ€u versammelt), ich habe frische AufgĂŒsse und Salzpeeling mitgenommen und mich fast schon als Teil vom AllgĂ€u gefĂŒhlt 🙂 Ein guter Start.

Das war also Tag 1. Fein. Die nÀchsten Tage habe ich dann einen guten Rhythmus gefunden zwischen arbeiten am Morgen, kleinere Erkundungstouren am Nachmittag, mehr arbeiten am Abend.

Ich war in Immenstadt: sehr klein und ehrlich gesagt: wenig aufregend.

Ich war in Oberstaufen (habe dort eine weitere Sauna getestet – dort gibt es Saunen mit Blick auf die Berge!).

Ich habe auch eine Wanderung auf den Hausberg versucht, den GrĂŒnten. Aber ich musste am Fuss des Berges einsehen, dass ich dafĂŒr mit meinen Halbstiefeln wirklich nicht passend gekleidet war…

…also habe ich mich stattdessen auf den Weg nach Oberstdorf gemacht, auch schick.

Und damit kam mein Besuch im AllgĂ€u auch schon zu einem Ende. Von hier aus ging es weiter mit Bus und Bahn Richtung Fulda. Es gab zwar etwas Schnee-Chaos unterwegs, ZugĂ€nderungen und neue Verbindung (deutsche Bahn eben), aber ich hatte keinen Zeitdruck, daher verlief fĂŒr mich dennoch alles prima.

RĂŒckblickend war ich sogar froh, wie toll es lief – denn einen Tag spĂ€ter wĂ€re ich mit der Bahn wohl um MĂŒnchen stecken geblieben, wie so viele andere Reisende, die dann sogar im Zug ĂŒbernachten mussten.

Fulda war ebenfalls fein: die Kinder werden immer grösser, die Stimmung war fein, es gab sogar einen kurzen Bummel ĂŒber den Weihnachtsmarkt.

Ja, und dann kam der Hauptakt, der Grund, warum ich ja eigentlich hier war und diese Reise machte: Tante Roswitha’s 90. Geburtstag. Mensch, 9 Jahrzehnte, was fĂŒr eine FĂŒlle an Leben, Erfahrungen, Erlebnisse…Wahnsinn! An ihrem eigentlichen Geburtstag konnten wir nur anrufen, sie hörte sich prima an und sogar der BĂŒrgermeister kam vorbei, um zu gratulieren.

Zwei Tage spĂ€ter dann die plötzliche Nachricht: Roswitha liegt im Krankenhaus mit gebrochener HĂŒfte und gebrochenem Arm. Grosser Schock. Aber gleichzeitig auch eine riesige Inspiration und Vorbild: als wir sie im Krankenhaus anriefen, kam kein Wort der Verzweiflung. Stattdessen nur eine klare Anweisung: ich will, dass trotzdem gefeiert wird. Mit oder ohne mich, ich möchte, dass all die Menschen zusammen kommen.

Und so wurde es gemacht. Wir fuhren wie geplant nach Essen, es gab jetzt eben noch einen ungeplanten Krankenhausbesuch, aber wir feierten, assen, tranken und lachten zusammen. Manchmal kommt es eben anders…

Es gab sogar eine kleine FamilienzusammenfĂŒhrung, da auch Verwandtschaft aus dem Vogtland anreiste, die wir bisher noch nicht kannten (oder nur mal kurz als Kinder getroffen haben, die Erinnerungen daran sind vage).

Jetzt drĂŒcken wir erstmal ganz fest die Daumen, dass Roswitha wieder schnell auf den Beinen ist! Und dann holen wir die Feier nĂ€chsten Sommer nach 🙂

FĂŒr mich startete damit auch der letzte Abschnitt meines Besuchs. Es ging noch einmal zurĂŒck nach Frankfurt zu Coco, zurĂŒck zu herrlichen, gemeinsamen morgendlichen Joggingrunden (habe osgar prĂ€chtige Hirsche an einem Morgen gesehen!).

Dann gab es noch einen kleinen Abstecher nach Wiesbaden, wo ich Olivia besuchte: wir haben uns damals bei meinem ersten Umzug nach Vancouver in 2009 am Flughafen kennen gelernt. Olivia besuchte damals Verwandte fĂŒr 3 Monate und irgendwie hat es gleich geklickt zwischen uns. Jetzt haben wir uns auch schon wieder 10 Jahre nicht gesehen – und unser Wiedersehen war herrlich!

Und schliesslich der grosse RĂŒckreisetag, den ich bislang verdrĂ€ngte und der auch echt lang war diesmal: morgens um 5.45 Uhr stapfte ich mit gepacktem Rucksack von Coco aus zur Strassenbahn, nahm den Zug nach Paris (klappte alles prima), musste dann 20 Minuten zu einem anderen Bahnhof in Paris laufen, von wo ein Zug zum Flughafen ging (auch das lief ganz gut), dann den Flieger nach Calgary nehmen und noch einmal umsteigen nach Vancouver.

Der Pariser Flughafen (Charles de Gaulles) war ĂŒbrigens super schlimm und extrem chaotisch. Dagegen ist Frankfurt ein strukturiertes TrĂ€umchen. In Paris gab es zunĂ€chst Fehlinformationen zum Abflug-Gate (und da der Flughafen riesig ist, heisst ein anderes Gate mal eben 20-30 Minuten Suchzeit), als ich dann endlich meinen Rucksack einchecken konnte und zum Security Check lief, stand ich ab da zwei Stunden nur in Warteschlangen. Vom Security Check-in (auch ein einziges Chaos) zum Verbindungs-Bus (wir mussten irgendwie dann doch woanders hin??), zur Passkontrolle zu noch nem Bus und schliesslich zum boarden. Puh! Das will ich nicht noch einmal.

Insgesamt war ich diesmal 22 Stunden unterwegs. Aber dafĂŒr hatten wir einen tolle Sonnenuntergang auf dem Flug 🙂

Jetzt also wieder: Vancouver. Hm, muss erstmal gedanklich hier wieder ankommen, das braucht immer eine Weile.

Euch allen einen guten Start ins Wochenede!

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