Nun haben wir doch noch einmal schnell das Zelt ausgepackt, bevor es dafür in diesem Jahr wohl zu kalt wird. Für uns stand ein langes Wochenende an, das war die perfekte Gelegenheit, mit Freunden (Peter und Dace) zusammen ein Camping- und Wanderwochendende zu planen.

Nach einer regnerischen Woche hatten wir damit den Jackpot getroffen: unser Campingausflug war spitzenmässig. Sonnenschein (oder zumindest trocken), eine herrliche Farbenpracht, Temperaturen noch gerade knapp über dem Gefrierpunkt.

Am Samstag morgen ging es früh los (da sind die Strassen noch etwas leerer), ab in den Nationalpark (etwa 3 Stunden Autofahrt von Vancouver). Wir trafen Peter und Dace unterwegs und machten uns dann erst einmal auf die Suche, nach einem geeigneten Campingplatz. Es hätte uns eigentlich nicht überraschen sollen, dass wir nicht die Einzigen waren, die das lange Wochenende für ein letztes Outdoor-Erlebnis nutzen wollten – aber insgeheim habe ich wohl gehofft, dass die kälteren Temperaturen die Mehrheit vom Campen abschrecken wird. Dem war leider nicht so 🙂

Wir fanden dann aber doch noch einen schönen Platz, direkt an einem Fluss gelegen.

Nachdem das geregelt war, machten wir uns auf eine kleine “Aufwärmwanderung”. Wir fuhren zu einer schönen Aussichtsplatform und wanderten durch die alpine Landschaft. Im Sommer spriessen hier jegliche Blumenarten wie verrückt; jetzt im Herbst sah es etwas frostiger aus – aber auch das sorgte für eine schöne Landschaft.

Wir bekamen also einen ersten Vorgeschmack auf den Winter – aber noch wollten wir uns am Herbst laben. Nach dieser gemütlichen Runde machten wir uns an unsere nächste Aufgabe: Feuerholz finden. Der Abend wird kühl werden, da braucht man etwas, um sich aufzuwärmen. Zum Glück hatten wir Peter dabei, der für sein Leben gerne Bäume klein sägt und Holz spaltet.

Dank Peter konnten wir nun also den Abend geniessen: wir kuschelten uns zusammen an einem wohligen Feuer und bereiteten Steaks und Chili con carne zu. Wenn das mal kein perfekter Abend ist 🙂

Nach einer frischen Nacht (Wilson und ich haben aber zum Glück dicke Winterschlafsäcke) starteten wir auch am nächsten Morgen recht zeitig, gegen 7 Uhr. Für heute stand eine längere Wanderung auf dem Programm: eine Rundwanderung zu Mount Frosty, die knapp 30 km betrug. Da wollten wir nicht zu spät aufbrechen.

Wir fuhren zum Startpunkt für diese Wanderung und wollten noch einen letzten Toilettenstop einlegen – da warteten schon ca. 20 Leuten vor den Plumbsklos. Wir waren also nicht nur nicht die Einzigen, die das Wochenende fürs Campen nutzten, nein, wir würden wohl auch nicht alleine auf dieser Wanderung unterwegs sein 😀

Was solls, da mussten wir nun durch. Die Wanderung war – bis auf die vielen Menschen und Hunde – herrlich. Zunächst ging es für einige Stunden durch den Wald hoch, zwischendurch konnte man immer wieder einmal einen schönen Blick auf die Bergketten ringsherum und die Seen unter uns werfen…

…bis wir schliesslich an eine schöne Ebene ankamen, wo sich die Lärchen in ihrem schönsten Gelbtönen tummelten. Was für eine Farbenpracht, einmalig. Diese Nadelbäume ändern ihre Farben nur einen Monat lang – was wohl ein weiterer Grund war, warum sich dieser Wanderweg einer so grossen Beliebtheit freute.

Und dann türmte er sich vor uns auf, der Mount Frosty. Ich kam mir vor, wie auf einer Pilgerfahrt: Menschenschlangen wanden sich langsam den Berg hinauf. Der beeindruckende Blick lenkte mich jedoch genug von dieser Massenveranstaltung ab. (Wilson war der Meinung, dass wir diesen Berg vor einigen Jahren mit Skiern attaktierten – was ich schon wieder total verdrängt hatte; sieht doch anders aus im Winter :)).

Irgendwann hatten wir es geschafft und uns ein Plätzchen auf dem Gipfel ergattert – neben vielen Gruppen, die alle auf der Suche nach dem perfekten “Instagram-Photo” waren und sich sogar gegenseitig filmten. (Man, das Wander-Feeling hat sich ganz schön geändert über die Jahre).

Von hier aus ging es nun den Rundweg entlang wieder hinunter in das Tal. Wir hatten Glück: es gab fast niemanden, der den Rundweg wanderte, die Mehrheit nahm denselben Weg zurück, den sie aufgestiegen sind. Damit hatten wir eine ganz andere Stimmung und genossen die Stille und die Farbenpracht.

Der Wanderweg führte uns sogar ganz kurz an dem berühmten Pacific Crest Trail entlang (ein 4,300 km langer Wanderweg von Kanada durch die USA nach Mexiko), vielen vielleicht bekannt durch den Film “Wild“. Wir waren hier so nah an der amerikanischen Grenze, man konnte sie sogar vom Gipfel aus sehen!

Von hier aus war es noch etwas eine Stunde, bis wir an unserem Ausgangspunkt ankamen.

Was für eine wunderbare Herbstwanderung! Wir fuhren zurück zu unserem Campingplatz, kuschelten uns wieder ans Lagerfeuer und genossen noch eine frische Nacht im Zelt. Wir hätten wohl kein besseres Wochenende finden können, um Manning Park in all seiner Farbenpracht zu geniessen. Auch wenn es sehr besucht war, wir hatten eine traumhafte Zeit und ein tolles Wochenende.

Und nun: einen guten Wochenstart 🙂

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