Wir sind wieder heil zurĂŒck gekommen, von unserem Trip runter nach Washington, wo wir den Mt Rainier besteigen wollten.
Ziemlich hektisch starteten wir am Donnerstag morgen. Unsere Gruppe ist von ursprĂŒnglich 6 auf 4 Personen geschrumpft (was leichter zu koordinieren war), und dennoch gab es einige Hindernisse: zuerst hat Anthony seinen Pass verloren (wir fanden ihn zum GlĂŒk wieder-in einem Busch, wo er auf uns gewartet hatte :)), Wilson verlor seine Kaffeekanne (die er auf seinen riesigen Autreifen abgestellt hatte-und dann wohl drĂŒber gerollt ist :D), Ryan vergass sein Ticket, welches wir fĂŒr den Nationalpark in den USA brauchten…dauerte eine Weile, bis wir alle sieben Sachen zusammen hatten und endlich gen Grenze rollten.
Etwas mehr als 6 Stunden dauerte die Fahrt. Um den Mount Rainier zu besteigen, muss man sich im Nationalpark bei der Ranger Station anmelden und eine Genehmigung bekommen. Bergbesteigungen sind in den USA so populĂ€r und die Nationalparks sind leicht zu erreichen und haben jede Menge toller ZeltplĂ€tze, dass man sich hier jetzt schon “anstellen” muss, um auf den Berg zu kommen. Wie bekloppt.
10 Minuten, bevor die Ranger Station dicht machte, schafften wir es dann doch noch in den Park. Wir eilten schnell in das Ranger-HĂ€usschen, um unsere Genehmigung zu bekommen. Und wir hatten GlĂŒck: wir durften unseren Aufstieg am nĂ€chsten Tag beginnen, allerdings gab es fĂŒr die heutige Nacht keinen Zeltplatz mehr. Wir mussten also aus dem Park wieder hinaus (freies Zelten ist in Nationalparks nicht erlaubt) und uns ein ruhiges Eckchen am Wegesrand suchen. Wir fanden auch eine nette Ecke – direkt am White River – erkundeten die Gegend noch etwas und betteten uns schliesslich zur Ruh.
Morgens um 6 Uhr ging es dann raus und ab in den Nationalpark. Nun wurde es ernst: Rucksack mit Zelt und Schlafsack aufgesetzt, Seil, Klettergurte und Steigeisen nicht vergessen – und losgewandert.
Unsere erste Etappe sollte uns bis zum “Basecamp” bringen, dem Schurman Camp auf knapp 3000 Metern Höhe. Die Strecke dorthin betrug nur 12 Kilometer – doch die enthielten ausserdem 1700 Höhenmeter, die wir raufkraxeln mussten.
Anfangs ging es noch schön gemĂŒtlich, durch alpine Landschaft, die grossen Geltscher direkt vor uns.
Schliesslich erreichten wir den Gletscher mit seinem grossen Schneefeld (auf 2000 Metern), der von zahlreichen Gletscherspalten durchzogen war. Wir sahen zwei Gruppen heruntersteigen, beide waren angeseilt – also packten wir auch unsere Materialien aus. Klettergurt an, Seil ausgepackt – und dann ging es im GĂ€nsemarsch als angeseilte 4er Gruppe hinauf. Gar nicht so einfach einen gemeinsamen Rhythmus zu finden đ
Der Aufstieg zog sich endlos hin. Die brennende Mittagssonne machte es auch nicht sonderlich besser. ZĂ€h und endlos fĂŒhlte sich die Besteigung an, jeder Schritt wurde schwerer und schwerer. Nach 45 Minuten hatten wir gerade einmal 100 Höhenmeter hinter uns. Und noch einen laaaaangen Weg vor uns.
Die zahlreichen Gletscherspalten, die wir im Vorbeigehen sahen, waren beeindruckend. Noch nie stand ich so nah an einer Spalte – riesige Risse und endlose AbgrĂŒnde.
Nach 6.5 Stunden hatten wir dann endlich unsere Basecamp erreicht. Und waren nicht allein: eine kleine Zeltstadt war hier bereits aufgebaut. Und der Wind pfiff uns um die Ohren – da macht das Zeltaufbauen Freude.
Wir waren alle etwas erschöpft, die Stimmung neigte sich eher nach unten. Als unsere Zeltstange beim Aufbauen brach, war dies ein Auslöser fĂŒr eine riesige Frustrationswelle bei Wilson. Plötzlich fĂŒhlte sich alles so falsch an: die vielen Menschen um uns herum, der Wind, unsere Gruppe, die keinen richtigen Rhythmus finden konnte beim Aufstieg…
Es war 17 Uhr am Abend. Der Gipfel lag vor uns – noch einmal 1000 Höhenmeter mit bis zu 70% Steigung zwischendurch. 8-9 Stunden sollte man fĂŒr den Aufstieg rechnen – und bei der Hitze sollte man bis zum Mittag wieder beim Zeltplatz sein (noch einmal 4 Stunden fĂŒr den Abstieg). Das hiess also: Abmarsch um 22 Uhr.
Wir versuchten, etwas Schlaf zu finden. Aber bei den Menschenmassen keine Chance: wir waren umringt von Gruppen, die ein Ă€hnliches Ziel hatten und dennoch keine RĂŒcksicht auf andere nahmen. Dem Gemurmel nach zu urteilen hatten die wenigsten richtige Bergerfahrung – was um alles in der Welt machen die auf einem 4000er?? Es kamen noch weitere Gruppen an, noch mehr Gebrabbel, neue Zelte, die aufgestellt wurden…es war ein Gesumse und Gebrumme bis in die Nacht hinein, von Schlaf konnte nicht die Rede sein.
Um 22 Uhr streckten wir die Köpfe aus unseren Zelten: Anthony hatte WadenkrĂ€mpfe und wollte nicht auf den Gipfel rauf. Wilson hatte schlechte Laune und war mĂŒde, auch er fĂŒhlte sich nicht in der Stimmung fĂŒr eine Bergbesteigung. Und fĂŒr mich war es das erste Mal am Seil – das wollte ich nicht mit einem 2er Team machen. Schweren Herzens entschieden wir uns also gegen die Gipfelbesteigung und stattdessen frĂŒh am Morgen wieder ins Tal zu wandern.
Grosse EnttĂ€uschung bei mir: das wĂ€re mein erster 4000er gewesen. Und eine echte Herausforderung. Und nun kneife ich also und drehe all dem den RĂŒcken zu. Aber ich konnte Wilson nur zustimmen: irgendwie fĂŒhlte sich alles falsch an, da oben in dem Camp, mit lauter Bergtouristen. Da will ich gar nicht mitspielen.
Nach einer stĂŒrmischen Nacht und wenig Schlaf dann also der Abstieg. Hui,w ar das fein: runter geht es so viel einfacher als rauf! Nur 3 Stunden brauchten wir, bis wir wieder am Parkplatz und beim Auto waren.
Auch wenn es keine Gipfelbestiegung war: es war ein Erlebnis und hat mich beeindruckt. Und irgendwann kommt das nÀchste Ziel.